Großkonzern sorgt jetzt für Fernwärme im Montafon

Der französische Energieriese Engie will Naturwärme Montafon weiterentwickeln.
Schruns Als im Jahr 2007 die Naturwärme Montafon gegründet wurde, herrschte Aufbruchsstimmung im Tal. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung zeigte Potenzial, die Förderungen waren hoch, auch der Preis für Heizöl gab zu Hoffnungen Anlass. Die Erwartungen der Gesellschafter – neben den Gemeinden Schruns, Tschagguns und Bartholomäberg die Montafonerbahn AG sowie der Forstfonds des Standes Montafon, der das Holz für das Werk liefern sollte – waren ambitioniert. Schließlich hätte das damals geplante Hallenbad schon ein Viertel der Wärme abgenommen.
Schwierige Entwicklung
Doch die Dinge sollten sich nicht so entwickeln, wie erwartet. Das Hallenbad wurde doch nicht gebaut, die Heizölpreise blieben stabil, die Förderungen reichten nicht aus. 266 Abnehmer hat das Biomasseheizkraftwerk heute, bei Weitem nicht genug, um rentabel zu arbeiten. Zudem standen die Förderungen und die Wirtschaftlichkeit regelmäßig in der fachlichen wie politischen Kritik. Damit ist die Naturwärme Montafon nicht das einzige Kraftwerk dieser Art, das zum Zuschussbetrieb wurde. Über die Hälfte der österreichischen Biomasseheizkraftwerke schlitterten in den vergangenen Jahren in die Insolvenz. Auch die Förderungen und die Wirtschaftlichkeit standen regelmäßig in der Kritik. Das hängt mit der Flächenlastdichte zusammen, also wie viele Teilnehmer am teuren Verteiler der Fernwärme hängen. Das ist in Vorarlberg in Lech gegeben, aber sonst eher die Ausnahme.
„Es wäre bei den Bürgern schwer zu argumentieren, wenn wir noch mehr investiert hätten.“
Jürgen Kuster, Bürgermeister Schruns
Für die Gesellschafter, so der Schrunser Bürgermeister Jürgen Kuster, standen nun weitere Investitionen an und das war der Anlass, um das Engagement zu überdenken. Um das Kraftwerk auf neuesten Stand zu bringen, wären Millionen Euro notwendig gewesen, das sei schwer zu argumentieren, wenn, wie in Schruns nur rund 150 Kunden das Angebot nutzen, wenn andererseits in Schulen und Infrastruktur investiert werden müsse. Weitermachen wollte man nur mit einem starken Partner, der am besten das ganze Werk übernimmt.
Bevorzugt sollte der aus dem Land kommen, doch das Interesse war enden wollend, wie Kuster berichtet. Die Gespräche haben sich zerschlagen. Es gab wohl auch andere Angebote, aber im Jänner war klar, Engie hat das beste Angebot gelegt. Engie ist ein internationaler Energieriese, beschäftigt weltweit über 150.000 Mitarbeiter, in Österreich sind es rund 1000 insgesamt. Die Firma ist in mehrere Divisionen aufgeteilt, die Engie Kältetechnik hat ihren Sitz in Vorarlberg. Die Firma hat seit 1947 in Lauterach eines ihrer internationalen Kompetenzzentren für Kältetechnik. Gestartet ist Enie als Gebrüder Sulzer, Escher Wyss, Kältetechnik, eine Zeitlang firmierten sie als Axima Kältetechnik, bis Ende 2016 gewöhnten sich Kunden und Mitarbeiter an den Namen Cofely, und seit 2017 heißt das Unternehmen Engie Kältetechnik. Beschäftigt werden 250 Mitarbeiter. Enie geht auf die Gesellschaft zurück, die den Suezkanal baute und auch so hieß bis sie 2015 mit Gaz de France fusionierte, und ist zu gut einem Viertel im Besitz der Republik Frankreich.
Investition in Technik und Ausbau
Mit der Firma bestehen schon lange Geschäftsbeziehungen im Bereich des Eislaufplatzes, man kannte sich. Und Engie baut den Bereich Fernwärme international und in Österreich konsequent aus, wie der neue Geschäftsführer der Naturwärme Montafon, Christoph Walla, erläutert. Auch im Montafon wird nicht nur in die Modernisierung des Werks investiert, auch neue Kunden sollen gewonnen werden. Am Montag wird nun, nach coronabedingten Verzögerungen, der zehnjährige Liefervertrag für Brennholz mit dem Forstfonds des Standes Montafon unterzeichnet. Mitarbeiter werden behalten, für die Kunden ändere sich nichts.