Huber Gruppe schafft Sanierung

Markt / 27.08.2020 • 22:19 Uhr
Die 70 Huber-Shops bleiben nun doch alle erhalten. Dank Unterstützung durch die Vermieter konnte man Schließungen verhindern. 

Die 70 Huber-Shops bleiben nun doch alle erhalten. Dank Unterstützung durch die Vermieter konnte man Schließungen verhindern. 

Gläubiger des Wäscheherstellers stimmen Sanierungsplänen zu. 70 Jobs fallen weg, Shops bleiben alle erhalten.

Götzis Für die wirtschaftlich schwer angeschlagene Vorarlberger Huber Gruppe, die im Mai über die Huber Holding, die Huber Shop GmbH, die Huber Tricot Gesellschaft mbH. sowie die Arula GmbH je ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnen musste, gibt es gute Nachrichten.

Gestern wurde im Rahmen der Sanierungsplantagsatzung eine Einigung erzielt. Das heißt, die Gläubiger haben die Sanierungspläne des Wäscheherstellers, der durch die Covid19-bedingten Shopschließungen 15 Millionen Euro an Umsatz einbüßte, mehrheitlich angenommen und akzeptieren die vorgeschlagene Quote von 30 Prozent. Über 80 Millionen Euro an Forderungen wurden insgesamt angemeldet.

Dass eine Schließung verhindert werden konnte, ist laut den Beteiligten mehreren Umständen zu verdanken. So wurden in den vergangenen Monaten in allen Geschäftsbereichen die Kosten gesenkt sowie an der Personalschraube gedreht. 70 Mitarbeiter in Verwaltung und Produktion wurden zur Kündigung angemeldet. Wobei man ursprünglich von rund 120 gestrichenen Stellen ausgegangen war. Somit behalten 1232 Mitarbeiter ihren Job, 322 davon in Vorarlberg. Entscheidend für die Annahme der Sanierungspläne war neben diesen Maßnahmen auch die Tatsache, dass Eigentümer Robert Ng einen Betrag in Millionenhöhe zuschoss. Er habe sämtliche Bankverbindlichkeiten abgelöst. Dieses frische Geld sei, so heißt es, als positives Signal für den Standort gewertet worden.

Alle Shops bleiben

Die Produktion in Mäder sowie die 70 Huber-Shops, von denen einige von einer Schließung bedroht waren, bleiben indes alle erhalten. Möglich wurde das, weil man mit den Vermietern der Flächen beim Mietzins erfolgreich nachverhandeln konnte. Zudem habe es nach Eröffnung des Verfahrens Ende Mai einen großen Solidaritätseffekt bei den Kunden gegeben. Die Umsatzentwicklung in den Geschäften sei spürbar nach oben gegangen. Huber-Vorstand Michael Krauledat ist jedenfalls erleichtert. Mit der Annahme der Sanierungspläne sei der wichtigste Schritt getan. „Mit den beschlossenen Maßnahmen bin ich zuversichtlich, dass wir gestärkt aus den vergangenen Monaten hervorgehen und für die bevorstehenden Zeiten gerüstet sind.“

Die Sanierung des österreichweit führenden Textilunternehmens, der für die Marken Hanro, Huber und Skiny bekannt ist, wurde von den Kanzleien Abel Rechtsanwälte und Völkl Rechtsanwälte begleitet. Eine Herausforderung sei die enge Verflechtung der Konzerngesellschaften im In- und Ausland gewesen. Dazu kam die Aufgabe, alle Geschäftspartner weltweit ins Boot zu holen sowie die zahlreichen Rechtsfragen, die es auch im Zuge der Corona-Kurzarbeitsförderung zu lösen galt.

Sehr gute Zusammenarbeit

Insolvenzrechtsexperte Matthias Prior (Abel Rechtsanwälte) spricht im VN-Gespräch von einer sehr guten Zusammenarbeit aller Beteiligter – von den Beraterteams über die Sanierungsverwalter bis hin zu den Arbeitnehmervertretern und dem Landesgericht Feldkirch. Das sei letztlich der Schlüssel zum Erfolg gewesen. „Um eine Sanierung erfolgreich zu gestalten, braucht es eine Vertrauensbasis. Bei Huber war die Zusammenarbeit sehr professionell. Zudem waren Mitarbeiter und Vorstand sehr engagiert dabei“, sagt der Rechtsanwalt. Somit sei die Huber Gruppe die erste große Konzernsanierung in Österreich, die durch die Covid19-Krise ausgelöst und nun positiv abgeschlossen wurde. VN-reh

„Ich bin zuversichtlich, dass wir gestärkt aus den vergangenen Monaten hervorgehen.“

„Die Zusammenarbeit aller Beteiligter war sehr professionell und vertrauensvoll.“

Bei der zum Unternehmen zählenden Arula GmbH mit Sitz in Mäder wird der Stoff produziert.  VN/Steurer
Bei der zum Unternehmen zählenden Arula GmbH mit Sitz in Mäder wird der Stoff produziert.  VN/Steurer
Huber Gruppe schafft Sanierung
Huber Gruppe schafft Sanierung

Die Beteiligten

Berater Huber-Gruppe

Abel Rechtsanwälte (Wien), Völkl Rechtsanwälte (Wien), BDO Austria (Wien, Dornbirn), RTG Dr. Rümmele Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung

Sanierungsverwalter

Eva Müller, Surena Ettefagh (Huber Holding AG), Tobias Gisinger, Wilhelm Klagian (Huber-Shop GmbH), Andreas Droop, Bernhard Natter (Huber Tricot Gesellschaft mbH.), Lukas Pfefferkorn, Nuschine Messner (Arula GmbH)

Die Geschichte der Huber Gruppe

Die Gründung erfolgte 1908 mit dem Kauf der Heinzle’schen „Tricotwaaren- Fabric“ durch Josef Huber. 1930 wurde die erste Wiener Niederlassung gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte eine kontinuierliche Expansion. 1967 wurde in Mäder die Produktion gestartet. Anfang der 80er Jahre erreichte man mit 2500 Mitarbeitern den höchsten Beschäftigtenstand. Später kamen durch die Internationalisierung der Märkte und den Preisdruck Schwierigkeiten auf. Heute steht die Huber Gruppe im Eigentum der Benger Brands von Robert Ng. Der Jahresumsatz 2019 betrug 140 Millionen Euro.