Wie Ertrag und Gemeinwohl in einer Bank zusammen gehen

Sparkasse Dornbirn Vorstandschef Werner Böhler gibt Ende Februar Funktion ab.
Dornbirn Gerade hat er ein Webinar beendet, es ging dabei darum, wie man den Betrieben in der Tourismuswirtschaft jetzt helfen kann. „Das war ein Gespräch auf Augenhöhe, es gibt ein starkes gegenseitiges Vertrauen“, berichtet Werner Böhler, „wir sprachen über einen Schulterschluss mit den Betrieben und der Branche, die am stärksten von der Coronakrise betroffen sind.“ In seiner Funktion als Sprecher der Vorarlberger Kreditwirtschaft hat der Vorstandsvorsitzende der Dornbirner Sparkasse seit Ausbruch der Pandemie alle Hände voll zu tun. Zuletzt hat er die Regierung aufgefordert, die Bankregularien der durch Corona angespannten Liquiditätslage der Unternehmen anzupassen. Ein Vorstoß, der österreichweit gehört wurde.
Ende Februar ist Schluss
Dass er es jetzt ruhiger angehen könnte, gilt für den in Schwarzach wohnhaften Banker „noch nicht“. Doch am 23. Februar feiert er seinen 65. Geburtstag und am Monatsende gibt er den Vorstandsvorsitz der Bank, den er seit dem Jahr 2008 innehat, an seinen langjährigen Vorstandskollegen Harald Giesinger ab. Neu im Vorstand ist der bisherige Sparkasse-Bregenz-Chef Martin Jäger. In den Aufsichtsrat wechselt er nicht, er wolle nicht seinen Nachfolgern dreinreden. Wohl aber hat er Sitz und Stimme in der Stiftung der Sparkasse Dornbirn.
Böhler ist echtes Sparkassen-Urgestein: Vor 45 Jahren hat er nach Absolvierung der Handelsakademie bei der Dornbirner Sparkasse zu arbeiten begonnen. Damals herrschte wie heute auch eine Krise, es ging ums Erdöl. Den Vorstandsvorsitz übernahm er im Jahr der internationalen Bankenkrise 2008, seinen Abschied nimmt er nun in der Coronakrise, sinniert er im Gespräch mit den VN. „Ich habe Verantwortung nie als Bürde, sondern als Chance gesehen, ich konnte gestalten und mitentscheiden“, betont er. Es sei ihm wichtig, aus solchen extremen Situationen zu lernen.
Die Finanzkrise 2008 war ein Grund, um das Geschäftsmodell der Finanzwirtschaft zu hinterfragen, „tun wir das Richtige und tun wir das, was wir tun, richtig“, sich auf die ursprüngliche Aufgabe der Sparkassen zu konzentrieren, nämlich dass es, wo es eine Sparkasse gebe, den Menschen besser gehe. Eine der Schlussfolgerungen: Die Dornbirner Sparkasse erstellt seit mehreren Jahren eine Gemeinwohlbilanz, die Kunden, Mitarbeiter, aber auch die Gesellschaft insgesamt bei allem Tun berücksichtigt.
Ertrag und Gemeinwohl
Das wurde in der Branche genau beobachtet. Er stellt aber klar, dass trotz Gemeinwohl natürlich die Zahlen stimmen müssen. Das tun sie bei der Sparkasse. Seit seinem Eintritt 1976 ist die Bilanzsumme von damals 117 Millionen Euro auf aktuell 2,87 Milliarden Euro gestiegen, also um das 25fache. Auch an Mitarbeitern hat die Sparkasse zugelegt, allerdings nicht um das 25fache, sondern um das 2,5fache von 140 auf heute 350 Mitarbeiter. 15 Bankstellen (inkl. Hauptanstalt) werden derzeit betrieben. „Ich glaube, dass es eine solche Filalstruktur auch weiterhin braucht“, auch wenn die Digitalsierung in der Branche weiter voranschreite.
Die Filialisierung hat er als junger Banker miterlebt, damals wurde das vormals strenge Bankengesetz gelockert, was die Eröffnung von Filialen erlaubte. Als Abteilungsleiter führte er dann ein, dass man die Kunden im Unternehmen besuchte, statt sie in der Bank zu empfangen – heute ein Selbstverständlichkeit. Er scheute grundsätzlich auch vor großen Konflikten bzw. Diskussionen nicht zurück. Etwa 2015, als er eine Fusion mit der Hypo andachte, weil er die Regeln des Sparkasse-Haftungsverbundes ändern wollte. Die angestrebte Verbesserung wurde erreicht. Was jetzt noch ansteht: Auch seine Funktion als Sprecher der Vorarlberger Banken wird Werner Böhler in Bälde zur Verfügung stellen.
Werner Böhler
Funktionen Vorstandsvorsitzender Sparkasse Dornbirn, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen, Sprecher der Vorarlberger Kreditwirtschaft
Geboren 23. Februar 1956
Ausbildung Pflichtschule in Dornbirn, Handelsakademie in Bregenz
Laufbahn 1976 Dornbirner Sparkasse, 1997 Wechsel zur Sparkasse Feldkirch, ab 2000 Vorstandsvorsitzender in der Sparkasse Feldkirch, seit 2008 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dornbirn, seit 2020 Sprecher der Vorarlberger Kreditwirtschaft
Familie verheiratet mit Astrid, zwei Kinder, drei Enkel