Modell ohne Ablaufdatum

Vom “Hilfsverein für Bedürftige” zum wichtigen Wirtschaftsfaktor im Land.
Bregenz Heute, Montag, wird im Bregenzer Festspielhaus der 200. Geburtstag eines Mannes gefeiert, der buchstäblich die Welt verändert hat. Und da macht Vorarlberg keine Ausnahme. Friedrich Wilhelm Raiffeisen ist heute in unserem Bundesland allgegenwärtig – nicht nur im Bankgeschäft, mit dem der Name heute zuvorderst in Verbindung gebracht wird, sondern in zahlreichen Branchen – von der Brauerei über die Physiotherapie bis zum Tourismus.
Raiffeisen, Beamter in der preußischen Kommunalverwaltung, trachtete danach, dem Elend und der Perspektivlosigkeit der Landbevölkerung ein Ende zu bereiten. Aus den ersten Vereinen, die ohne Gewinnstreben Bedürftigen helfen wollten, schuf der Sozialpionier nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ Genossenschaften, die es den Menschen ermöglichten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die erste Genossenschaft wurde am 1. Dezember 1854 als Hilfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte in Flammersfeld gegründet.
In Vorarlberg sollte es noch dauern, bis sich die revolutionären Ideen durchsetzten. Doch erst einmal in Fahrt gekommen, ging es dann ganz schnell. Ab 1889 entstanden die Spar- und Darlehenskassenvereine Wolfurt, Götzis, Höchst und Hard. Danach folgten 80 Raiffeisenkassen im ganzen Land. Zugleich entstand ein Netz von Sennereigenossenschaften sowie die Großmolkerei Bregenz, die heute zur Vorarlberg Milch gehört. Um eine Ausgleichsstelle zwischen den Vereinen zu schaffen, wurde 1895 der „Verband der Spar- und Darlehenskassenvereine in Vorarlberg“ geschaffen, heute die Raiffeisenlandesbank Vorarlberg.
Zeitlose Idee
Nicht nur dass Raiffeisenbanken heute flächendeckend im Land präsent ist, die Bankengruppe weist für 2017 eine Bilanzsumme von 12,2 Milliarden Euro aus (die von der Generalversammlung abgesegnete Bilanz wird am Dienstag veröffentlicht) und beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter. Die Zahl der Genossenschaften im Land spricht für die Zeitlosigkeit der Idee: 111 Genossenschaften zählt Vorarlberg derzeit, etwa ein Viertel von ihnen wurde in den vergangenen zehn Jahren gegründet. Neun allein 2017 in Begleitung der Raiffeisenbanken. VN-sca
„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“
