Konjunkturhoch beflügelt den Gründergeist im Land

Über 1000 Firmengründungen in Vorarlberg im Jahr 2017 – höchste Zahl seit 2010.
Wien, Feldkirch Im Schnitt sind Gründer in Vorarlberg 37,7 Jahre alt. Das heißt, viele haben schon Praxiserfahrung im Beruf. Frauen gründen in der Regel etwas später als Männer, und dies nach wie vor überwiegend in traditionelleren Sparten wie Direktvertrieb, persönlicher Dienst, Kosmetik. Der Frauenanteil liegt bei den Gründungen in Vorarlberg bei 45,7 Prozent (44,5 Prozent österreichweit). Im Branchenvergleich dominierte im Jahr 2017 das Gewerbe und Handwerk mit einem Anteil von 41,8 Prozent, gefolgt vom Handel mit 26 Prozent sowie Information und Consulting mit 18,5 Prozent.
Drei Gründungen pro Tag
2017 wurden in Vorarlberg jeden Tag durchschnittlich drei Unternehmen gegründet, in Österreich waren es 115. (insgesamt 29.878 Neugründungen). Mit den 1017 Neugründungen in Vorarlberg (ohne Personenbetreuer) sind in Summe rund 2400 Arbeitsplätze verbunden. Sieben von zehn der neuen Unternehmen seien nach fünf Jahren immer noch in den Händen ihrer Gründer am Markt aktiv, berichtet die Wirtschaftskammer Vorarlberg. Die Zahl der Unternehmensgründungen in Vorarlberg stieg seit dem Jahr 2010 erstmals wieder über die 1000er-Marke. 1017 Neugründungen bedeuten ein Plus von 5,3 Prozent gegenüber 2016. Der stellvertretende WKV-Direktor, Marco Tittler, fordert trotz des Booms weitere bürokratische Entlastungen für Gründer.
„Die vorliegenden Gründerzahlen sind erfreulich und spiegeln die aktuell gute wirtschaftliche Lage in Vorarlberg wider“, sagt Tittler. „Dennoch braucht es weitere bürokratische Entlastungen für unsere Neugründer.“ Für den stellvertretenden WK-Direktor würde die ersatzlose Streichung von sogenannten Bagatellsteuern eine wesentliche Vereinfachung bringen. Ebenso kann er sich den Ausbau von Pauschalisierungsmöglichkeiten für Kleinunternehmer vorstellen, etwa eine Betriebsausgabenpauschalisierung von 50 Prozent der Einnahmen für KMU und EPU bei einem jährlichen Umsatz unter 30.000 Euro.
Zeit- und Lebensgestaltung
„Die Motive, sich selbstständig zu machen, haben sich seit dem Vorjahr verändert“, betont Christoph Mathis, Leiter des Gründerservice in der WKV. „Flexibler in der Zeit- und Lebensgestaltung zu sein“ hat mit 67 Prozent das Ziel „eigener Chef sein wollen“ (65,6 Prozent), als Hauptmotiv abgelöst. „Die Verantwortung, die sie als Angestellter zu tragen haben, in das eigene Unternehmen einbringen zu wollen“, lässt 59 Prozent den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Beim Gründerservice wurden 1074 Kunden bei Gründungsberatungen und Workshops betreut (+13,4 Prozent). Die Zahl der Workshop-Teilnehmer ist von 300 auf 402 (+34 Prozent) gestiegen. Mit 672 Gründungsberatungen wurde ein Plus von 3,9 Prozent erreicht. VN-sca
„Trotz des guten Wirtschaftsklimas braucht es bürokratische Entlastungen für Neugründer.“
