Die Zimmerer klopfen auf Holz

Vor zwanzig Jahren starteten die Vorarlberger Holzbauer eine international beachtete Initiative.
Schwarzach. (VN-sca) Holzbau in Vorarlberg – das war auch vor über zwanzig Jahren ein Vorzeigemodell. Nur sah das niemand so richtig, weil sich zwar jeder Zimmerer positionierte, aber die Leistung der Branche unsichtbar blieb. Auch die Zahlen ließen trotz augezeichneter Reputation zu wünschen übrig. Was tun? Der damalige Innungsgeschäftsführer in der Wirtschaftskammer, Matthias Ammann, gründete 1997 zusammen mit zahlreichen seiner Mitglieder die „Holzbau Kunst Vorarlberg“. Eine Initiative, die dem Holzbau den entscheidenden Vorwärtstrieb gab, wie die Zahlen zeigen: „Damals wurden jährlich zwischen 20 und 30 komplette Häuser errichtet. heute sind es rund 150 im Jahr“, rechnet Ammann anlässlich des heute, Freitag, in Schwarzach stattfindenden Vorarlberger Holzbautages vor.
2000 Holzhäuser in 20 Jahren
Rund 2000 Häuser sind in den zwei Jahrzehnten errichtet worden. Richtig groß ist die Nachfrage bei den Holzbauern im Bereich von Erweiterungen und Sanierungen. 6000 Bauten wurden mit Holz „aufgemöbelt“ und die Nachfrage im Land sei nach wie vor hoch, freut sich der Obmann der Holzbau Kunst, der Feldkircher Zimmerer Herbert Brunner. „Dank Vorfertigung geht ein Holzbau rasch, sauberer und emissionsärmer vonstatten als eine lange ,Staubbaustelle‘. Das geringere Gewicht des Baustoffs ermöglicht auch bei älteren gemauerten oder betonierten Häusern eine perfekte Anbindung.“ Über alle Baukategorien hinweg hat der Holzbau inzwischen einen Marktanteil von rund 25 Prozent des regionalen Bauvolumens erobert, so Holzbau Kunst-Geschäftsführer Matthias Ammann.
Gut ausgelastet
Auch im vergangenen Jahr war die Auslastung gut. Dieses Jahr entwickelt sie sich noch besser, klopfen Brunner und Innungsmeister Siegfried Fritz auf Holz. Vor allem junge Bauherrschaften setzen beim Bau ihres Hauses auf den regional nachwachsenden Rohstoff Holz. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, geschuldet den architektonischen Moden, die in Richtung Sichtbeton tendierten und den Preisanstiegen beim Holzbau, der in seiner Anfangszeit als günstig galt, aber im Lauf der Jahre das Niveau des sogenannten Massivbaus erreichte. Luft nach oben gibt es nach wie vor beim mehrgeschoßigen Holzbau, hier würden sich die Zimmerer wünschen, dass die Bauherrschaften engagierter auf die Vorarlberger Paradebranche achten. Denn eines hat die Initiative ebenfalls geschafft: Wenn von Holzbau die Rede ist, schaut man auch international auf Vorarlberg. „Bis heute gilt Vorarlberg als absolute Drehscheibe der modernen Holzbauarchitektur, weil hier die weltweit höchste Dichte an herausragender Holzbauarchitektur vorzufinden ist“, ist Obmann Brunner stolz und selbstbewusst und will den Export weiter ankurbeln, um den Holzbauern ein Auskommen zu sichern. „Aufgrund der hohen Dichte an Holzbaubetrieben ist die Arbeit außer Landes für uns unerlässlich, außerdem nimmt jedes Haus, das in den Export geht, auch 15 Prozent an anderen Branchen, also Spenglern, Trockenbauern oder Installateuren, mit.“
12. Holzbaupreis
1997 wurde auch der erste Holzbaupreis ausgeschrieben, der alle zwei Jahre und deshalb auch heuer wieder vergeben wird. Die Ausschreibung läuft bereits seit einer Woche. Der Preis war auch Anregung für andere Regionen und Länder. Heute veranstalten zahlreiche Regionen in Österreich, der Schweiz, Deutschland und Frankreich Architekturwettbewerbe mit dem Schwerpunkt Holzbau. „Trotzdem gilt der Vorarlberger Holzbaupreis noch immer als Benchmark in Sachen Architektur, Handwerk und Ökologie – obwohl bereits die zweite und dritte Generation an Planern und Handwerkern zu Werke geht“, so Ammann.
Sanierung mit Holz ist rasch, sauber und emissionsarm.
Herbert Brunner

Holzbau in Vorarlberg
» Gegründet: 1997
» Mitglieder: 49 Holzbaubetriebe, 65 Betriebe in der Holzindustrie und im Baustoffhandel, 35 Architekten und Planer
» Events: Kumm ga luaga (Tag der offenen Tür in Holzbauten) Holzbaupreis (zum zwölften Mal), Messebeteiligungen, Ausstellungen.
» Vorstand: Obmann Herbert Brunner, Stellvertreter Gerhard Martin und Siegfried Fritz, GF Matthias Ammann