Die Textiler weben am Restart

Vorarlberger Textilindustrie ist von Corona-Pandemie ganz unterschiedlich betroffen.
Schwarzach Bei der letzten Konjunkturumfrage der Vorarlberger Industrie im April stach ein Ergebnis heraus: Während fast alle Branchen über einen guten Geschäftsverlauf berichteten, ergab die Umfrage bei den Textilern, dass 56 Prozent der Textilbetriebe im Land mit der derzeitigen Auftragslage nicht zufrieden sind. Auch die derzeitigen Auslandsaufträge lassen auf sich warten, sie sind für 48 Prozent nicht gut und werden in den Chefetagen klar negativ gesehen.
Differenzierte Auftragslage
Doch wie auch in anderen Branchen, ist die Lage nicht insgesamt schlecht – es gibt Unternehmen, die mit Volldampf produzieren und Betriebe, welche dringend darauf warten, dass der Handel wieder international nach den Coronaschließungen in die Gänge komme, berichtet der Geschäftsführer der Fachgruppe in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Andreas Staudacher, über die aktuelle Situation in der Branche, zu der nicht nur Stoffproduzenten und Hersteller von technischen Textilien zählen, sondern auch die Bekleidungsindustrie.
Ein Unternehmen mit mehreren Standbeinen ist die Bludenzer Getzner Textil. Geschäftsführer Roland Comploj: „Im modischen Bereich sind wir 30 Prozent hinter Plan, die Schließung des Handels hat die Hemdenmacher stark getroffen“. Allerdings habe man im Bereich Corporate Fashion, also bei Berufs- bzw. Firmenkleidung einen Teil des Rückgangs abfangen können. Auch das Afrikageschäft mit Damasten sei nach einer Delle im Jahr 2020 wieder gut angelaufen, es liege sogar über Plan.
Investitionen im Coronajahr
Bei den technischen Textilien laufe es teilweise sehr gut, allerdings nicht bei den Segeltuchstoffen, da keine Regatten stattgefunden haben. Im Automotive-Bereich sei die Auftragslage differenziert zu betrachten, doch in Summe sieht der Getzner-Geschäftsführer nach einem Minus von drei Prozent im Vorjahr wieder Licht am Horizont und rechnet damit, wieder auf Budgetkurs zu gelangen.
Textildrucker Rueff ist, so Geschäftsführer Bertold Bischof, der auch Fachgruppenobmann der Textiler ist, von Corona schon mehr betroffen, wie er im VN-Gespräch berichtet. Die Auftragslage des Zulieferers für die Bekleidungsindustrie sei zwar schon deutlich besser als 2020, doch mit einem richtigen Aufschwung rechnet er, wenn auch am Hauptmarkt Deutschland der Bekleidungshandel wieder öffnen kann. Die Coronazeit habe man genutzt, um in die Ökologisierung des Betriebs sowie in die Drucktechnologie – Stichwort: Digitaldruck – zu investieren.
Im gleichen Zeitraum erlebte der Heimtextilienmarkt einen Boom. Beim Spezialisten für hochwertige Heimtextilien, dem Altacher Unternehmen David Fussenegger, wird die Weberei aufgrund der vielen Aufträge im Dreischichtbetrieb gearbeitet, so Geschäftsführer Gottfried Wohlgenannt. Auch alle anderen Bereiche sind im „Einsatz rund um die Uhr“. Die Auftragsbücher seien voll, die Lager leer, schildert er, man habe im letzten Jahr zweistellige Zuwachsraten erzielt.
Was der Branche mehr Sorgen bereitet, ist der Nachwuchs. „Die Neueintritte von Lehrlingen könnten höher sein“, so Staudacher, der informiert, dass an der Berufsschule Dornbirn ein Textil-Ausbildungszentrum für ganz Österreich entstehen soll. VN-sca

Wir haben im Unternehmen verschiedene Bereiche, die sich im Coronajahr sehr unterschiedlich entwickelt haben. Im Modebereich hatten wir einen starken Rückgang, bei den technischen Textilien waren die Zahlen teilweise sehr gut. Roland Comploj, Getzner Textil

Wir profitieren davon, dass sich die Menschen in der Coronazeit auf ihr Wohnumfeld konzentrieren und das optimieren. Wir konnten im vergangenen Jahr zweistellige Zuwachsraten verzeichnen und haben volle Auftragsbücher. Gottfried Wohlgenannt, Fa. David Fussenegger

Wir hatten im letzten Jahr ein Minus von 20 Prozent, doch die Auftragslage derzeit zeigt einen Aufwärtstrend. Wir haben die Zeit genutzt, um unseren Betrieb zu ökologisieren und zu digitalisieren. Bertold Bischof, Rueff Textil, FG-Obmann

Alles, was mit Mode zu tun hat, hat unter den Coronaschließungen zu leiden, in anderen Textilbereichen läuft das Geschäft aber gut, manchmal sogar sehr gut. Derzeit suchen viele unserer Betriebe aber noch Lehrlinge . Andreas Staudacher, GF Fachgruppe Textilindustrie
Textiles Vorarlberg
2690 Mitarbeiter beschäftigen die Textilbetriebe, die oft spezialisiert sind, im Land.
151 Unternehmen sind in den Bereichen Textilherstellung, Bekleidung und Stickerei aktiv.
56 Prozent der Betriebe sind laut Konjunkturumfrage mit der derzeitigen Auftragslage nicht zufrieden.