Kreative sind wichtige Innovationstreiber

Markt / 09.04.2019 • 20:00 Uhr
Kreative sind wichtige Innovationstreiber
Der Bodenseeraum gilt als starker Wirtschaftsraum. VN

Jeder zehnte Beschäftigte im Bodenseeraum arbeitet in einem Kreativberuf.

Bregenz Der Blick in die Geschichte zeigt, dass sich über die Jahrhunderte in der Bodenseeregion ein einzigartiges Geflecht von Branchen entwickelt hat. Jenseits der Metropolen haben sich hier, verwoben mit anderen Wirtschaftszweigen, spezifische Teilmärkte ausgeprägt. Beispiele sind die Software- und Werbewirtschaft in Zürich, die Textilindustrie in der Ostschweiz und im Rheintal, die Architektur im Vorarlberg, die Handwerkskultur im Bregenzerwald oder die Feinmechanik in Tübingen und Freiburg.

Dies bestätige, dass die Grenzregion um den Bodensee im Vergleich zu anderen Regionen Europas über einen lebendigen und vielfältigen Branchenmix der Kreativwirtschaft verfügt, so die Autoren des ersten Kreativwirtschaftsberichts für die Bodenseeregion, der gemeinsam von der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und der Konstanzer Hochschule Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) erstellt und von der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) gefördert wurde.

Kreative sind wichtige Innovationstreiber

Zum ersten Mal wurde damit ein länderübergreifender Blick auf die Kreativwirtschaft im Bodenseeraum geworfen. Was er zeigt? Jeder zehnte Beschäftigte in der Bodenseeregion arbeitet in Kreativberufen („Creative Economies“). Konkret sind es 458.000 Personen (Stand 2015), was 9,6 Prozent aller Erwerbstätigen entspricht. Erfasst wurden dabei sowohl die Erwerbstätigen in Kreativbetrieben, beispielsweise einer Werbeagentur, als auch die Erwerbstätigen in kreativen Berufen außerhalb des Kreativsektors, also etwa ein Grafiker in der Finanzbranche.

Zürich ganz vorne

Jedoch gibt es je nach Region Unterschiede. Spitzenreiter ist Zürich mit einem Anteil von 16,8 Prozent der Beschäftigten, die in Kreativberufen arbeiten. Dahinter folgen die Ostschweiz (10,1 Prozent) und Vorarlberg (8,3 Prozent, insgesamt 16.000 Personen) sowie die deutschen Regierungsbezirke Tübingen, Freiburg und Schwaben mit einem Beschäftigungsanteil zwischen 7,2 und 7,8 Prozent.

Die stärksten Branchen der Kreativwirtschaft in der Bodenseeregion sind die Softwareindustrie (41,2 Prozent) und die Werbewirtschaft (23,5 Prozent). Danach folgen die Buch- und Presseverlage (14,3 Prozent) und die Designwirtschaft (13,8 Prozent). In Vorarlberg wiederum liegt die Werbewirtschaft mit 35,2 Prozent der Beschäftigten an erster Stelle.

Eigener Wirtschaftsfaktor

Trotz der generellen Größenordnung der Kreativwirtschaft sei sie aber bislang kaum als eigener Wirtschaftsfaktor betrachtet worden. „Die Kreativwirtschaft ist zweifelsohne ein wichtiger Innovationstreiber für die gesamte Bodenseeregion“, sagt Studienautor und Leiter der Geschäftsstelle der Internationalen Bodensee-Hochschule, Prof. Dr. Markus Rhomberg. Investitionen in die Kreativwirtschaft würden letztlich die Dynamik der Wirtschaftsentwicklung verstärken.

Zudem zeige der Bericht, wie verwoben die Kreativwirtschaft mit anderen Branchen in der Bodenseeregion ist, ergänzt Dr. Frank Speier, Vorsitzender der Kommission Wirtschaft der Internationalen Bodensee Konferenz. Er hält einen regelmäßigen Dialog zwischen Wirtschaft, den Bildungsverantwortlichen in der Region und der Kreativwirtschaft für notwendig, damit die Politik die Rahmenbedingungen für diesen boomenden Sektor noch besser gestalten könne. Auch das Verhältnis von Kultur, Kreativwirtschaft und Tourismus könnte noch gestärkt werden. Die Felder seien seit jeher miteinander verknüpft, dennoch werde das Kooperationspotenzial in der Bodenseeregion noch nicht voll ausgeschöpft. Die Studienautoren verweisen auf die Altersgruppe 20 bis 30 Jahre, für die das Angebot noch ausbaufähig wäre.