Wolford im Cirque du Soleil

Bregenz Am Montagvormittag werden die Mitarbeiter am Firmensitz von Wolford aus erster Hand informiert, die Räumlichkeiten sind bereits vorbereitet. Bislang blieb den Vorständen Brigitte Kurz (CFO) Axel Dreher (CEO) dafür nämlich keine Zeit. Erst am Freitagnachmittag kehrten sie aus Wien zurück, wo die letzten Details verhandelt und die Verträge unterschrieben wurden. Die Gespräche mit dem neuen Hauptaktionär Fosun seien sehr konstruktiv und gut verlaufen, getragen von einer wertschätzenden Atmosphäre. Auch bei der künftigen Ausrichtung habe man übereingestimmt. Für die 1476 Mitarbeiter geht damit eine Phase der Unsicherheit zu Ende, denn nun ist gewiss, dass es vorderhand weitergeht beim Strumpfhersteller. Überhaupt seien „die meisten der Investoren beeindruckt gewesen vom Wissen und der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen“, berichtet Vorstandschef Dreher über die Sondierungen der letzten Monate.

Von der Absicht zur Übernahme. Am meisten beeindruckt waren die chinesischen Fosun-Manager. Die kartellrechtlichen Prüfungen, so Finanzchefin Kurz, seien eine Formsache, es sei nicht mit Einspruch zu rechnen. Und auch auf der außerordentlichen Hauptversammlung im Mai, bei der die Kapitalerhöhung, bei der 22 Millionen Euro neues Eigenkapital fließen sollen, abgesegnet werden muss, sei nicht mit einer Blockade zu rechnen. Fosun legt außerdem ein Übernahmeangebot an alle übrigen Aktionäre. Mit dem zweitgrößten Aktionär Ralph Bartel dürfte ein gutes Verhältnis bestehen, ist er doch auch beim Luxusmodehaus Lanvin mit im Boot.

Produktion bleibt. Der Investor hat seine Absicht unterstrichen, die Produktion nicht zu verlagern. Die Arbeitsplätze bleiben erhalten, nachdem im Herbst im Zuge der Restrukturierung bereits rund 40 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Man sei durch die Straffung der Strukturen nun „schlanker, schlagkräftiger und schneller. Es herrscht ein guter Spirit“, sagt Dreher. Die Expertise der Mitarbeiter könne man nicht verlagern. Man werde auch weiter in die Ausbildung investieren. Viele der Lehrlinge stammen aus dem Mitarbeiterpool. „Wir haben Mitarbeiter, die schon in der dritten Generation bei uns arbeiten“, so Dreher.

Synergien nutzen. Als Mitglied der Fosun Fashion Gruppe könne man künftig Synergien nutzen, sind Kurz und Dreher überzeugt, etwa in Logistik, Einkauf und Verkauf, auch Kooperationen könne man sich vorstellen. „Eventmarketing ist ein Thema, etwa zusammen mit dem Cirque du Soleil“, der ebenfalls zum Fosun-Portfolio zählt.

Sortiment, Retail. Die 267 Wolford-Shops bekommen einen neuen Auftritt. Die Konzepte stehen, man wolle die Kundinnen emotionalisieren. Einen Schwerpunkt setzt Wolford in der Heimat von Fosun. Asien soll deutlich stärker in den Fokus rücken. Bei Wolford setzt man dabei auf alle Kanäle: Neben den Geschäften entsteht ein eigener asiatischer Onlineshop, außerdem sind die Textilien bei Amazon, Alibaba und Co. erhältlich. Am Sortiment wird ebenfalls gearbeitet: Es wird wieder stärker auf Leg- und Bodywear gesetzt und bei der Oberbekleidung gestrafft. Inzwischen sei mit Birgit Kaufmann-Rehm das hauseigene Design wieder sehr gut besetzt. Denkbar sei eine Zusammenarbeit mit anderen Marken, aber auch mit externen Designern.