Damit Gutes auch gut bleibt

Industrie-Konjunktur läuft positiv. Anhaltender Aufschwung aber nur durch mehr Mut bei Standortpolitik.
Lustenau. (VN-reh) Der Vorarlberger Industrie geht es gut. Geschäfts- und Auftragslage zeigen sich deutlich positiver als noch zu Jahresbeginn, wie die aktuelle Konjunkturumfrage von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer zeigt. „Das erste Halbjahr ist für die Betriebe sehr gut gelaufen. Diese Entwicklung wird aber bis Jahresende nicht im selben Ausmaß beibehalten werden können“, sagt IV-Präsident Martin Ohneberg. Denn der Ausblick auf die kommenden sechs Monate ist nicht mehr ganz so positiv. Allerdings immer noch auf einem hohen Niveau.
Erfreulich für die Unternehmen ist die Tatsache, dass es bei den Verkaufspreisen zu einer Entspannung kommt. Knapp 90 Prozent der Betriebe erwarten sich gleichbleibende Preise in drei Monaten. Hauptgrund sind die Rohstoffpreise, die auf niedrigerem Niveau liegen. Dementsprechend stabil wird auch die derzeitige Ertragssituation eingeschätzt. Zudem können sich ein Drittel der Unternehmen vorstellen, mehr Mitarbeiter einzustellen. „Wenn man sie überhaupt findet“, skizziert Ohneberg die schwierige Situation bei der Fachkräftesuche.
Branchen unterschiedlich
So gut sich die Lage in der Vorarlberger Industrie auch zeigt, so unterschiedlich ist doch die Entwicklung in den einzelnen Branchen. Die stärkste Branche und zugleich jene, die den positiven Trend vorgibt, ist die Maschinen- und Metallindustrie, wie IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher erklärt. Unterschiedliche Signale zeigen sich in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Neben dem Lichtblick einer guten Geschäfts- und Auftragslage zeigt sich vor allem der Ausblick auf das kommende halbe Jahr zurückhaltender. Düster, so Industrie-Spartengeschäftsführer Michael Amann, ist das aktuelle Bild in der heimischen Textilindustrie. „Hoffnung bringt aber der Blick in die Zukunft. Über die Hälfte der Unternehmen erwarten eine bessere Geschäftslage.“ Durchwachsene, aber größtenteils positive Signale kommen indes von der Elektro- und Elektronikindustrie.
Zudem hat die Industriellenvereinigung bundesweit ihre Mitglieder zur aktuellen Zufriedenheit mit der Bundesregierung befragt. Dass diese nicht überbordend ist, überrascht dabei kaum. Das Vertrauen in die Politik fällt gering aus. In Vorarlberg zeigt sich immerhin noch eine bessere Tendenz. Auch mit dem Wirtschaftsstandort sind zwei Drittel der Vorarlberger Unternehmer sehr zufrieden oder zufrieden. Es sei zwar immer noch ein gutes Niveau, aber, „letztes Mal waren es noch 80 Prozent“, relativiert Ohneberg und sieht das als Beweis dafür, dass es mutigere Entscheidungen in Sachen Standortpolitik brauche.
Themen dringend angehen
Der nächsten Bundesregierung sei jedenfalls angeraten, dringende Themen wie Bürokratieabbau, Arbeitszeitflexibilisierung, Steuerquote und Lohnnebenkosten anzugehen. „Nur dann kann die aktuell gute Konjunktur in einen anhaltenden Aufschwung übergeführt werden“, so der IV-Präsident. Auch in Vorarlberg dürfe man sich nicht ausruhen. „Die Themen Raumordnung, Infrastruktur, Verwaltung gehören in Angriff genommen.“ Die Hoffnung gebe er aber nicht auf, dass sich in Zukunft etwas ändert. Jedenfalls seien die Wahlprogramme der Parteien eindeutig reformfreudiger. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt.
Die Maschinen- und Metallindustrie gibt den Trend vor.
Mathias Burtscher