“Wir sind keine Stylisten”

Karin Wolf und Tobias Bernstein haben 2012 ihre Firma Toka Design gegründet.
Karin Wolf (39) und Tobias Bernstein (37) sorgen für den richtigen Auftritt von Produkten.
Dornbirn Im Jahr 2012 haben Karin Wolf und Tobias Bernstein beschlossen, selbstständig zu werden, und ihren Plan auch gleich in die Tat umgesetzt. Ungewöhnlich daran ist, dass Wolf und Bernstein das in Vorarlberg gemacht haben, stammen doch beide aus Deutschland. Sicher, sie haben schon davor im Land gearbeitet beziehungsweise studiert, doch sie haben abgewogen, wo sie ihr Design-Unternehmen ansiedeln sollen. Und auf der Liste der Voraussetzungen hat Vorarlberg, konkret Dornbirn, einfach mehr Chancen geboten als zum Beispiel der Kreis Lindau. Es war aber nicht nur die kühle Chancenabwägung, die für Wolf und Bernstein den Ausschlag gab, in Vorarlberg ihre ersten unternehmerischen Schritte zu tun. „Schön ist es auch“, lacht Wolf und freut sich, dass ihr neues Büro hoch über dem Rheintal in Dornbirn-Watzenegg auch landschaftlich schön liegt.
„Gewisser Freiheitsdrang“
Für die Selbstständigkeit entschieden haben sie sich aber aus einem anderen Grund. Tobias und Karin, die ihr Unternehmen nach ihren Vornamen Toka genannt haben, kennen den Alltag in Agenturen und Designstudios. Und waren überzeugt, dass man auch anders arbeiten kann. Im eigenen Tempo, mit einer eigenen Strategie und Philosophie. Obwohl die beiden aus Familien stammen, in welchen es keine Unternehmer gibt, wurden sie zumindest nicht abgehalten vom Plan, sich auf eigene Beine zu stellen und es zu versuchen. Tobias Bernstein konkretisiert: „Es ging uns vorrangig nicht darum, Unternehmer zu werden, sondern selbstständig zu sein.“ „Ein gewisser Freiheitsdrang“, ergänzt Wolf.
Die beiden Gestalter sind ein gutes Team: Wolf ist ausgebildete Mediengestalterin, hat ihr Studium an der Fachhochschule Vorarlberg im Bereich Intermedia gemacht, bevor sie die Praxis suchte. Bernstein hat an der Fachhochschule Magdeburg Industriedesign gelernt. Ihre Disziplinen ergänzen sich dabei ideal, denn heutzutage braucht es beides, um benutzerfreundliche Geräte, Maschinen und Steuerungsinstrumente zu gestalten. Stylisten sind sie aber nicht. Es geht ihnen darum, dass das Produkt funktional besser wird. Und natürlich auch ein Gesicht bekommt, das man erkennt. Das brauche es nicht für die Funktion, „obwohl, das ja auch eine Funktion ist“, stellt Bernstein klar.
Gutes Fördersystem
Toka Design arbeitet mit Freelancern zusammen, auch Angestellte sind für Wolf und Bernstein denkbar. Doch erste Priorität habe das nicht, das lasse man auf sich zukommen. Inzwischen ist die Auftragslage für Toka-Design gut, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Im ersten Jahr seien sie aber froh gewesen, dass sie als Jungunternehmer in Österreich gefördert würde, berichten sie über die ersten Schritte. Das Fördersystem sei hervorragend um in die Selbstständigkeit zu starten, berichten sie. Außerdem sei die Gründung unkompliziert über die Bühne gegangen. In Deutschland ginge das nicht so unbürokratisch, sind sie sicher.
In Vorarlberg könne man auch gut netzwerken. Die Leute seien offen, das habe auch schon zu Aufträgen geführt. In der Referenzliste des jungen Designerpaars sind denn auch eine Reihe Vorarlberger Firmen – bekannte wie Bachmann Electronic, Zumtobel, Gantner, Omicron oder das Forschungsinstitut Vresearch -, aber auch kleine Firmen oder solche, die sich in der Nische bewegen wie Forstner Coil Processing oder das Schrunser Unternehmen Thaler, dessen Skituning-Maschine nun mit Toka-Design überzeugt.
Smart Meter und Skituning
Vorarlberg liege sehr gut, um international tätig zu sein: Kunden gibt es in der gesamten DACH-Region, also in Österreich, der Schweiz und Deutschland, wobei der am weitesten entfernte Kunde in Rostock ist. Für den Energieriesen E-on hat Toka die Smart Meter designt, für Liebherr eine Axialpumpe, „etwas, das man gar nicht sieht“, für das Webportal „Health Care Connect“, ein Projekt der Uni St. Gallen, hat Toka ein eigenständiges Corporate Design entwickelt. Das Klapp-Bike FRED/FOLD hat im Rahmen des „Staatspreis Design“ einen Anerkennungspreis „Design Concepts“ und eine Special Mention beim German Design gewonnen, Anerkennungen für die hohe kreative Leistung des Büros, das gerne auch für kleine Unternehmen arbeitet und ihnen die Scheu vor Gestaltung nehmen will. Denn auch Toka ist klein und man schätzt die unkomplizierte Zusammenarbeit, wie es sie vor allem bei KMU gibt. Für Spannung bei den jungen Unternehmern sorgen auch die verschiedenen Aufträge, denn dass man sich in die Materie kniet, ist Voraussetzung für gute Lösungen. Und von denen wollen sie noch möglichst viele mit Kunden im Land und international finden.
Zur Person
Karin Wolf
geboren 24. Jänner 1980
Ausbildung Matura, Ausbildung zur Mediengestalterin, Studium FHV Intermedia Dornbirn
Laufbahn Werbeagenturen, GF Toka OG
Tobias Bernstein
geboren 5. Februar 1982
Ausbildung Matura, Studium Industriedesign Fachhochschule Magdeburg
Laufbahn Designstudios, GF Toka OG