Umstrittene Politik, hohe Erträge?

Rankweil In den letzten Tagen dürften sich viele Kritiker der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten bestätigt fühlen: Eine Reihe hochrangiger Berater haben das Handtuch geworfen, Strafzölle schüren Handelskriegsängste und die drastischen Steuersenkungen für Unternehmen lassen den Schuldenstand der USA weiter ansteigen. Auf den ersten Blick sind das Entwicklungen, die Besitzer von US-Aktien verunsichern. Bei genauerem Hinsehen allerdings könnte genau diese Politik den US-Aktien 2018 Flügel verleihen.
Die Diskussionen um einen möglichen Handelskrieg zwischen den USA und Europa bzw. China würden vermutlich nur einen Sieger kennen – dieser hieße „Uncle Sam“. Die US-Wirtschaft ist deutlich weniger von den Konsum- und Investitionslaunen anderer Länder abhängig als Europa und China. Zudem zeigen Handelsstromanalysen, dass die Ausfuhren von Europa in die USA die Einfuhren deutlich übersteigen. Der geringe Exportanteil in Relation zur Gesamtwirtschaft verschafft Trump die komfortable Situation, in Sachen Freihandel deutlich schärfer agieren zu können. Neben diesen protektionistischen Maßnahmen dürfte sich auch die Reduktion der Unternehmenssteuersatzes von 35 auf 21 Prozent positiv auf die Gewinne der US-Unternehmen auswirken. Diese expansive Fiskalpolitik in Zeiten einer bereits gut laufenden Wirtschaft sowie einer sehr niedrigen Arbeitslosenrate können dazu führen, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2018 heiß läuft und möglicherweise sogar überhitzt: Wirtschaftsforscher schätzen den positiven Wachstumseffekt für 2018 auf 0,8 Prozent des BIPs ein, dies dürfte das US-Wachstum heuer auf über drei Prozent anheben und somit so hoch wie nie seit 2007 sein. Die Tatsache, dass das Wahlversprechen Trumps auf Pump finanziert wird, könnte zudem noch den Nebeneffekt verursachen, dass sich der US-Dollar weiter abschwächt. Dies würde die Gewinne der US-Unternehmen noch weiter anwachsen lassen.
Unterm Strich kann die umstrittene US-Politik also positive Effekte für Besitzer von US-Aktien bringen und dazu führen, dass diese ein weiteres Jahr mehr Freude machen als ihre europäischen Pendants.
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Patrick Schuchter, Vermögensverwaltung Volksbank Vorarlberg