Ein Leben zwischen Familie, Glaube und Ehrenamt im Kloster

Lauterach Marianne Gumprecht (61) kommt aus einem gläubigen Elternhaus. “Mama und Papa waren sehr fromm. Wir haben gemeinsam gebetet und sind zusammen in den Gottesdienst gegangen.” Schon als Kind hatte Marianne eine persönliche Beziehung zu Gott. “Ich hatte das Gefühl, dass ich den Herrgott mit mir trage. Ich redete oft mit ihm.” Ihr Vater wollte, dass sie ins Kloster geht. “Im letzten Moment habe ich mich dagegen ausgesprochen. Denn ich wollte eine eigene Familie haben, mit vielen Kindern.”

Marianne schenkte vier Töchtern das Leben. Bernadette, die älteste, hat eine geistige Beeinträchtigung. “Bernies Behinderung fiel nicht gleich auf. Sie muss eine Entzündung im Gehirn gehabt haben.” Bernie wohnt noch zu Hause. “Dieses Kind bleibt meinem Mann und mir. Sie möchte in kein Wohnheim gehen.” Bernie erlebt sie als ein unbeschwertes Kind. “Sie kann von Herzen lachen. Das ist ansteckend.” Und noch jemand bereichert das Zuhause der Gumprechts: Enkelin Emma (12). Marianne und ihr Mann Stefan ziehen das Mädchen groß. “Für uns ist sie wie ein eigenes Kind.”

Trotzdem fiel Marianne, die mit ihrem Mann viele Jahre lang ein Gartenunternehmen betrieb, nach der Pensionierung zu Hause die Decke auf den Kopf. “Ich wollte was Sinnvolles tun und dachte an ein Ehrenamt.”

Im Jahr 2022 wurde sie von einer Nachbarin gefragt, ob sie nicht Lust hätte, in der Hostienbäckerei des St. Josefsklosters in Lauterach ehrenamtlich mitzuarbeiten. “Dieses Angebot kam wie gerufen. Das war kein Zufall, sondern eine göttliche Fügung”, ist sich Marianne sicher. Bereits ab dem ersten Arbeitstag fühlte sie sich im Kloster wohl. “Die Atmosphäre und das Arbeitsklima sind schön. Es gibt keinen Zwist und keinen Stress.”

Mariannes Aufgabe ist es, die Hostienplatten, die die Ordensfrauen Alena und Maria backen, in Form zu bringen – sie stanzt sie aus. “Dann sortiere ich die fehlerhaften Stücke aus.” Auch beim Verpacken der Hostien hilft Marianne mit. “Pro Jahr verkaufen wir vier Millionen Hostien – an Pfarreien, Klöster, Vereine und Privatpersonen.” Die gläubige Frau empfindet es als Privileg, an der Produktion von etwas mitzuwirken, das zum Leib Christi wird. “So Gott will, mache ich das noch lange.”

Gott hat im Alltag von Marianne den größten Platz. “Ich stehe mit ihm auf und gehe mit ihm zu Bett. Er begleitet mich den ganzen Tag.” Er gibt ihr Halt. “Mit ihm verkraftet man die Tiefschläge des Lebens besser.” Marianne weiß nicht, was die Zukunft bringt. “Niemand kennt sein eigenes Schicksal. Aber ich fürchte mich nicht vor der Zukunft, weil ich weiß, dass der Herrgott mich trösten wird.” Es sei gut, wenn man sich von ihm führen lasse. Und das tue man, indem man das Leben annehme, wie es kommt.