Wie Homeoffice das Wirtschaftsleben verändert

Homeoffice etabliert sich nach Corona endgültig – mit Auswirkungen auf den Standort.
Schwarzach, St. Pölten Ohne Homeoffice wäre es um die Wirtschaft und auch den Arbeitsmarkt nach nunmehr sieben Monaten Corona-Ausnahmezustand deutlich schlechter bestellt, sind sich Wirtschaftsforscher und Unternehmer sicher. Für Niederösterreich gibt es die erste von Karmasin federführend erstellte Studie zu Auswirkungen von Homeoffice, die von einem Bundesland in Auftrag gegeben wurde. Die niederösterreichische Regierung wollte nicht nur wissen, wie hoch die Akzeptanz ist, sondern auch welche Auswirkungen der letzten Endes erzwungene Trend, der „gekommen ist, um zu bleiben“, so Wirtschaftlandesrat Jochen Danninger, für sein Land bedeutet.
Bedeutung für den Standort
Die Niederösterreicher wollten es genau wissen: Erstens, wie die Beteiligten mit der Arbeit zuhause zurechtkommen bzw. zufrieden sind, zweitens, wie die Auswirkungen sind und drittens, was es für den Standort bzw. das Land bedeutet. Insgesamt bekommt das Homeoffice gute Noten: 70 Prozent der Befragten sehen mehr Vor- als Nachteile im mobilen Arbeiten. Künftig werden mehr Firmen und damit auch mehr Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten, nämlich 54 Prozent. Die Firmen ziehen eine positive Bilanz. Die Erfahrungen der Unternehmen in Niederösterreich zeigen ein positives Bild. Sie haben zu 84 Prozent mit Home-Office und zu 65 Prozent mit Videokonferenzen positive Erfahrungen gemacht. 61 Prozent halten ihr Unternehmen für – zumindest teilweise – Homeoffice geeignet.
Ähnliche Erfahrungen, wenn auch nicht gestützt durch eine Untersuchung, hat man auch in Vorarlberg gemacht, deshalb wird es auch im Land künftig mehr Heimarbeitskräfte geben. Dafür, so Wirtschaftslandesrat Marco Tittler, werde man die Breitbandoffensive des Landes anpassen, damit jeder eine leistungsfähige digitale Verbindung zur Firma und den Kunden hat, der zuhause arbeitet. Man habe zwar im Lockdown gute Erfahrungen mit der Belastbarkeit des Netzes gemacht, dennoch sei es ausbaufähig.
In Niederösterreich hat man sich auch mit der Wohnbauförderung auseinandergesetzt, die auf Homeoffices angewendet werden könne. „Wir haben Erleichterungen für Homeoffice bei Miet- und Eigentumswohnungen umgesetzt: Gewerbeausübungen im gemeinnützigen Wohnbau sind ohne Teilrückzahlungen an die Gemeinnützigen möglich. Auch beim Eigentumsbereich wird die Förderung nicht mehr anteilig zurückgefordert“, sagt der zuständige Landesrat Martin Eichtinger. Wie in Vorarlberg bereits umgesetzt, wird in Niederösterreich verpflichtend ein Breitbandanschluss für alle neu errichteten Wohnungen vorgeschrieben. „Denn es geht nicht nur um eine technische Umstellung, sondern auch um ein Umdenken der sozialen Kompetenzen im Umgang mit Homeoffice“, so der Politiker, der eine Trennung von Lebens- und Arbeitsraum befürwortet.
Technische Infrastruktur
Für Firmen, so das Ergebnis der Untersuchung, wird es vor allem die Chance zur Kostenreduktion beim Fuhrpark, den Büro- und Geschäftsflächen sowie bei den Dienstreisen geben, denn neben dem Homeoffice wurde auch der Einsatz des wichtigsten Hilfsmittels, der Videokonferenzen in der Studie beleuchtet. Bei der zukünftigen Nutzung von Videokonferenzen werde der Wert bei rund 44 Prozent zu liegen kommen. Vor der Coronapandemie nutzten 24 Prozent der Unternehmen derartige Systeme. Die für Herausforderungen für die Unternehmen bestehen in erster Linie mit der technischen Infrastruktur, so die Studie. Dem stimmen auch Tittler und Stefan Hagen, Digitalisierungsexperte und Vizepräsident der Wirtschaftskammer zu.
Ein Wörtchen mitreden will dabei auch die Arbeiterkammer, die derzeit auf Bundesebene Richtlinien für arbeitnehmerfreundliche Bedingungen verhandelt, so AK-Direktor Rainer Keckeis.
Umfrage: Wie wird Vorarlberg homeofficefit?
Wir sind Homeoffice gegenüber nicht negativ eingestellt, aber es braucht klare Regeln, die wir derzeit verhandeln. Viele Menschen können oder wollen auch nicht zuhause arbeiten. Rainer Keckeis, Direktor AK Vorarlberg
Die Wirtschaftskammer hat die Möglichkeit des Homeoffice in ihrem Programm-Diskurs bereits vor Corona, jetzt geht es darum, weitere Schritte gemeinsam festzulegen. Stefan Hagen, Hagen Management, Vizepräs. WKV
Das Land wird die Breitbandförderung neu ausrichten, das ist eine Erkenntnis aus dem Lockdown. Entscheiden über den Einsatz von Homeoffice müssen aber auf jeden Fall die Unternehmen selbst. Marco Tittler, Wirtschaftslandesrat