Zinslose Jahre

Schoellerbank-Experten sehen Trendwende erst Ende 2019. Aktien bleiben alternativlos.
Schwarzach Während die einen die Hoffnung hegen, dass ein Ende der Nullzinsen naht und klassische Sparprodukte bald wieder Ertrag bringen, gehen andere von mehreren Jahren Durststrecke aus. Welches Szenario ist realistischer? Felix Düregger, Direktor des Schoellerbank Asset Managements Anleihen und Währungen, geht davon aus, dass die Null 2018 und sehr wahrscheinlich auch noch 2019 bleibt. Dafür sprechen verschiedene Betrachtungen, sagt er.
Zum einen zeige das der Blick auf die Terminmärkte, an denen Erwartungen gehandelt werden. Dort sehe man bei den Terminkontrakten (“Futures”) auf den Euribor den Übergang zu positiven Zinsen erst zum Jahreswechsel 2019/2020. Zum anderen würden die Einschätzungen von Analysten und Volkswirten ebenfalls erst gegen Ende 2019 ins Positive pendeln. In den USA fanden die ersten Leitzinserhöhungen auch erst ein Jahr nach Ende des Anleihenankaufsprogramms statt. Mit gleichem Maßstab würde das für Europa steigende Leitzinsen frühestens Anfang 2020 bedeuten. Zudem ist die EZB aktuell mit der Inflation noch gar nicht zufrieden.
Bitte warten!
Kurzum: Sparer müssen sich noch weiter gedulden und sich einmal mehr die Frage nach Alternativen stellen. Neben inflationsgeschützten Anleihen und Fremdwährungsanleihen komme man, so Jakob Frauenschuh, Direktor des Asset Managements Aktien, für den langfristigen Vermögensaufbau an Aktien weiterhin nicht vorbei. Wo diese zu finden sind? In den USA würden sich zwar die Steuersenkungen positiv auswirken, generell sieht er den US-Aktienmarkt derzeit aber eher zu hoch bewertet, also zu teuer. Mehr Potenzial zeigt sich für Frauenschuh in Asien inklusive Japan. „Dort sehen wir bessere Bewertungen, ein stärkeres Wirtschaftswachstum, eine geringe Verschuldung und ein höheres Gewinnwachstum der Unternehmen.”
Insgesamt ist man bei der Schoellerbank bei Aktien derzeit auf neutral gewichtet, „das heißt konstruktiv abwartend. Wir glauben, dass zurzeit zu viel Euphorie herrscht“, so Düregger. Dass die Börsen Anfang Februar massiv abstürzten, beunruhigt dabei nicht. „Hier haben die Strafzölle massiv eingeschlagen, aber die Börsen haben das innerhalb weniger Stunden abgeschüttelt“, bemerkt der Zinsexperte. Diese Korrektur sei nichts Besonderes und zudem überfällig gewesen. Im Vergleich zur Vergangenheit war das eher „Kindergartenniveau“. Das Jahr 2017 war das erste überhaupt in der Geschichte, in dem der S&P-500-Aktienindex, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, jeden Monat im Plus war.
Düregger hält die vermehrte Bereitschaft von Anlegern, in den Index zu investieren beziehungsweise mehr Risiko zu nehmen und in spekulative High-Yield-Anleihen zu gehen, derzeit für den falschen Weg. „Wir konzentrieren uns lieber auf die beste Qualität.“ Wie geht es 2018 an den Aktienmärkten weiter?
Phase der Euphorie
Die Phase der Euphorie könnten noch länger andauern als geplant, sagt Jakob Frauenschuh. Denn der Markt zeige sich, getragen von der gesamtwirtschaftlichen Erholung, insgesamt noch sehr unbeeindruckt. “Dadurch steigt die Gefahr, dass ein deutlicherer Rückschlag kommt als im Februar.” Rückschläge seien aber kein Grund zur Sorge, sondern vielmehr ein reinigendes Gewitter.
„Der Euro war 2017 so stark wie niemand vermutet hätte. Das wiederholt sich nicht.“