„Politik ist ein Mannschaftssport“

Nicht jeder Politiker ist so freundlich wie Wolfgang Bosbach. Und nicht jeder sagt so deutlich, was er denkt.
Bregenz Wolfgang Bosbach ist ein Mann klarer Worte – dafür bewundern ihn die Menschen, schätzen ihn Politikerkollegen und liebt ihn das TV-Publikum. Er scheut nicht den Konflikt, bleibt sich immer treu und sagt über sich selbst, er sei an Solidarität und Loyalität nicht zu überbieten: „Politik ist ein Mannschaftssport. Wenn du versuchst, auf Kosten anderer zu glänzen, dann ist die Karriere schnell beendet.“ Neben den politischen Zielen stehen für den dreifachen Vater immer die Menschen im Mittelpunkt: „Ich versuche auch immer, guter Freund und guter Kollege zu sein.“ Das habe er in seinem wunderbaren Elternhaus gelernt. Nun scheidet ein großer Politiker der alten Schule aus dem Deutschen Bundestag aus. Als er bei seiner Abschiedsrede im Juni zum Ende kam, gab er seinen Kollegen einen abschließenden Gedanken mit: „Euch allen wünsche ich für die Zeit, die kommt, bei aller Härte der Auseinandersetzung: Geht immer ordentlich miteinander um!“
Abschied eines Rebellen
Mehr als zwei Jahrzehnte saß Wolfgang Bosbach im Bundestag. Für seine klare Linie und seine offene Kritik ist er über Parteigrenzen geachtet, hat es seiner CDU und Kanzlerin Merkel aber nicht immer leicht gemacht. Vor allem bei zwei Themen waren sich Merkel und Bosbach uneinig: die Euro-Rettung und die Flüchtlingspolitik. Dennoch wehrt sich Bosbach gegen die Titulierung als notorischer Merkel-Kritiker: „Ich würde mich bis heute für die Kanzlerin in jede Schlacht werfen. Aber in zwei für mich ganz zentralen Fragen war und bin ich nun einmal anderer Meinung.“ Wolfgang Bosbach ist ein Politiker, der für seine Überzeugung alles tut, nur eines nicht: andere mit allen Mittel bekehren: „Ich habe eine feste Überzeugung, aber ich verlange von niemandem, dass er sie teilt.“ Mit dieser Aussage beeindruckte er seinen SPD-Kollegen Burkhard Lischka sehr: „Dieser Satz von Wolfgang Bosbach wird mir wohl nie aus dem Kopf gehen. Ich teile viele seiner Ansichten nicht, aber es gibt nur wenige Politiker, die ich dafür so schätze wie ihn.“
Immer auf der Überholspur
Der CDU-Mann, den in seiner Heimat Bergisch Gladbach alle WoBo nennen, ist gelernter Einzelhandelskaufmann und machte sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. „Ich habe eine intelligente Schwester, die bis zum Abitur nur Einsen nach Hause brachte. Meine Noten waren hingegen nicht so beeindruckend. Ich hatte immer großes Interesse an den schönen Dingen des Lebens und machte für die Schule nie mehr als unbedingt notwendig“, so Bosbach, der nach dem Abitur sein Jura-Studium abschloss und bis heute als Rechtsanwalt tätig ist. Seit 1972 ist er Mitglied der CDU und seit 1994 im Bundestag. Bis zu seinem Ausscheiden war er stellvertretender Vorsitzender der Bundesfraktion und wäre beinahe Minister geworden – hätte er sich mit Kanzlerin Merkel einigen können. Bosbach ist Politiker mit Leib und Seele – immer erreichbar, immer auf der Überholspur. Sein Jugendfreund und Kirmesveranstalter Burkhardt Unrau, mit dem Bosbach oft Fußball spielte, beschreibt ihn so: „Bosbach ist ein Kämpfer, will immer den Ball haben, stürmt immer nach vorne. Und er ist der ehrlichste Mensch, der herumläuft.“
Wolfgang Bosbach subsumiert sein Leben unter „Glück“. Dabei hat die Familie immer eine große Rolle gespielt. Könnte er jemandem einen Orden verleihen, wären es seine Eltern: als Dank für eine wunderschöne Jugend und ihre Geduld mit ihm. Sein ganzer Stolz sind seine Frau und seine drei Töchter. Gesunde Kinder zu haben, die wenig Kummer machen, sei für ihn das größte Glück. Durch seine Krebserkrankung tritt er nun kürzer und zieht sich aus der Politik zurück. Auf die Frage, wie er sich heute selbst sieht, antwortet er nachdenklich: „Ein Mensch, der einiges erreicht, aber auch vieles verpasst hat. Ein Mensch, der heute viel öfter müde ist, als in der Vergangenheit. Und der sich zu oft fragt: Kannst du das alles schaffen, was du dir vorgenommen hast?“

Martha Schultz leitet mit ihrem Bruder ein gut aufgestelltes Tourismusunternehmen im Zillertal. Die Schultz-Gruppe ist einer der größten Seilbahnbetreiber Österreichs, zum Portfolio gehören auch Hotels, Skihütten, ein Reisebüro, Landwirtschaften, ein Golfplatz und eine Baufirma. Die Umsatzgrenze von 100 Millionen Euro wurde schon geknackt, mit unkonventionellen Ideen setzt die Firma neue Maßstäbe. Schultz ist Vizepräsidentin der WKO, ihr Anliegen: mehr Frauen in einflussreichen Positionen.

Michael Tojner ist Unternehmer und Befürworter der Erbschaftssteuer. Sein erstes Geschäftsmodell war ein Eiswagen, er gründete die Möbelkette Interio, betrieb Diskotheken und ein Café. Er begann, in Jungunternehmen zu investieren und hatte die Idee für Bwin. Heute ist das Unternehmen an der Börse und beschäftigt allein in Wien mehr als 1000 Mitarbeiter. Für ihn ist der größte Wert des Geldes die damit gewonnene Freiheit. Aktuell macht er Schlagzeilen mit den Plänen am Wiener Heumarkt.

Gerald Hörhan schloss sein Harvard-Studium für angewandte Mathematik und Wirtschaft mit Magna cum laude ab, arbeitete für JP Morgan in New York sowie McKinsey in Frankfurt und beriet zahlreiche Unternehmen beim Börsengang. Der Querdenker vertritt die Position, dass die Mittelschicht der größte Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklungen sei, offensiv und will den Jungen den richtigen Umgang mit Geld vermitteln. Der Investment-Punk ist bekannt für seine provokanten Thesen.

Norbert Zimmermann gilt als bescheidener Millionär, der bei seinen Schritten stets das Ziel vor Augen hat, zu reifen und persönliche Unabhängigkeit zu erlangen. Von der Politik erwartet der Vorarlberger, dass sie den Optimismus der jungen Gründergeneration nicht durch eine Vielzahl an Vorschriften zerstört. Durch den Spaß an der Arbeit sieht Zimmermann noch keinen Grund, in den Ruhestand zu gehen. Auch privat tritt er nicht leise, sondern lieber mit der Jazzband „Swinging Leaders“ auf.

Gerhard Zeiler kam als ehemaliger Pressesprecher der Bundeskanzler Fred Sinowatz und Franz Vranitzky mit journalistischem und politischem Boden in Berührung. 1986 wechselte er in die Medienbranche und war Geschäftsführer von RTL sowie Generaldirektor des ORF. Heute ist er als Vorsitzender des Auslandsgeschäfts des US-TV-Riesen Turner für 175 Sender in 200 Ländern verantwortlich. Nach dem Rücktritt Faymanns galt er neben Christian Kern als Kanzlerkandidat.

Karl-Theodor zu Guttenberg Von 2009 bis 2011 zuerst deutscher Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und danach bis 2011 Bundesminister der Verteidigung, ist nachwievor einer der bekanntesten und vor allem beliebtesten Politiker Deutschlands. Unabhängig von Parteipüräferenzen wünschen sich die deutschen Guttenberg zurück in der Politik. Seit seinem nicht ganz freiwilligen Abschied aus der Regierung berät er Firmen und Staaten. Tätig ist er auch für EU in Sachen Digitalisierung.
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