60.000 Varianten und eine große Möglichkeit

In Tosters entsteht eine Wohnanlage, die günstig und energieeffizient ist und noch Einsparpotenzial hat.
Feldkirch. (VN-sca) Wie baue ich eine gemeinnützige Wohnanlage mit 18 Wohnungen, die sowohl wirtschaftlich als auch energetisch optimale Werte bringt? Diese Aufgabenstellung beschäftigt die Vogewosi, die Arbeiterkammer Vorarlberg, das Energieinstitut Vorarlberg, das Land Vorarlberg und das Forschungszentrum alpS.
Baunutzung erhöhen
Die Arbeiten an der Anlage sind fast schon im Finale und eines steht auf jeden Fall fest, wie der Architekt der Anlage, der renommierte Feldkircher Architekt Dietmar Walser (walser + werle architekten), bei einem Lokalaugenschein in der Anlage mit dem Direktor der Arbeiterkammer Feldkirch, Rainer Keckeis, feststellt: Wirklich herunter mit den Baukosten komme man nur, wenn die Baunutzung erhöht werden könne. Nur ein Stockwerk höher und die Kosten sinken deutlich – ein Anliegen, das natürlich auch der Vogewosi am Herzen liegt, ganz besonders aber der Arbeiterkammer. Diese hat in der Vergangenheit immer wieder Kritik an den hohen Wohnkosten, die insbesondere durch die hohen energetischen Anforderungen entstehen, geübt, aber auch an bautechnischen Vorschriften. Mit dem Projekt soll geklärt werden, was vernünftig umsetzbar ist, um Wohnen in Vorarlberg wieder leistbar zu machen.
Bautechnische Details
Dafür wurden aus rund 60.000 (!) technisch möglichen Varianten die optimalsten ausgesucht: Das Um und Auf in Sachen Energieeffizenz ist eine optimale Gebäudehülle. Daneben erhält das Gebäude eine Wärmepumpe, eine thermische Solaranlage und eine Abluftanlage. Es sind aber auch die bautechnischen Details, die Geld sparen. Wie schon bei Projekten wie den Riva-Häusern oder auch den derzeit von der Vogewosi realisierten „500-Euro-Wohnungen“. So wird etwa das Stiegenhaus über eine Lichtkuppel am Dach belichtet, der Heizraum ist nicht im Keller situiert, sondern in der Hausmitte im ersten Stock – das spart Leitungen und der Wärmeverlust ist deutlich geringer. Ebenso gibt es keine Stiegengeländer mit beiseitigem Handlauf. Auch in den Wohnungen sind die Räume so angeordnet, dass bei Wasser-, Heizungs- und Stromleitungen keine unnützen Meter gemacht werden müssen. Denn eines wollen alle am Projekt beteiligten auf keinen Fall: Sie wollen günstige Wohnungen, aber keine „billigen“ Wohnungen, welche die Wohnqualität für die künftigen Bewohner einschränkt, stellt AK-Direktor Keckeis vor Ort klar.
Und deshalb wird er, der auch Feldkircher Stadtrat ist, sich bei der Stadt Feldkirch für eine höhere Baunutzung stark machen. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, denn Lippenbekenntnisse zu einer Verdichtung waren zuletzt lange genug und von allen politischen Seiten zu hören. Allein bei der konkreten Umsetzung hapert es. Da blockieren vor allem die Bürgermeister als Baubehörde, die damit wiederum den Protesten der bereits wohnenden Bürger entgehen wollen.
Wir wollen günstige Gebäudekosten und hohe Wohnqualität.
Rainer Keckeis, AK Vorarlberg