„Bedenkliche Ausmaße“
Analyse zur Jobmesse zeigt: Zahl offener Jobs hat sich mehr als verdoppelt.
Lustenau Dass es zu wenige Fachkräfte im Land gibt, ist an sich keine Neuigkeit, und doch ist es eindrücklich, wenn man es schwarz auf weiß sieht. Auf der Jobmesse an der FH Vorarlberg vergangenen Freitag suchten 102 Unternehmen nach ihren zukünftigen Mitarbeitern. Alle zusammen gerechnet könnten diese aktuell über 2700 Einstellungen vornehmen. Hier noch nicht eingerechnet sind jene 1100 Jobs, die über vier Personalvermittlungsbüros angeboten wurden.
Die Zahlen kommen von der Industriellenvereinigung Vorarlberg, die die Jobprofile analysiert hat, Gespräche mit Personalverantwortlichen vor Ort geführt hat und zu einem alarmierenden Ergebnis gekommen ist. „Der Fachkräftemangel nimmt deutlich zu und bedenkliche Ausmaße an“, sieht IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher akuten Handlungsbedarf. „Es häufen sich mittlerweile die verzweifelten Gesichter von Personalverantwortlichen, weil sie die notwendigen Fachkräfte, insbesondere mit technischen und IT-Kompetenzen, nicht ausreichend besetzen können.“
Zahl verdoppelt
Für Burtscher zeigt sich die Not vor allem auch im Anstieg der Ausstellerzahlen und der langen Warteliste an Unternehmen, die teilnehmen wollten. Auch der Vergleich zu 2017 ist düster. Damals hatten die 90 ausstellenden Unternehmen über 1000 Jobs im Angebot. Die Zahl habe sich also innerhalb nur eines Jahres mehr als verdoppelt, sagt Burtscher. Verschärft werde die Situation dadurch, dass auch Unternehmen aus den angrenzenden Regionen um Arbeitskräfte aus Vorarlberg buhlen.
Wo am meisten Bedarf nach Fachkräften herrscht? Wenig überraschend sind das die Branchen IT und Technik. Laut Analyse der Industriellenvereinigung fallen 19 Prozent der Nennungen auf Qualifikationen mit IT-Hintergrund. Nachgefragt sind hier vor allem Mitarbeiter im Bereich Programmierung, Big Data, SAP, Software, Hardware und Datenbanken. Prozentuell gleichauf nennen die ausstellenden Unternehmen den Bereich Technik mit Produktion, Fertigung, Montage, CNC, Engineering, Mechatronik, Konstrukteur oder Robotik. Somit hat erstmals die Nachfrage nach IT-Kräften jene nach klassisch technischen Berufen eingeholt. Die Digitalisierung lässt grüßen. An dritter Stelle folgen kaufmännische Berufe wie Controller, Steuerberater oder Buchhalter.
Frauen und Exil-Vorarlberger
Was also tun, um dem Fachkräftemangel in Vorarlberg entgegenzuwirken? Für Mathias Burtscher sind die aktuellen Initiativen „nett, aber keinesfalls ausreichend“. Da die Hälfte der gesuchten Fachkräfte auf die Bereiche IT, Technik und Forschung fallen, müssen die Ausbildungsschwerpunkte noch stärker auf die sogenannten MINT-Fähigkeiten – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – gelegt werden. Zudem müsse man gezielter noch nicht berufstätige Frauen sowie Grenzgänger und Exil-Vorarlberger ansprechen. „Am Ende des Tages werden wir in Zukunft aber noch viel stärker auf eine qualifizierte Zuwanderung angewiesen sein. Und dazu werden wir die Marke Vorarlberg stärken müssen“, so Burtscher. VN-reh
„Es häufen sich mittlerweile die verzweifelten Gesichter von Personalverantwortlichen.“