Der Walgau tickt kritischer

Zusammenarbeit im Walgau in Gemeinden und Wirtschaft weit fortgeschritten.
Nenzing Der Walgau ist neben dem Rheintal der wichtigste Siedlungs- und Wirtschaftsraum in Vorarlberg. Die Gemeinden links und rechts der Ill sind Standort einiger der größten Arbeitgeber des Landes, die gut unterfüttert sind mit einer leistungsstarken kleinen und mittleren Wirtschaft. Und die Walgauer Betriebe sowie Gemeinden sind in vielem dem großen Rheintal voraus. „Was dort noch Vision ist, wird im Walgau schon umgesetzt“, stellt Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg, fest. Burtscher präsentierte am Dienstagabend auf Einladung der „Wirtschaft im Walgau“ die Regionalauswertung für die Talschaft in den Räumlichkeiten des Start-up-Tischlers Die Koje in Bludenz.
Gemeinsame Lehrlingsmesse
Die Feststellung Burtschers wurde gerade wieder untermauert. Vergangenes Wochenende luden die Walgau-Betriebe gemeinsam zur Lehrlingsmesse in Nenzing – über 2500 Besucher konnten sich an den Messeständen von 52 Ausstellern, 42 Betrieben und zehn Institutionen (AMS, BIFO, aha etc.) informieren. 42 Mitgliedsbetriebe der Initiative „Lehre im Walgau“ stellten ihre Unternehmen und Ausbildungsmöglichkeiten vor. Auch die Gemeinden stehen nicht hintan: Sie betreiben Infrastruktur- und Sozialprojekte (etwa vernetzte Bauhöfe, Breitbandinternet, Walgau-Wiesen-Wunder-Welt etc.) gemeinsam. Das zeigt sich in der repräsentativen Umfrage „Wie tickt der Walgau?“ deutlich.
Auf die Frage, ob eine kleinteilige Gemeindestruktur beibehalten oder eine großräumige Entwicklung angestrebt werden soll“, wären die Walgauer mit 44 Prozent für großräumige Lösungen. In Vorarlberg insgesamt sind 37,3 Prozent der Befragten für die Zusammenarbeit von Gemeinden. Am meisten sträuben sich Montafoner und Bregenzwälder dagegen. Dort sprechen sich jeweils 72 Prozent für das Beibehalten einer kleinteiligen Gemeindestruktur aus.
Dichter und höher bauen
In einem immer brennender werdenden Thema zeigen die Walgauer ihre pragmatische Seite: 61 Prozent der befragten Walgauer sind dafür, dass der begrenzte Raum möglichst effizient genutzt wird, sie sind dafür, dass dichter und höher gebaut wird. Im ganzen Land sind nur (oder immerhin) 52,5 Prozent für eine Verdichtung.
Doch im Walgau ist man nicht per se für unternehmerfreundliche Lösungen, die Menschen schauen sehr genau darauf, ob das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Natur ausgewogen ist. Und damit sind Menschen in der zweitgrößten Talschaft nur bedingt zufrieden. Über 45 Prozent gaben bei diesem Thema die Noten „befriedigend“, „genügend“ und „nicht genügend“. Burtscher riet zu einer „offensiven Diskussion“, denn es gelte die wirtschaflichen Chancen und damit auch die Arbeitsplätze zu erhalten bzw. auszubauen. Der Walgau könnte sonst den Anschluss ans Rheintal verlieren, warnte der Industriellen-Vertreter.
Verbessern ließen sich noch der „offene Geist“ und die „Weltoffenheit“. Das finden auch die Menschen in Walgau. Auf die Frage „Wie schätzen Sie den offenen Geist und die Weltoffenheit in Vorarlberg ein?“ antworteten 60 Prozent mit „Befriedigend“ oder „schlecht“. „Überraschend in einem Land mit 60 Prozent Exportanteil“, so Burtscher.
Walgau-Umfrage
44,4 Prozent der Befragten im Walgau halten das Zusammenspiel von Natur und Wirtschaft für gut. Über 45 halten es für verbesserungswürdig.
61 Prozent sind dafür, dass höher und dichter gebaut wird. Klar mehr als im gesamten Bundesland mit 52,5 Prozent.
44 Prozent der im Walgau lebenden Menschen befürworten eine großräumige Entwicklung. In Vorarlberg sind das nur 37.3 Prozent.