Schnattern, zetern, gurren

Markt / 28.09.2017 • 19:27 Uhr
Raumplanung als Thema, das viele Bereiche trifft: Landestatthalter Rüdisser, Landesräte Rauch und Schwärzler mit  „Uhu“ Köbi Gantenbein.  sca
Raumplanung als Thema, das viele Bereiche trifft: Landestatthalter Rüdisser, Landesräte Rauch und Schwärzler mit  „Uhu“ Köbi Gantenbein.  sca

Landesgrünzone seit 40 Jahren. Forum Raumplanung im Zeichen der Neuausrichtung.

Lustenau Im Wochentakt wird derzeit die Raumplanung im Land diskutiert. Vergangenen Donnerstag lud die Initiative Vau hoch drei zum Tag der Raumplanung ins Vorarlberg Museum, um sich die Schweizer Raumplanung genauer anzuschauen; diesen Donnerstag die Abteilung 7A im Amt der Landesregierung zum Forum Raumplanung 2017 in den Gutshof Heidensand in Lustenau, auch diesmal mit Input aus der Schweiz. Als Gastredner hat man den Chefredakteur und Mitbegründer der Zeitschrift Hochparterre, des führenden Mediums für Architektur, Städte- und Raumplanung in der Schweiz, Köbi Gantenbein, nach Vorarlberg eingeladen.

„Fläche freigeschaufelt“

Der Querdenker aus Graubünden ließ zum Thema Raumplanung eine Vogelkonferenz zu Wort kommen, denn „geht’s den Vögeln gut, geht es den Menschen noch besser“, begründet er in seinem Vortrag die Wahl der Handelnden. Drossel, Amsel, Fink und Star nehmen dabei die Rollen der verschiedensten Interessengruppen ein. Zuvorderst aber verlieh er die „Ehrenfeder“ an den ebenfalls anwesenden früheren Raumplanungshofrat Helmut Feuerstein, der vor 40 Jahren für die Einführung der Landesgrünzone zuständig war. Auch nach Gantenbeins Einschätzung eine echte Pionierleistung, denn zuvor habe man „geteert, gebaut und versiegelt wie die Weltmeister“. Man habe damit eine Fläche „freigeschaufelt, die so groß ist wie der Kanton Appenzell Innerrhoden“, zieht er einen Vergleich zur Schweiz heran.

Seine Vogelschar schnattert, zetert, gurrt: Etwa darüber, wie die Landwirtschaft die Grünfläche derzeit nutzt „Wenn Landschaft nur grün ist, ist sie öd und leer“. Oder über die Klagen der Wirtschaft wegen der Raumplanungsbürokratie („Wir brauchen mehr Freiheit, der Preis regelt den Bodenverbrauch“). Und sie will mehr Diversität und mehr Verdichtung sowie vom Land eine Landschaftskonferenz und einen 10-Millionen-Euro-Fonds, um das Vorzeigeprojekt Landesgrünzone in die Zukunft zu führen.

Interessen-Spaziergang

Gantenbeins Einlassungen waren der Auftakt einer intensiven Diskussion der rund 150 Teilnehmer, darunter Raumplaner, Bürgermeister, Bauamtsleiter, Energiefachleute, Bauträger, Architekten, Landschaftsplaner, Wirtschaftsstandortentwickler, Landwirte, Naturschützer und – wie in Bregenz auch schon – Nachbarn aus der Schweiz, welchen der Umgang mit dem Raum Anliegen und Aufgabe ist. Für den zuständigen Landesrat, Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser, ist wichtig, dass die Vertreter der verschiedenen Interessen zuerst einmal ins Gespräch kommen, denn die Ergebnisse des Forums wie auch weiterer Veranstaltungen sollten ins Raumbild Vorarlberg 2020 einfließen. Ausgetauscht haben sich die Teilnehmer deshalb bei den Stationen eines Spazierganges. Dort wurden die Interessen – von der Naherholung über die Ökologie bis zur Landwirtschaft und Wirtschaft – von Moderatoren vor- und zur Diskussion gestellt. Auch ein philosophischer Dialog wurde angeboten. Da sollte doch nun was dabei herauskommen. VN-sca