Bertsch konstruiert Pilotanlage für C02-Abscheidung

Markt / 09.06.2020 • 16:30 Uhr
Bertsch konstruiert Pilotanlage für C02-Abscheidung
V.l.n.r. Dr. Gerhard Schöny, Projektkoordinator TU Wien und Oriol Casal, Shell Nederland/TU Delft.
TOBIAS SMITH, SHOOT UNIT/SHELL

Bludenzer Anlagenbauer ist Teil eines Konsortiums. Pilotphase erfolgreich absolviert.

Wien, Bludenz Die Pilotanlage „ViennaGreenCO2“ zur Abscheidung von CO2 am Standort des Kraftwerks Simmering von Wien Energie hat den erfolgreichen Test von mehr als 1000 Betriebsstunden absolviert (die VN berichtete über den Start des Projektes). Die Anlage wurde von der Technischen Universität Wien (TU) in Zusammenarbeit mit der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) und Shell entwickelt und von der Bludenzer Bertsch Energy konstruiert. Mit der Anlage wurden aus einem Teilstrom des Abgases des benachbarten Biomassekraftwerks pro Tag 0,7 Tonnen CO2 abgeschieden. Die Reinheitsanalyse hat ergeben, dass es für den Einsatz als Dünger im Gewächshaus geeignet wäre.

Wichtiger Baustein

„Die drastische Reduzierung von CO2-Emissionen ist wesentlich, damit Städte wie Wien lebenswert bleiben. Die Entwicklung von CO2-Abscheidungsverfahren kann im Gesamtkontext der Dekarbonisierung ein wichtiger Baustein sein.

95 Prozent Reinheit

Mit der Versuchsanlage wurde demonstriert, dass mit dem neuartigen Verfahren über 90 Prozent des Kohlenstoffdioxides aus Abgasen abgeschieden werden kann und dieses CO2 eine Reinheit von über 95 Prozent aufweist. Die wirtschaftliche Beurteilung hat gezeigt, dass die Abtrennkosten pro Tonne CO2bis zu 25 Prozent geringer sind als bei der derzeit besten verfügbaren Technologie.

Rob Littel, General Manager für CO2-Vermeidungstechnologien bei Shell, betont das Potenzial: „Wir halten die Abscheidung und Nutzung von CO2für eine essentielle Maßnahme, die der Welt dabei helfen kann, ihr ambitioniertes Ziel, den Klimawandel einzudämmen, zu erreichen und dabei mehr und sauberere Energie zu liefern.“ Die CCU-Technologie ermöglicht es, das CO2 aus bestehender Energie-Infrastruktur sowie aus energie-intensiver und Schwerindustrie zu entfernen und stofflich zu nutzen.

Rasche Marktreife

Die acht Projektpartner – neben Bertsch die BOKU, LGV, lkprojekt, M-TEC, Shell, TU Wien und Wien Energie – haben im ViennaGreenCO2 Projekt eine erfolgreiche nationale und internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Energieforschung bewiesen. „Mit diesem Projekt wurde erfolgreich eine regionale CO2-Abscheidung und -Nutzung umgesetzt. Das international besetzte Konsortium bildet die Basis für die rasche Marktreife von österreichischer Technologie. Das sichert Know-how und Wertschöpfung in Österreich“, so Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds der Republik Österreich, der das Projekt mit insgesamt 2,4 Mill. Euro förderte.

„Das Konsortium bildet die Basis für die rasche Marktreife von österreichischer Technologie.“

Theresia Vogel, GF Klima- und Energiefonds

Die Pilotanlage wird in den nächsten Monaten aus Wien in die Niederlande transferiert und wieder in Betrieb genommen, um dort CO2 von einer Industrieanlage abzuscheiden. Das Energieunternehmen Shell plant, die Technologie für einen kommerziellen Einsatz weiter zu entwickeln.

Wissen ViennaGreenCO2

Wie andere CO2-Abscheidetechnologien nutzt auch das Verfahren im Wiener Projekt Stickstoff-Derivate um das Kohlendioxid aus den Abgasen von Verbrennungsprozessen zu trennen und so zu verhindern, dass es in die Atmosphäre gelangt und zur globalen Erwärmung beiträgt. Doch während die derzeit besten verfügbaren Methoden wässrige Amin-Lösungsmittel verwenden, dockt bei diesem Verfahren das CO2 aus dem Abgas in der mehrstufigen Wirbelschichtkolonne zunächst an feste Amin-funktionalisierte Partikel an und wird in einer zweiten Kolonne durch Wärmezufuhr wieder abgelöst.