Karenz-Papas sind noch etwas Exotisches

Die Rollenverteilung männlicher Hauptverdiener – weibliche Zuverdienerin ist der Regelfall.
Schwarzach Es soll ein Rechtsanspruch für den Papa-Monat kommen. Dabei sind Väter in Karenz in Österreich bisher immer noch die Ausnahme. Nur jeder Fünfte entscheidet sich für eine Babypause und bezieht Kinderbetreuungsgeld. Jedoch kaum länger als zwei Monate Karenz am Stück. Das verraten die aktuellen Zahlen von Statistik Austria. Was sind die Hintergründe dafür?
Immer mehr Männer wollen ein aktiver Teil der Familie sein. Damit eine gerechte Verteilung von Karenz-, Betreuungs- und Arbeitszeiten möglich wird, hat sich das EU-Forschungsprojekt „Männer und Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ intensiv mit den Herausforderungen beschäftigt, mit denen sich heute auch Männer konfrontiert sehen. Männerdominierte Branchen standen dabei im Fokus.
Ganz klar bestätigte sich dabei, dass es in erster Linie die Angst vor negativen beruflichen Konsequenzen ist, die Männer davon abhält, in Karenz zu gehen. Das erfreuliche hingegen ist, dass gerade in männerdominierten Firmen durchaus positive Erfahrungen mit Babykarenz-Vätern gemacht wurden. Dabei hatten es die Pioniere, also jene Männer, die als Erste in Elternkarenz gingen, nicht immer einfach.
Nach der Geburt
Der Wunsch von Vätern, sich stärker in die Kinderbetreuung einzubringen, manifestiert sich vor allem nach der Geburt: Zu diesem Zeitpunkt wird der Papa-Monat selbst in Familien, die eine traditionelle Rollenverteilung anstreben, gelebt. Dabei gilt die erste gemeinsame Zeit als besonders wertvoll und wird gerne als Urlaub konsumiert. In der Studie geht man daher davon aus, dass ein Rechtsanspruch den Wunsch der Väter unterstützen würde, die Zeit nach der Geburt intensiv mit der Familie verbringen zu können. Weiteres ergibt sich, dass die Arbeitszeit partnerschaftlich verhandelt wird, jedoch nach traditionellen Mustern. Will heißen: Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit stark und lange, Männer, wenn überhaupt nur wenig und für kurze Zeit. Die negativen Folgen für die Pension der Frauen werden einfach ausgeblendet.
In den Betrieben stehen bei Vätern allerdings die Flexibiliät der Arbeitszeit und damit die Frage, wie Vollzeiterwerbstätigkeit mit familiären Pflichten vereinbart werden kann, im Vordergrund. Einige Unternehmen (für die Erhebung wurden u.a. ÖBB, Cisco und Mondelez gewonnen) haben sich damit auseinandergesetzt und Strategien für Vereinbarkeit entwickelt. So berücksichtigen männerdominierte Branchen mittlerweile Vereinbarkeitswünsche stärker. Jetzt, in der Hochkonjunktur, wo viele Betriebe besonders interessiert sind, gute Mitarbeiter zu finden und zu halten, ist eine gute Zeit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer in Unternehmen aktiv anzugehen, und zwar von allen Seiten: Väter haben eine stärkere Verhandlungsposition, Unternehmen wollen als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden und Betriebsräte können ein wichtiges Anliegen der Mitarbeiter bei der Umsetzung unterstützen.


Väterfrühkarenz bzw. der Papa-Monat – Es gibt drei Modelle
1. Bundesbedienstete und Landesbedienstete können für maximal vier Wochen unbezahlt während des Mutterschutzes (also innerhalb der ersten zwei Monate nach der Geburt einen Papa-Monat in Anspruch nehmen.
2. In manchen Branchen räumt der Kollektivvertrag einen Papa-Monat ein. Die Bedingungen können von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Teilweise gibt es in der Privatwirtschaft auch bezahlte Papa-Monate.
3. Ein unbezahlter Urlaub bzw. eine vereinbarte Karenz ist mit Zustimmung des Arbeitgebers für alle Arbeitnehmer möglich.
Infos auf oesterreich.gv.at