Gratis-Tablets für Baulehrlinge

Am Bau wird alles digitaler und auch die Lehrlingszahlen steigen.
Hohenems Die meisten Branchen kämpfen um die besten Köpfe für eine Lehrlingsausbildung. Gute Lehrlinge sind immer schwerer zu finden. Doch die Vorarlberger Baubranche verzeichnet einen erfreulichen Trend. Denn die Lehrlingszahlen legen von Jahr zu Jahr zu. Die drei Maurerklassen in der Berufsschule sind gut gefüllt und in der Bauakademie in Hohenems herrscht Hochbetrieb. Waren es vor drei Jahren noch 165 Lehrlinge, sind es aktuell 200 Lehrlinge in Bauberufen. Gleichzeitig ist auch die Ausfallsquote auf beinahe Null gesunken.
Das soll zwar nicht über den dennoch vorhandenen Fachkräftemangel hinwegtäuschen, es sind aber in der heutigen Zeit sehr gute Nachrichten. Wieso das so ist? Die Verantwortlichen führen das vor allem auf die intensiven Bemühungen der vergangenen zehn Jahre und dabei vor allem auf die triale Ausbildung zurück. Denn als Lehrling ist man nicht nur im Betrieb und in der Berufsschule, sondern auch im Maurer-Ausbildungszentrum (MAZ) in Hohenems, wo praktisch an den Kenntnissen gefeilt wird. Fordern und fördern sei das Motto, dem sich die Ausbildungsbetriebe verschrieben haben, sagt Johannes Wilhelm (Wilhelm+Mayer). Im MAZ gehe es vor allem auch darum, dass jeder seine Stärken finde. „Das Feedback der Lehrlinge ist sehr gut. Der Großteil fühlt sich sehr wohl. Sie schätzen die Abwechslung und die Aufmerksamkeit“, berichtet Wilhelm. Auch sieht er ein besseres Image der Baulehre in der Öffentlichkeit: „Es wird immer mehr erkannt, dass die Bauwirtschaft sichere Arbeitsplätze mit guten Verdienstmöglichkeiten und vor allem mit vielfältigen Karrierechancen bietet.“
Gratis-Tablets
Nun soll die Lehre digitaler werden. Ab Herbst bekommen alle Lehrlinge ab dem zweiten Lehrjahr ein Gratis-Tablet zur Verfügung gestellt. Die Begeisterung bei den Jugendlichen darüber ist beim Besuch im MAZ spürbar. „Auf den Tablets sind E-Learning-Programme und Apps für die Schule und die praktische Arbeit auf der Baustelle installiert“, erklärt Innungsmeister Peter Keckeis (Keckeis Bau und Steinbruch).

Zudem entstehen neue Berufsbilder. Der Maurer wird zum Hochbauer, der Schalungstechniker zum Betonbauer. Einziehen werden auch fachliche Neuerungen wie neue Arbeitstechniken, digitale Vermessung oder elektronisches Datenmanagement. Genauso wird es eine vierjährige Kaderlehre geben, in der es zusätzlich eine vertiefte betriebswirtschaftliche Ausbildung sowie einen zusätzlich wählbaren technischen Schwerpunkt geben wird, wie Keckeis weiter erklärt.
Auch am Bau selbst tut sich vieles in Sachen Digitalisierung. „Es nimmt langsam Fahrt auf“, erklärt Alexander Stroppa (Hilti&Jehle). Die Betriebe seien gut beraten, sich mit dem Thema verstärkt auseinanderzusetzen. „Digitalisierung bedeutet letztlich Effizienzsteigerung. Das geht von der elektronischen Rechnungslegung über ERP-Software bis hin zu einer intelligenten Baulogistik oder Online-Ausschreibungen.“ Zudem sei es wichtig, Daten zeit- und ortsunabhängig zur Verfügung zu haben. Mithilfe von Tablets können Bereiche wie Disposition oder Zeiterfassung abgewickelt werden.
Ein Beispiel sei auch BIM (Building Information Modeling), das mithilfe einer Software alle Daten eines Bauprojekts erfasst und das Bauwerk in 3D visualisiert. Dazu gebe es einige Pilotprojekte im Land, sagt Stroppa. Insgesamt sei das Bewusstsein dafür aber noch nicht sehr stark ausgeprägt.
