So wenige Insolvenzen wie noch nie in Vorarlberg

Nur 65 eröffnete Firmeninsolvenzen im vergangenen Jahr. Minus bei Privatkonkursen.
Feldkirch, Wien An einem Tag gleich drei Insolvenzen (siehe rechts) – das ist in Vorarlberg im vergangenen Jahr so gut wie gar nicht vorgekommen und wahrscheinlich den Weihnachtsferien geschuldet. Denn die Zahlen des vergangenen Jahres sprechen eine andere Sprache, wie die am Montag vom KSV1870 veröffentlichten endgültigen Zahlen für 2017 zeigen: Übers Jahr verteilt waren es 2017 65 eröffnete Insolvenzverfahren – drei weniger als 2016 (-4,4 Prozent) – und 57, die mangels Masse nicht eröffnet wurden. Summa summarum: 122 Konkurse, ein Minus von 2,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2016.
Noch stärker gingen die Privatinsolvenzen zurück, wenn auch aus einem anderen Grund: Viele warteten nämlich das neue Privatinsolvenzrecht ab, das am 1. November 2017 in Kraft trat und für die Schuldner deutlich bessere Bedingungen mit sich bringt. 322 Privatinsolvenzen wurden 2017 in Vorarlberg eröffnet, ein Minus von 13,7 Prozent. 2016 waren es 373 Fälle. Die Passiva betrugen im Jahr 2017 rund 37 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es 44 Millionen Euro.
Nicht nur in Vorarlberg war das Jahr 2017 vom Rückgang geprägt, österreichweit war die Zahl insolventer Unternehmen mit nur 5079 ebenfalls rückläufig. Das ist ein Minus von 2,8 Prozent gegenüber 2016. Der KSV 1870 spricht in seinem Rückblick gar von einem „All time low“. Insgesamt wurde in Österreich über 3025 Unternehmen ein Insolvenzverfahren eröffnet, was zwölf Verfahren pro Gerichtstag entspricht. Betroffen waren davon ca. 16.300 Dienstnehmer
(- 15 Prozent), die Verbindlichkeiten nahmen gegenüber 2016 sogar um 35 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ab. Die größten Insolvenzen waren ungleich verteilt: Vier der fünf größten Firmenzusammenbrüche hatte Oberösterreich zu verkraften. Es handelt sich um die Imperial-Gruppe, die Wozabal-Gruppe (die allerdings angibt, dass ihre Dependance in Rankweil der Hauptgrund für den Konkurs sei), die Reifen Bruckmüller Gruppe sowie die FS Agrartechnik GmbH.
Die meisten Insolvenzen nach Branchen zählt der KSV1870 in der Gastronomie (inklusive Beherbergung), gefolgt von unternehmensbezogenen Dienstleistungen und der Baubranche, die sowohl an Zahl als auch an Höhe der betroffenen Schulden in den Top 3 liegt.
Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz, rechnet heuer mit einem leichten Anstieg der Insolvenzen, da nach seiner und nach Meinung anderer Experten wegen der anhaltend guten Konjunktur die Investitionen und im Zuge dessen auch die Zinsen wieder steigen werden. VN-sca
Insolvenzen 2017
5079 Firmen gerieten 2017 österreichweit in die Zahlungsunfähigkeit. In Vorarlberg gingen die Pleiten um
2,4 Prozent zurück.
47 Prozent der insgesamt 122 Insolvenzverfahren im Land wurden nicht eröffnet. Ob eröffnet wird oder nicht, liegt an der Einschätzung des Gerichts.
37 Millionen Euro Passiva verzeichnet der KSV1870 bei den 322 Privatinsolvenzen in Vorarlberg, das sind rund 115.000 Euro Miese pro eröffneter Insolvenz.