Auf dem Weg zum Innovation-Leader?
Österreich ist ein Land ohne nennenswerte Rohstoffvorkommen, aber es ist reich an klugen und kreativen Köpfen. Dieses Potenzial muss man gezielt nutzen, um in die Spitzengruppe der innovativsten Länder vorzustoßen. Auf dem Weg dorthin besteht jedoch noch großer Aufholbedarf, denn in den meisten Rankings zu wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit, Innovationsperformance oder Wettbewerbsfähigkeit rangiert Österreich nur im Mittelfeld. Daran haben auch die ambitionierten Zielsetzungen der Strategie für Forschung, Technologie und Innovation der Bundesregierung nichts geändert. Mit dieser 2011 verabschiedeten Strategie sollte Österreich bis 2020 zum Innovation Leader aufsteigen.
Inzwischen ist der Zeithorizont fast erreicht; das Ergebnis ist einigermaßen ernüchternd: In all den Jahren ist es nicht gelungen, die Leistungsfähigkeit des heimischen FTI-Systems in dem Ausmaß zu steigern, um Österreich auf das Niveau der Top-Länder zu bringen. Trotz überdurchschnittlicher F&E-Investitionen und erfolgreicher Entwicklungen hat sich der Zielabstand zu den Besten nicht verringert. Damit stagniert die österreichische Performance vor allem im Vergleich zu den europäischen Innovationsführern, u. a. zu Deutschland und insbesondere der Schweiz.
Nun hat die Regierung für den 7. Mai zu einem FTI-Gipfel geladen. Dort sollen die politischen Schwerpunkte in Wissenschaft, Forschung, Technologie und Innovation für die nähere Zukunft präsentiert werden. Mit einer Zukunftsoffensive sollen der Forschungsstandort und Österreich in die Gruppe der Innovation Leaders geführt werden.
Die Erwartungen sind hoch, die Maßnahmen klingen vielversprechend. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Regierung diesen Ankündigungen auch konkrete Taten folgen lässt und die erforderlichen Budgets zur Verfügung stellt. Ansonsten liefe die Zukunftsoffensive auf eine reine Mogelpackung ohne Inhalt hinaus. Will die Regierung Österreich tatsächlich zu einer führenden Innovationsnation in Europa machen, müssen die bekannten Baustellen des FTI-Systems – von der Bildung über die Hochschulen und die innovativen Unternehmensgründungen bis hin zur Forschungsförderung und F&E-Finanzierung – konsequenter in Angriff genommen werden. Zudem muss darauf geachtet werden, dass die geplanten FTI-politischen Maßnahmen mit größerer Vehemenz umgesetzt werden als dies bisher der Fall war.
„Die österreichische Performance im Vergleich zu den europäischen Innovationsführern stagniert“
Hannes Androsch
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Dr. Hannes Androsch ist Finanzminister i. R. und Unternehmer.
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