30 Meter Klimaschutz

Markt / 15.10.2020 • 22:19 Uhr
Das Aufbringen des neuen Asphalts in Dornbirn ist eine Europapremiere. Für die Straßenbauer ändert sich im Arbeitsablauf aber nichts. VN/Steurer
Das Aufbringen des neuen Asphalts in Dornbirn ist eine Europapremiere. Für die Straßenbauer ändert sich im Arbeitsablauf aber nichts. VN/Steurer

Europapremiere in Dornbirn: Asphalt, nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv.

Dornbirn Der Augenschein zeigt es: Obwohl der in Dornbirn erstmals zum Einsatz kommende Straßenbelag den Namen „Green Asphalt“ trägt, ist die Straße auch weiterhin schwarz und wird sich ins typische Graue wandeln. Doch der Belag hat grüne „innere“ Werte, die dem Klimawandel Paroli bieten. Vorerst sind es nur 30 Meter Straße, die den neuen Belag tragen, denn in den nächsten ein bis zwei Jahren wird erprobt, ob er auch robust ist. Dafür wird es regelmäßige Messungen und Kontrollen geben, die Basis für das sprichwörtliche Ausrollen des neuen Asphalts sein werden. Ziel ist naturgemäß, dass der Belag in Zukunft auf allen Straßen zum Einsatz kommt.

Pflanzenkohle im Asphalt

Was macht den neuen Belag so revolutionär? Das erklärten die Initiatoren und Finanziers des Versuches, die Brüder Tobias und Bernhard Ilg, die mit ihrem Energiewerk Ilg auch schon den VN-Klimaschutzpreis gewonnen haben, am Donnerstag zusammen mit den Partnern der Firmen Migu Asphaltbau und dem Systemlieferanten Syncraft vor Ort, auf der Dornbirner Erlosenstraße. Der Belag soll klimapositiv sein, denn bislang tragen der Ausbau und die Reparatur des Straßennetzes wesentlich zu den klimaschädigenden Emissionen bei. Gelingen soll das durch einen besonderen Zuschlagstoff im Asphalt, in diesem Fall verkohlte pflanzliche Biomasse, sogenannte Pflanzenkohle, ein sehr vielseitig einsetzbares Material, das zu größten Teilen aus Kohlenstoff besteht. Diesen haben die Pflanzen während ihres Wachstums als CO2 aus der Atmosphäre entnommen und umgewandelt. Über den Prozess der Verkohlung wird dieser Kohlenstoff in einer festen Struktur gebunden und fixiert. In der Landwirtschaft hilft Pflanzenkohle bereits, die Tiergesundheit zu fördern, Methan- und Lachgasemissionen sowie Stickstoffverluste zu vermindern und Böden zu verbessern. Im Bereich der Industrie und der Bauwirtschaft besteht ein noch größeres Potenzial, Kohlenstoff dauerhaft zu binden, zum Beispiel in Asphalt, der durch die Zugabe von Pflanzenkohle diesen klimaneutral, ja sogar klimapositiv mache, wie Tobias Ilg erklärt.

Versuchsstrecke

In Zeiten des Klimawandels und der dringenden Reduktion von CO2 stießen die Brüder Ilg auf offene Ohren bei den Verantwortlichen der Stadt Dornbirn, als sie darum baten, 30 Meter der neu zu asphaltierenden Straße mit dem Asphalt, der beim Vorarlberger Asphaltwerk Migu Pflanzenkohle zugefügt wurde, zur Versuchsstrecke zu machen. „Uns ist es wichtig, dass unter normalen Bedingungen, also mit den üblichen Verkehrsstrapazen, getestet wird“, so Tobias Ilg, der Vorplatz eines Hauses hätte deshalb keinen Sinn gemacht. Bei der Premiere konnten die Initiatoren auch Experten der öffentlichen Hand begrüßen, die schon jetzt großes Interesse gezeigt haben. VN-sca