„Zufriedenheit hat uns stark gemacht“

Hard. Günter Bischof ist Geschäftsführer der Hans Künz GmbH, Marktführer von schienengebundenen Containerkranen in Europa und Nordamerika und weltweit führender Hersteller von automatischen Elektrolysekranen. Im Interview spricht er über künftige Entwicklungen und wie man sich vom Mitbewerb unterscheidet.
Die Ursprünge von Künz liegen in Hochbaukranen. Wieso hat sich der Schwerpunkt später auf den Containerkranbau verlagert?
Bischof: Mit Baukranen hat man Anfang der 70er-Jahre aufgehört, weil es damals eine schwierige Zeit war. Dafür gab es Chancen für neue Bereiche und wir haben vor 40 Jahren den ersten Containerkran gebaut. Aus dem hat sich zunehmend der wesentliche Geschäftsbereich für uns entwickelt. In unserer Geschichte war es oft so, dass wir irgendwo ein Leuchtturmprojekt hatten, wo wir uns weiterentwickelt und darauf aufgebaut haben.
War es im Stahlwasserbau ähnlich? Künz rüstet ja auch Wasserkraftwerke aus und baut Rechenreinigungsanlagen.
Bischof: Davon gehe ich aus, es war wesentlich vor meiner Zeit. Oft war es so, dass ein bestehender Kunde bei uns nachgefragt hat, ob wir das auch noch machen können. Heute ist das Business schon anders. Im Containerkranbau weiß der Kunde genau, was er will, und macht eine Ausschreibung.
Heute sind Sie Marktführer von schienengebundenen Containerkranen in Europa und Nordamerika und weltweit führender Hersteller von automatischen Elektrolysekranen. Was schätzen die Kunden an Künz?
Bischof: Ich denke, ein Hauptelement ist Technologie und Innovation ausgerichtet auf den Kundennutzen. Was uns auch stark gemacht hat, ist die Zufriedenheit der Kunden, die deshalb Folgeaufträge bei uns platziert haben. In den letzten Jahren hat sich die Tendenz verstärkt, dass der Kunde auch, aber nicht nur auf den Erstpreis schaut, sondern auch darauf, wie sich eine Anlage über den Lebenszyklus verhält. Betriebskosten, Lebensdauer für Komponenten oder Wartungsaufwand – also die Leistungsfähigkeit der Anlage – sind ein großes Thema. Wir haben eine Reihe technischer Lösungen. Wenn man bedenkt, wie viel ein Bahnkran fährt, sind Radverschleiß und Laufverhalten ganz entscheidend. Da haben wir vor fast zehn Jahren eine Lösung entwickelt, die allen anderen am Markt überlegen ist. Auch im Bereich Hubwerk gibt es meiner Meinung nach nichts Besseres am Markt. Und es kommen zunehmend neue Themen auf uns zu, um die wir uns bemühen.
Welche sind das?
Bischof: Die Themen Automatisierung und Digitalisierung kommen heute in fast jedem Kundengespräch vor. Wir haben bereits seit Längerem Kran-Management-Systeme im Einsatz, mit denen wir Daten erfassen, um so dem Kranfahrer Informationen über Fehleralarme oder Wartungsthemen zu geben. Die Zukunft wird es sein, diese Daten zu verwerten und sie für die Entwicklung bei uns im Haus zu nutzen. Wenn man die Daten sammelt, die eine Anlage produziert, kann man daraus vieles für das Bauen und Betreiben der Anlagen lernen.
Wird dadurch der Entwicklungsaufwand größer?
Bischof: Ja, das kann man auf jeden Fall sagen. Technologie und Innovation waren immer wichtig für uns, aber wir haben vor drei Jahren noch einmal explizit einen Schwerpunkt darauf gelegt. Wir haben schon im Jahr 2000 angefangen, automatische Stapelkrane zu liefern, aber jetzt geht es in den Intermodal-Bereich und da wird es schwieriger, weil dort Menschen sind. Wenn ich ein Terminal abzäunen kann und niemanden reinlasse, ist Automatisieren wesentlich einfacher. Das sind Herausforderungen der Zukunft, an denen wir heute schon arbeiten. Gerade haben wir den ersten Intermodal-Kran ohne Fahrerkabine ausgeliefert.
Ist der Technologie-Fokus auch der Grund, wieso Künz nun eine Dreier-Geschäftsführung hat?
Bischof: Ja, denn Georg Schuch verantwortet die Produktion und den Montagebereich, ich das Kaufmännische. Mit David Moosbrugger haben wir nun einen dritten Geschäftsführer, der für Technik und Entwicklung zuständig ist. Wir sind ein gutes Team, das gut funktioniert.
Gibt es bei den Kranen physikalische Grenzen hinsichtlich der Dimensionen?
Bischof: Grenzen gibt es, aber sie sind meistens weiter von dem entfernt, als man bislang gedacht hat. Die Dimensionen werden größer, weil die Schiffe immer größer werden. Für uns ist das insofern gut, weil dadurch sehr viel und schnell be- und entladen werden muss, und das erfordert mehr Kapazität im Stapelbereich. Aber ich denke, wir sind wahrscheinlich inzwischen der physikalischen Grenze ziemlich nahe.
Wie viel Wettbewerb herrscht in Ihren Geschäftsbereichen?
Bischof: In den Bereichen schienengebundener Intermodalkran und automatischer Stapelkran gibt es Wettbewerb. Wir haben die letzten Stapelkran-Projekte in Tanger (Marokko) und Rotterdam gegen chinesische Mitbewerber gewonnen. Im Seehafen sind sie da, im Binnenland aber wiederum kein Thema. In Nordamerika stehen wir primär mit größeren, in Europa durchaus auch mit kleineren Firmen im Wettbewerb.
Wie schaut die Situation im Kraftwerksbau aus?
Bischof: Es ist derzeit ein schwieriges Umfeld, vor allem in Europa. Das hängt mit den Strompreisen zusammen, dass viele Investitionsvorhaben aufgegeben werden. Zum Glück haben wir einen Auftrag vom Stadtkraftwerk Graz, wo wir den Stahlwasserbau liefern. Und wir haben einen Auftrag an der kanadischen Westküste, was außergewöhnlich ist, weil wir bislang eher im deutschsprachigen Raum aktiv waren. Auch bei den Rechenreinigungsmaschinen tut sich in Europa sehr wenig, dafür aber in Nordamerika.
Seit 2004, seit ich Geschäftsführer bin, sind alle Gesellschafterbeschlüsse einstimmig gefallen. Das ist toll.

Kennzahlen
» Gegründet: 1932
» Eigentümer: Künz Holding (im Besitz der Gründerfamilie)
» Geschäftsführung:
Günter Bischof, Georg Schuch, David Moosbrugger
» Umsatz 2016:
108 Mill. Euro (+17,6 %)
» Investitionen 2016:
2 Mill. Euro
» Export: 91 %
» Mitarbeiter: 223 in Vorarlberg, 195 an anderen Standorten – Steiermark, Tschechien, USA
Zur Person
Mag. Günter Bischof
Geschäftsführer Hans Künz GmbH
Geboren: 16. April 1966
Ausbildung: Handelsakademie Bregenz, Studium Handelswissenschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien
Laufbahn: Beruflicher Start in einem Beratungsunternehmen, Nahrungsmittelindustrie, ab 1999 Finanzleiter bei Hans Künz GmbH, seit 2004 Geschäftsführer.
Familie: verheiratet, eine Tochter