Vorarlbergs Wirtschaftsleistung bricht um elf Prozent ein

Markt / 02.06.2020 • 06:00 Uhr
Besonders die Metallindustrie in Vorarlberg ist betroffen. Der Lockdown kostet nach Berechnungen rund 700 Millionen Euro Wertschöpfung.<span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Besonders die Metallindustrie in Vorarlberg ist betroffen. Der Lockdown kostet nach Berechnungen rund 700 Millionen Euro Wertschöpfung.VN/Paulitsch

Vorarlberger Industrie dürfte Lockdown etwa 700 Millionen Euro an Wertschöpfung kosten.

Schwarzach, Wien In wirtschaftlich normalen Zeiten schätzt es Susanne Wendler, Vorstand der UniCredit Bank Austria und dort für den Bereich „Unternehmerbank“ verantwortlich, wenn sie die Unternehmen, die in Geschäftsverbindung mit dem größten österreichischen Bankinstitut stehen, zu besuchen, mit den Partnern der Wirtschaft von Angesicht zu Angesicht über Pläne, Strategien und Aussichten zu sprechen. Das persönliche Gespräch ist auch jetzt für sie wichtig, sagt die Bankerin im Gespräch mit den VN, nur findet das jetzt via Videokonferenz statt. “Das klappt sehr gut”, berichtet sie über ihre Erfahrungen, denn in den letzten Monaten sei man noch mehr zusammengewachsen, um die durch das Coronavirus ausgelöste Wirtschaftskrise zu meistern.

Liquidität sichern

Der Gesprächsbedarf ist in der Tat sehr hoch, auch mit den Vorarlberger Kunden, die aber auch in den letzten Monaten gezeigt haben, dass sie der Situation mit Engagement und Innovation begegnen, so der neue Landesdirektor Claus Jeschko. Dank der schon früh forcierten digitalen Kompetenzen der Bank könne man auf diesem Weg die wichtigsten Fragen klären und die Unternehmen unterstützen. In den vergangenen Wochen wurden von der Bank Austria Kredite in Höhe von 2,7 Milliarden Euro vergeben, über 1000 Kredite wurde gestundet, um Liquidität zu sichern.

Vorarlberg ist besonders herausfordernd – auch deshalb, weil die Wirtschaft im Land die letzten Jahre so erfolgreich war. Zwar verlangsamte sich das Wachstum im letzten Jahr leicht, doch die Coronakrise sorgte für ganz neue Herausforderungen, wie die Analyse der Bank Austria-Ökonomen zeigt.

„Vorarlbergs Wirtschaft ist gut ins Jahr 2020 gestartet – bis zum Lockdown im März.“

Susanne Wendler, Vorstand Bank Austria

In Vorarlberg haben die Industrie und der Tourismus gemeinsam einen Wertschöpfungsanteil von 35 Prozent. Das ist der höchste Wert von allen Bundesländern. Vorarlberg werde deshalb durch die angebotsseitigen Probleme aufgrund der Verwerfungen in den Lieferketten und den nachfrageseitigen Effekten durch die Schließung der Tourismusbetriebe besonders hart getroffen. “Wir gehen daher von einem im Bundesländervergleich überdurchschnittlich starken Rückgang der Vorarlberger Wirtschaftsleistung 2020 von elf Prozent aus”, analysiert Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Der Vorarlberger Industrie dürfte der Lockdown nach den Berechnungen der Ökonomen etwa 700 Millionen Euro an Wertschöpfung kosten. Besonders stark betroffen seien Metallindustrie und Maschinenbau.

Der hohe Anteil ausländischer Gäste von fast 90 Prozent der Übernachtungen wird dem Vorarlberger Tourismus überdurchschnittlich stark zusetzen. Im Gesamtjahr 2020 sei ein Rückgang der Übernachtungen um ein Drittel auf knapp über 6 Millionen zu erwarten. “Wir rechen damit, dass das BIP auch Ende 2021 noch unter dem Niveau des Jahres 2019 liegt”, resümiert Susanne Wendler.

Wirtschaftslage aktuell

Veränderung gegenüber Vorjahresmonat

Sachgüter – abgesetzte Produktion Jänner 2020

Vorarlberg -0,9 Prozent

Östereich -2,3 Prozent

Bauwirtschaft Jänner 2020

Vorarlberg +18,5 Prozent

Österreich +5,6

Handel März 2020

Vorarlberg -17,2 Prozent

Österreich -17,5 Prozent

Tourismus Übernachtungen März 2020

Vorarlberg -59,5 Prozent

Österreich -58,6 Prozent

Beschäftigung April 2020

Vorarlberg -3,2 Prozent

Österreich -5 Prozent

Arbeitslose April 2020

Vorarlberg +78,6 Prozent

Österreich +76,3 Prozent

Arbeitslosenquote April 2020

Vorarlberg 10,1 Prozent

Österreich 12,7 Prozent

Quellen: Statistik Austria, KMU-Forschung, AMS, HV d. SV-Träger, UniCredit Research