„Vorarlberg braucht nachhaltiges Start-up-Modell“

Markt / 25.10.2017 • 19:35 Uhr
Michael Breidenbrücker warnt davor, andere Start-up-Modelle zu kopieren. WKV
Michael Breidenbrücker warnt davor, andere Start-up-Modelle zu kopieren. WKV

Schwarzach Michael Breidenbrücker (45) ist unter anderem Gründer von Speedstartstudio.com und mit der Start-up-Szene eng verbunden. Sie sind ein „globales Erfolgsmodel“, das zunehmend neue Märkte erobert. Einen Blick auf Vorarlberg als Start-up-Standort wirft er im Interview.

 

Start-ups sind in aller Munde. Wie beurteilen Sie das als Co-Founder von Start-ups wie „Last.fm“ und erfahren der Investor?

Breidenbrücker Es gibt tatsächlich derzeit einen regelrechter Hype rund um Start-ups. Für mich ist das nicht unbedingt vorteilhaft und ich würde einen professionellen Umgang mit dem Thema begrüßen. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt darin, dass sich die Start-ups selbst in den letzten Jahren ungemein professionalisiert haben und ein globales Erfolgsmodell sind. Wir sehen derzeit eine zunehmende Anzahl von jungen Teams, die mit sehr effizienten Methoden neue Märkte erobern. Für solche Teams steht auch der Zugang zu Kapital offen und das ist dann in der Kombination ein sehr explosives Gemisch.

 

„Excubation“ und „Start-up as a Management Style“. Was hat es mit solchen englischen Begriffen auf sich und wie können Industriebetriebe von Start-ups profitieren?

Breidenbrücker „Start-up as a Management Method“ drückt eben genau diese Professionalisierung aus. Für bestehende Unternehmen, die mit veränderten Marktbedingungen konfrontiert sind oder Hürden in ihren Innovationsprozessen sehen, macht es oft Sinn, sich diese Methoden genau anzuschauen. Dabei gibt es einige interessante Modelle wie z. B. unser „excubation-Modell“, wo bestehende Unternehmen zusammen mit erfahrenen Gründern extern ein Projekt entwickeln und dann später als eigenes Start-up ausgründen oder zurück in die Unternehmensstruktur holen. Industriebetriebe ab einer gewissen Größe sollten sich jedenfalls mit aktiver Portfolio Entwicklung in der Form von M&A oder Venture Capital beschäftigen. Beteiligungen oder die Übernahme von Start-ups sollte gerade auch in Vorarlberger Industriebetrieben viel öfters passieren.

 

Wie sehen Sie den Start-up-Standort Vorarlberg und was können Initiativen wie „urban-village.io“ leisten?

Breidenbrücker Ich denke, man kann beruhigt sagen, dass inzwischen auch in Vorarlberg das Thema Start-ups in aller Munde ist. Dabei sollte man aber nicht den Fehler machen und die Modelle der Start-up-Ubs wie Silicon Valley, Tel Aviv oder Berlin und London blind kopieren. Vorarlberg braucht ein nachhaltiges Start-up-Modell und das schaffen wir nur dann, wenn wir die bestehenden Innovationsträger und Wirtschaftstreibenden mit an den Tisch bringen. Das ist meine Erwartung an Initiativen wie „urban-village.io“, die Raum schaffen für innovative und wachstumsorientierte Start-ups.

„Man kann sagen, dass inzwischen auch bei uns das Thema Start-ups in aller Munde ist.“