Zum Holz die richtige Förderung

Markt / 15.06.2020 • 22:23 Uhr
Die Holzbauer wollen statt Bekenntnissen geänderte Rahmenbedingungen, denn Holz sei gut für Klimaschutz und regionale Wertschöpfung. Berchtold
Die Holzbauer wollen statt Bekenntnissen geänderte Rahmenbedingungen, denn Holz sei gut für Klimaschutz und regionale Wertschöpfung. Berchtold

Zimmerer begrüßen Programm „Holz von Hier“ und fordern zielgerichtete Maßnahmen.

Schwarzach, Bregenz Holz ist der einzige natürlich nachwachsende Rohstoff, den es in Vorarlberg gibt. Und es gibt die international beachtete Vorarlberger Holzbaukunst. Dennoch befinden sich die Vorarlberger Waldbesitzer in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage: Borkenkäfer und der internationale Markt setzen ihnen zu. Die Vorarlberger Zimmerer wiederum treten ebenfalls auf der Stelle, der Anteil des Holzbaus am gesamten Baugeschehen stagniert, auch weil mit Holz bauen teurer ist als konventineller Bau.

Regional und ökologisch

Das soll anders werden, zum einen durch die Initiative „Holz von Hier“, zum anderen durch ein Sechspunkteprogramm, das Bauen mit Holz attraktiver machen soll. Für „Holz von Hier“ spricht die ökologische Bilanz, die ja ob des Klimaschutzes und trotz Corona immer wichtiger wird. Für die Bauherrschaften und für das Land Vorarlberg, das ja Vorreiter sein will, wenn es ums Klima geht. Dafür braucht es aber auch Rahmenbedingungen, die den Holzbau attraktiver machen. An dieser Schraube hat die Organisation Vorarlberger Holzbaukunst gedreht, denn derzeit seien die Bedingungen so, dass andere Baustoffe, obschon deren Ökobilanz nicht so gut seien, bevorzugt werden, stellt dazu der Bundesinnungsmeister der Zimmerer, Siegfried Fritz, im Gespräch mit den VN fest. Auch der Vorarlberger Sprecher der Zimmerer, Herbert Brunner, stößt in dieses Horn und appelliert an die Politik, die Voraussetzungen zu schaffen, um den Vorarlberger Holzbau und damit Regionalität und Klimachutz zu fördern. „Ich glaube, in Landesrat Christian Gantner haben wir einen guten Fürsprecher für den Holzbau, aber es bedarf auch einiger Richtlinien, um Holz als Baustoff stärker zu etablieren.“

Herausgekommen ist dabei ein Programm, das den Holzbau nach vorne bringen würde, bei der Bauwirtschaft aber durchaus für Unmut sorgen könnte. Denn der Geschäftsführer der Holzbaukunst, Matthias Ammann, übt in dem Zusammenhang an der CO2-Bilanz der Zementherstellung Kritik, die nach den USA und China der größte CO2-Versursacher weltweit sei, und hinterfragt, ob es in Vorarlberg tatsächlich Wohnbauförderung für Styroporfassaden und Plastikfenster geben müsse. „Hier könnte zumindest schrittweise eine neue Entwicklung eingeleitet werden“, so Ammann.

Stattdessen soll es für „Holz von Hier“eine bessere Förderung geben, die nach dem Oekoindex OI3, der die ökologische Qualität aller Materialien anhand der Umweltindikatoren Treibhauspotenzial, Versauerungspotenzial und Bedarf an nicht-erneuerbarer Primärenergie angibt, berechnet werden soll. Der Oekoindex wird jetzt schon für die Förderung herangezogen. Brunner verweist außerdem auf die Wertschöpfung, die durch den Holzbau entstehe – bei Holzhäusern seien das rund 40 Prozent, die von anderen Vorarlberger Gewerken erbracht werden. Der Holzbau bringe zudem zahlreiche Architekturtouristen ins Land, betont der Holzbau-Obmann. VN-sca

Programm Holzbau Vorarlberg 2020+

1. Wohnbauförderung

Bonuspunkte laut Ökoindex OI3 für Wände, Decken mit „Holz von Hier“. Entfall der Einkommensgrenzen, wenn Bauherren/-damen mit „Holz von Hier“ bauen. Verdoppelung der Bonuspunkte im OI3 Index – ganz im Sinne der Energieautonomie.

2. Sozialer Wohnbau

Verdoppelung der öffentlichen Unterstützung, wenn mit „Holz von Hier“ gebaut wird Holzfensterpflicht und doppelter Bonus, wenn diese in Vorarlberg und mit „Holz von Hier“ erzeugt wurden.

3. Raumplanungsgesetz

Überschreitung der jeweils vorgeschriebenen Nutzungszahl bis zu 10% wird gewährt, wenn Wände, Decken und Fassaden in „Holz von Hier“ gebaut werden.

4. Kommunaler Gebäudeausweis

Verdoppelung des OI3–Bonus und marktwirksame Förderung von nachwachsenden Rohstoffen. Erhöhung der Punkte für nachwachsende Baustoffe in den Konstruktionen (Wände, Decken, Dächer).

5. Verpflichtende CO2-Vorgaben bei öffentlichen Gebäuden

Einführung einer OI3-Mindestanforderung. Ausschreibung von „Holz von Hier“ -Produkten.

6. Abgesicherte Unterstützung des Landes für die Projekte der Vorarlberger holzbau_kunst

Die Netzwerkarbeit der vorarlberger, holzbau_kunst hat dem Land landesintern und international viel Arbeit und ein hohes baukulturelles Image gebracht. Veranstaltungen wie der Vorarlberger Holzbaupreis und das „ kumm ga luaga“ bringen seit 25 Jahren jedes Jahr tausende Gäste nach Vorarlberg und fördern Exportleistungen ins benachbarte Umland. Politische und finanzielle Unterstützung des Vereins vorarlberger holzbau_kunst für die Jahre 2020–2025