Leistungsknick nach zehn Stunden Arbeit

Die Vor- und Nachteile eines 12-Stunden-Arbeitstags.
Schwarzach Ein zentrales Vorhaben der neuen Regierung sind flexiblere und längere Arbeitszeiten. Will heißen: Die Arbeitszeit kann künftig auf zwölf Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche angehoben werden. Derzeit gilt eine Höchstarbeitszeit von zehn Stunden pro Tag und maximal 50 Stunden pro Woche. Doch was bedeutet es für Arbeitnehmer, wenn sich die Regierung mit ihren Plänen zur Flexibilisierung durchsetzt? Ganz einfach: In Stoßzeiten, wenn mehr Arbeit anfällt, darf auch mehr gearbeitet werden. Laut einer Studie der Eurofound „Developments in working time 2015–2016“ liegt Österreich momentan mit zehn Arbeitsstunden im EU-Vergleich auf Platz zwölf. Spitzenreiter (13 Stunden) sind Schweden, Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich.
Überstunden gang und gäbe
Doch ist die geplante Flexibilisierung auch tatsächlich der Schuh, der die Arbeitnehmer drückt? Weit häufiger beklagen diese nämlich, dass zwar ihr Arbeitsaufwand immer stärker wächst, die Bezahlung jedoch gleich bleibt. Das wiederum bestätigen auch die nackten Zahlen. Denn laut Gewerkschaft werden hierzulande jedes Jahr 300 Millionen Überstunden geleistet. 68 Millionen davon unbezahlt und ohne Freizeitausgleich. Vermutet wird jedoch noch eine weit höhere Dunkelziffer.
Da derzeit gesetzlich nur zehn Stunden pro Tag gearbeitet werden darf, gibt es Firmen, die Stundenaufzeichnungen nur akzeptieren, wenn diese nicht überschritten werden. Unabhängig davon, wie lange tatsächlich gearbeitet wurde. Ihnen käme der geplante 12-Stunden-Tag mehr als entgegen. Der scharfe Blick auf die Höchstarbeitszeit von zehn Stunden würde künftig wegfallen. Die darüber geleisteten Überstunden hingegen würden stehenbleiben.
Doch von wegen Ende gut, alles gut. Die Ärzte warnen vor der Flexibilisierung. Aus gutem Grund. Eine zu Beginn dieses Jahres veröffentlichte Studie der Medizinuniversität zeigt, dass ab der zehnten Stunde bei praktisch jedem Menschen ein Leistungsknick zu verzeichnen ist. Was das bedeutet lässt sich erahnen: Arbeitsunfälle, Krankenstände und Unfälle auf dem Weg von und zur Arbeit. Und wirtschaftlich ist es damit auch nicht. cro