Weniger Holz, mehr Handwerk

Holzbau-Architekt fordert Umdenken entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Dornbirn Die Vorarlberger Architekten haben einen maßgeblichen Anteil daran, dass der Holzbau in Vorarlberg international so hohe Bekanntheit haben. Sie waren von Anfang an Treiber der Entwicklung, die im vergangenen Jahr richtig Fahrt aufgenommen hat. Einer ihrer bekanntesten Vertreter ist der Dornbirner Architekt Johannes Kaufmann, dessen Büro im obersten Geschoss eines kompletten Holzbaus zeigt, welche Möglichkeiten der Werkstoff Holz bietet. Doch nun ist sich Kaufmann nicht mehr so sicher, ob seine Projekte auch umgesetzt werden können. Oder ob er statt auf Holz auf Beton zurückgreifen muss, etwa bei den Zwischendecken in mehrstöckigen Bauten.
Massiver Holzverbrauch
Die Ausgangslage ist bekannt und führte bereits zu einem Holzgipfel im Vorarlberger Landhaus – allerdings ohne die Architekten. „Es wäre sicher gut gewesen, wenn man uns eingeladen hätte. Ergebnis: Eine Arbeitsgruppe evaluiert, wie man enger zusammenarbeiten, wie man die Wertschöpfungskette im Land stärken kann. Für Kaufmann war schon länger klar, dass es ein Umdenken in Sachen Holz und Holzbau braucht, durch eine Verknüpfung verschiedener Ereignisse sei es nun zur Krise gekommen, „der schwersten Krise in der österreichischen Holzbauarchitektur, seit es den modernen Holzbau gibt“.
„Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von massivem Holzverbrauch“, so Kaufmann. Man habe mit der Begründung der hohen Arbeitskosten auf Produkte der Holzindustrie wie Brettspanholz und Leimbinder gesetzt, statt auf die tradionelle Bauweise, den Holzrahmenbau. Auch beim Materialeinsatz müsse man neu denken derzeit verwende man auch für nicht sichtbare Baubereiche Holz erster Güte, was überhaupt nicht notwendig sei. „Genau vor diesem Hintergrund ist das relativ hirnlose Produkt Brettsperrholz und Co. kritisch zu hinterfragen und präziser einzusetzen.“
Rohstoff Holz einsparen
Man könne durch intelligente Konstruktionen rund 50 Prozent des Holzes einsparen, so der Holzbau-Spezialist und erklärte Fan des Baustoffes, der neben Wasser die wichtigste Rohstoffressource Vorarlbergs ist. Das sei auch deshalb ein Gebot der Stunde, weil dieser Rohstoff, entgegen den Versprechungen der Holzindustrie, die in Österreich im wesentlichen in den Händen von drei Unternehmen ist, nicht grenzenlos verfügbar sei. Diese Unternehmen versuchen zunehmend, die gesamte Wertschöpfungskette im eigenen Unternehmen anzubieten, Zimmerer würden dann nur noch zur Fertigstellung der Bauten benötigt.
Von Holzhändlern und Sägewerksbetreibern im Land erwarte er, dass der wertvolle Rohstoff auch entsprechend bezahlt werde, vergisst aber nicht darauf hinzuweisen, dass es im Land sehr wohl Sägewerker und Holzhändler gibt, die sowohl Lieferanten wie Kunden wertschätzen. Auch einen Vorschlag für den Rohstoff Holz gibt es. In Vorarlberg sei ein Großteil der Wälder überaltert, berichtet er, der selbst Waldbesitzer ist. Man muss sich überlegen, ob nicht eine übergeordneter Experte die Bäume kennzeichnet, die zum Fällen geeignet sind, und diese dann auch geschlägert werden müssen. „Dann kann sich der Wald erneuern, seine Schutz- und Klimafunktionen erfüllen und ständig Holz liefern“. Und beim Baustoff Holz müsse man darüber nachdenken, wie man es wiederverwenden kann. VN-sca
„Es ist möglich, beim Holzbau die gesamte Wertschöpfung in der Region zu behalten.“
