Bertsch holt Foodtech-Produktion zurück nach Vorarlberg

Bertsch-Firma verlässt Linz-Hersching und übernimmt Martin-Werkhalle in Braz.
Bludenz, Braz Noch werden in der 2000 Quadratmeter großen Werkhalle der Martin GmbH in Braz Baggeranbaugeräte gefertigt. Doch damit ist im Sommer 2020 Schluss. Dann bezieht das Tochterunternehmen des Lauteracher Baumaschinen-Spezialisten Huppenkothen die neue Produktion in Ludesch. Wenn Martin ausgezogen ist, wird sukzessive die Produktion der Bertsch Foodtech nach Braz verlegt. Noch wird in Linz-Hersching produziert. Das Werk platzt aus allen Nähten, eine Erweiterung sei dort nicht mehr möglich, sagt der Geschäftsführer der Bertsch Gruppe, Hubert Bertsch, gegenüber den VN. Und auch nicht gewollt. Denn die Geschäftsführung der Firma sitzt ebenso wie die Entwicklung seit jeher in Bludenz. “Die Molkereien waren der Ursprung von Bertsch, alles andere ist darauf zurückzuführen”, so der Firmenchef.
Schneller am Markt
Dass das Werk in den 60er-Jahren überhaupt in Oberösterreich angesiedelt wurde, hat geschichtliche Gründe im damals reglementierten Geschäft mit der Milch. Die für die Milchwirtschaft zuständige Behörde beschied dem damaligen Firmenchef Josef Bertsch, dass er seine Anlagen nur dann verkaufe, wenn er auch im wichtigsten Produktionsgebiet produziere. Die Zeiten solchen Zwanges sind passé, jetzt komme es darauf an, dass Entwicklung und Produktion nahe beeinanderliegen, um mit Innovationen schnell am Markt zu sein.
„Die Martin-Immobilie in Braz erfüllt alle Anforderungen, die wir für Foodtech haben.“
Hubert Bertsch, GF Bertsch Holding
Pläne für die Übersiedelung gab es schon länger. Geprüft wurden Optionen in Nüziders, doch dagegen sprachen nicht nur hohe behördliche Auflagen für einen Neubau, sondern auch die Unvereinbarkeit der Kesselproduktion, in der mit grobem Material gearbeitet wird, und der Edelstahlproduktion für die Molkerei- und Käsereianlagen. „Wenn Edelstahl mit Rost in Verbindung kommt, kann man ihn nicht mehr gebrauchen.“ Das Martin-Gebäude hingegen erfüllte von vornherein die Anforderungen: Es braucht praktisch keine Umbauarbeiten, ist verkehrstechnisch gut gelegen und deutlich größer als der Linzer Betrieb. Außerdem könne man in Braz Mitarbeitern aus dem Klostertal einen zukunftssicheren Arbeitsplatz und Ausbildungsmöglichkeiten bieten. Rund 40 Mitarbeiter zählt der Betrieb heute. Bertsch hat die Halle von der bisherigen Eigentümerin, der Familie Martin, erworben. Das Verwaltungsgebäude übernimmt die Bludenzer Primus Immobilien GmbH. Dort soll ein Gewerbepark entstehen.
Bertsch-Molkereien und -Käsereien gelten als „Rolls Royce“ in der Milchindustrie und werden weltweit geplant und installiert. Die Kundenschicht erstreckt sich von kleinen Molkereien, etwa auf Alpen, über den Universal-Käsefertiger bis zu riesigen komplexen Milchverarbeitungssystemen. Derzeit werden z. B. zwei Großmolkereien in Novosibirsk und in Barnaul (beides Sibirien) montiert.
Im künftigen Werk werden die Anlagen gebaut und komplettiert. Dafür wird auch Manövrierfläche benötigt. Deshalb sicherte sich Bertsch Foodtech auch das angrenzende Grundstück mit 2200 Quadratmeter. Längerfristig wird dort auch ein neues Bürogebäude entstehen.
Bertsch Holding
Gegründet 1925
Umsatz 2018 182 Millionen Euro (Gesamtgruppe)
Eigentümer Bertsch Holding (Fam. Bertsch)
Mitarbeiter gesamt 333, Lehre 20
Foodtech-Mitarbeiter rd. 40
Angebot Käserei-, Molkereimaschinen und -anlagen