Schokolade naschen und Kleinbauern fair bezahlen

Vorarlberger Unternehmen Pfanner und Gunz ganz vorne bei Fairtrade-Produkten.
Mäder Die Gunz Warenhandels GmbH liefert Lebensmittel in derzeit 95 Länder der Welt und freut sich gerade über das beste Jahr der Firmengeschichte. 135,9 Millionen Euro betrug der Umsatz, eine Steigerung von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erfolgreich ist Gunz unter anderem mit Fruchtsäften der Lauteracher Firma Hermann Pfanner. Und Pfanner wiederum ist der weltgrößte Produzent von Fruchtsäften mit dem Fairtrade-Siegel. Es war Geschäftspartner Peter Pfanner, der Werner Gunz von der Fairtrade-Idee überzeugte, sagt der Kaufmann heute. Und das Familienunternehmen in Mäder macht gleich einen radikalen Schritt: „Wir stellen das gesamte Schokolade-Sortiment auf Faitrade-Kakao um. Das sind rund 200 Produkte, die von 15 Produzenten hergestellt werden.“ In Österreich verdoppelt sich damit auf einen Schlag die Fairtrade-Kakao-Abnahme, so der Geschäftsführer von Fairtrade Österreich, Hartwig Kirner, im Gespräch mit den VN. Insgesamt können Konsumenten in Österreich inzwischen auf 1900 Fairtrade-Produkte zugreifen.
Schönes Geburtstagsgeschenk
Für Fairtrade Österreich ist die Sortimentsumstellung von Gunz ein schönes Geburtstagsgeschenk, zumal die Umstellung auf Fairtrade-Kakao das Unternehmen mit Hauptsitz in Mäder jährlich eine Million Euro kostet. Welche das weltweit tätige Unternehmen selbst trägt, wie Werner Gunz betont. „Wir können nicht einfach die Preise erhöhen“, erläutert er. Alle Schokoladeprodukte des Lebensmittelgroßhändlers kosten nach der Umstellung gleich viel wie zuvor.
Vor 25 Jahren wurde die Organisation gegründet, seither kann sie sich über ständigen Zuwachs bei den Hauptproduktgruppen Rohkaffee, Fruchtsaft, Biobananen, Rosen und Baumwolle freuen. Vorarlberg zählt – sowohl die Konsumenten als auch was die beteiligten Unternehmen betrifft – zu den Musterschülern. „Vorarlberg ist in Österreich das Vorzeigebundesland“, bestätigt denn auch Kirner. Das Land habe die größte Dichte an Weltläden in ganz Europa. Dort wurde die Idee geboren und auch auf den Weg gebracht. Vorbild war die Schweiz, wo die Initiative schon früher startete und dort auch Vorarlberger Konsumenten ansprach. Ziel war und ist es, die Produkte kleiner Bauern in den normalen Handel zu bringen, um ihnen das Leben zu erleichtern – sprich: faire Preise und jährlich eine Prämie zu bezahlen, die den Familien ein würdiges Auskommen gewährleistet und zudem neue Projekte – etwa in die Bildung der Kinder oder Investitionen in die Landwirtschaft – ermöglicht, die langfristig die Lebenssituation in den Dritte-Welt-Ländern verbessern. Pfanner hat mittlerweile rund zehn Millionen Euro Prämie an die Produzenten ausgeschüttet.
20 Millionen Liter Fairtrade-Säfte
Peter Pfanner ist 2001 Fairtrade-Partner geworden, nachdem er sich zuvor intensiv mit dem Geschäftsmodell auseinandergesetzt hat. Heute verkauft das Lauteracher Unternehmen 20 Millionen Liter Fairtrade-Säfte, Tendenz steigend. „Das Modell bietet eine Win-win-Situation für die gesamte Wertschöpfungskette“, so der Lauteracher Fruchtsafterzeuger. Fairtrade passe auch zu Pfanner, das als Familienunternehmen langfristig und nachhaltig aufgestellt sei. Ein Argument, das auch Gunz ins Treffen führt: „Wir haben in unserer Familie, und damit in unserem Unternehmen, eine klare Wertewelt.“ Bei Fairtrade stehen die sozialen Aspekte ganz vorne, allerdings achte man auch darauf, dass die Qualität hoch sei, entgegnet Kirner Kritikern, die bemängeln, dass nicht überall nach Bio-Maßstäben produziert wird. „Die Prämien werden allerdings sehr oft auch für Umweltmaßnahmen verwendet.“
