Ein Machtwort in Milliardenhöhe

Markt / 27.06.2017 • 22:21 Uhr
In der Shopping-Suche werden eigene Google-Dienste bevorzugt.
In der Shopping-Suche werden eigene Google-Dienste bevorzugt.

EU-Kommission verhängt Rekordstrafe von 2,42 Milliarden Euro gegen US-Internetkonzern Google.

Brüssel. Wenn man bei Google nach einem Produkt sucht, werden prominent Kaufangebote mit Fotos und Preisen angezeigt. Die EU-Kommission brummte dem Internetkonzern nun eine Milliarden-Strafe auf, weil sich darunter keine Treffer aus anderen Preisvergleich-diensten fanden. Google wende das Verfahren beim Preisvergleichsdienst in 13 Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums an, darunter auch in Österreich. In allen 31 Ländern des EWR habe das Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung von meist mehr als 90 Prozent.

Der US-Internetkonzern muss nun 2,42 Milliarden Euro an Strafe zahlen, ein Rekord. Die Geldbuße wurde nach einem siebenjährigen Verfahren verhängt, in dem sich Yelp, TripAdvisor oder NewsCorp über den Rivalen beschwert hatten. 

Was ist „Google Shopping“, um das es hier geht?

Das sind die Produktanzeigen mit Fotos, Preisen und Links zu Händlern, die man bei einer Internetsuche über oder neben den eigentlichen Treffern angezeigt bekommt.

Wo sieht die EU-Kommission darin das Problem?

Eingeblendet werden an dieser Stelle nur Anzeigen, die Händler als Werbung bei Google platziert haben. Google verdient Geld, wenn Nutzer auf die Links klicken. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass Google den eigenen Service auf unlautere Weise bevorzugt und zugleich den Wettbewerb mit rivalisierenden Produkt-suchmaschinen verzerrt. Ihre Treffer kämen erst später in den Suchergebnissen – dort, wo Nutzer sie meist gar nicht erst sähen, auch wenn es vielleicht der bessere Deal sei.

Was will die EU-Kommission durchsetzen?

Google soll sein eigenes Shoppingangebot und konkurrierende Produktsuchmaschinen gleich behandeln. Ziel ist also letztlich, dass der Konzern den wertvollen Bildschirmplatz für Rivalen öffnet. Gegen Bezahlung war Google schon vor Jahren bereit dazu, blitzte damit aber bei Wettbewerbern und der EU-Kommission ab.

Was sagt Google dazu?

Der Internetkonzern stört sich zunächst einmal daran, dass die Kommission ihm eine marktbeherrschende Stellung bescheinigt, woraus erst der Zwang entsteht, der Konkurrenz gleiche Bedingungen zu bieten. Die Menschen starteten die Suche nach Produkten oft direkt bei Handelsplattformen wie Amazon oder Ebay oder kämen über soziale Netzwerke oder Anzeigen in Onlineshops, argumentiert der Konzern.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Kommission hat Google eine Frist von 90 Tagen gesetzt, die Vorgehensweise zu ändern. Ansonsten droht eine weitere Strafe von fünf Prozent der täglichen Umsätze der Google-Mutter Alphabet, das wären immerhin gut zwölf Millionen Dollar pro Tag.

Was könnte der Internetkonzern tun?

Google prüft, gegen die Entscheidung vor Gericht zu ziehen. Die Anzeige der Shoppinganzeigen in Europa muss Google unabhängig davon erst einmal verändern. Eine Alternative wäre, die Shoppingsuche hierzulande ganz einzustellen, das geschah nach Gerichtsentscheidungen mit einem News-Portal in Spanien. Theoretisch könnte Google die Anzeigenformate auch auf den Stand vor 2008 zurückdrehen, erst ab dann beanstandet die Kommission das Vorgehen.

Welche Folgen hat die Strafe für Google?

Die Folgen der Entscheidung sind viel weitreichender als der Geldbetrag an sich. Google muss sein Geschäftsmodell ändern, die Konkurrenten können vor Gericht Schadenersatz fordern. Google fürchtet auch, dass das harte Vorgehen der EU in anderen Kontinenten Schule macht.

Die Entscheidung der EU-Kommission könnte der Ausgangspunkt für ein härteres Vorgehen gegen Google in weiteren Bereichen sein.  Foto: Reuters
Die Entscheidung der EU-Kommission könnte der Ausgangspunkt für ein härteres Vorgehen gegen Google in weiteren Bereichen sein. Foto: Reuters