Privatschuldner fluten die Bezirksgerichte
Ansturm auf Privatkonkurse, aber weniger Firmenpleiten.
Feldkirch Es war eindeutig absehbar. Nämlich jene Situation, dass heuer die Insolvenzzahlen bei Privatpersonen stark ansteigen würden. Grund ist, dass im vergangenen Jahr per 1. November die rechtliche Situation geändert wurde. Heraus kam eine „Entschuldung light“. Laut KSV1870 können sich nun insbesondere Konsumschuldner nicht selten ohne wesentlichen Beitrag zur Schadensminimierung binnen relativ kurzer Zeit von ihrem Schuldenrucksack befreien. Das veranlasste viele zahlungsunfähige Privatpersonen dazu, ihre Insolvenzanträge über Monate zurückzuhalten. Deshalb passierte im ersten Quartal 2018 genau das, was viele vorhergesagt hatten. Der KSV bezeichnete die drohende Situation bereits vor Monaten „ähnlich einem Tsunami“.
Genau so ist es auch eingetroffen. Die zuständigen Bezirksgerichte wurden regelrecht mit Anträgen geflutet. Laut aktuellen Zahlen des Kreditschutzverbandes gab es im ersten Quartal in Vorarlberg 164 Privatinsolvenzverfahren. Das sind um 141,2 Prozent mehr als im Vorjahrsquartal und der drittstärkste Anstieg aller Bundesländer. Österreichweit stiegen die Privatinsolvenzen immerhin noch um über 60 Prozent an. 2712 Fälle in einem Quartal sind ein historischer Spitzenwert.
Zu hinterfragendes Signal
Für den KSV1870 ist dieses Zurückdrängen der Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln ein zu hinterfragendes Signal. Der Kreditschutzverband erwartet deshalb, dass sich die Situation im Gesamtjahr 2018 nicht wesentlich ändern wird, wobei die Dynamik im zweiten Halbjahr etwas abflachen könnte.
Weniger Firmenpleiten
Einen deutlichen Rückgang gab es im ersten Quartal indes bei den Firmenpleiten. 35 Vorarlberger Unternehmen mit 99 Beschäftigten waren von einer Insolvenz betroffen. Das sind um knapp acht Prozent weniger als im ersten Quartal des Vorjahrs. 15 Verfahren davon konnten mangels Vermögen nicht eröffnet werden. Stark rückgängig war auch die Höhe der Verbindlichkeiten. Diese gingen von zwölf auf zwei Millionen Euro zurück. Hauptsächlich sind kleine Dienstleistungsunternehmen und Gewerbebetriebe betroffen.
Diese positivere Tendenz wird auch fürs Gesamtjahr so bleiben, ist der KSV1870 überzeugt. Wohl wissend, dass eine Dreimonatsstatistik noch kein unumstößliches Bild über den Verlauf eines gesamten Jahres geben kann.
Gutes Krisenmanagement
Aber zum einen sei da die sehr gute Konjunktursitaution, von der vor allem schwächer aufgestellte Betriebe profitieren. Zudem helfe auch das anhaltend niedrige Zinsniveau. Die Kreditschützer streuen auch den heimischen Banken Rosen. Deren Bereitschaft, ihren Kunden in Notsituationen unter die Arme zu greifen, habe einen starken Einfluss auf das Insolvenzgeschehen in Vorarlberg gehabt. „Insbesondere in den letzten fünf bis acht Jahren haben die heimischen Banken gezeigt, dass sie über ein ausgesprochen professionelles Krisenmanagement für ihre Firmenkunden verfügen.“ VN-reh