“Nicht das grüne Mäntelchen ist wichtig”

Markt / 11.06.2021 • 18:06 Uhr
"Nicht das grüne Mäntelchen ist wichtig"

“Für heuer haben wir uns bei Inhaus an allen Standorten das Ziel gesetzt, die Energie, die wir verbrauchen, selbst herzustellen.”

Wie der Installationsfachhändler Inhaus eine Vision umgesetzt hat und was er für die Zukunft plant.

Hohenems Vor 20 Jahren schlossen sich zwei Vorarlberger und ein Schweizer Unternehmen zur Inhaus GmbH als Händler für Installationsbedarf im Bereich Heizung und Bad zusammen. Der Vorarlberger Robert Küng hat schon im Vorfeld die Strategie und die Vision ausgearbeitet und dann die Geschäftsführung übernommen. Auch für die Zukunft hat er eine klare Strategie.

 

Herr Küng, Sie sind ja Marathonläufer. Ausdauer war gefragt, um die Firma Inhaus zu entwickeln. Was waren wesentliche Wegmarken auf diesem Marathon?

Robert Küng Mit Abstand die schwierigste Frage war ganz am Anfang, wo die Mitarbeiter aus verschiedenen Firmenkulturen kamen, diese zusammenzubringen. Ein Weg, den wir innerhalb eines Jahres gut bewältigt haben. Dann natürlich Hochphasen wie die Finanzkrise, die für uns wegen der Sanierungsförderung des Landes eine Hochkonjunktur bedeutete. Da waren die Mitarbeiter bis an die Grenzen belastet. Und der Abbruch danach, das haben wir auch gespürt. Man redet ja nicht gerne über Liquidität, da haben wir durch das Wachstum schnell gemerkt, dass das knapp werden könnte.

 

Wie kam es zur Gründung. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass sich verschiedene Anbieter einer Branche zusammenschließen?

Küng Wir hatten davor die Situation, dass in Vorarlberg fünf Firmen am Markt waren, die international aber sehr klein waren. Der Druck der Endkunden wurde größer und alle haben gemerkt, dass das langfristig nicht mehr funktioniert. Darüber hat man über Jahre geredet und dann sind wir drei – SFS, Gebrüder Ulmer und Pircher – zusammengekommen und haben gesagt, entweder machen wir das richtig oder hören auf. Dann haben wir im Sommer 2000 einen Businessplan gemacht und haben festgestellt, dass das ein sehr gutes Konstrukt werden könnte. Auch die Mitarbeiter haben das sehr positiv aufgenommen. Ich habe dann die Chance bekommen, die Firma zu führen, habe den Business-Plan gemacht und die Strukturen aufgebaut.

 

Ausnahme ist auch, dass Inhaus von Anfang an ein grenzüberschreitendes Unternehmen war…

Küng Für Hans Huber von SFS ist das Rheintal immer ein Wirtschaftsraum gewesen, er war da sehr visionär. Er hat auch immer wieder den Anteil der Vorarlberger Grenzgänger am Erfolg der SFS betont. Wenn wir nur eine Vorarlberger Lösung gehabt hätten, wäre das zu regional gewesen. Die Schweiz hat uns immer Wachstumspotenziale geboten.

 

Wenn man die 20 Jahre bilanziert, zeigt sich, dass die Vision aufgegangen ist. Wie geht es nun weiter?

Küng Wir sind jetzt gefordert, neue Visionen zu entwickeln. Dieser dreistufige Handel, wie wir ihn zusammen mit den Installeuren zu den Endkunden und zu den Generalunternehmern machen, ist extrem unter Druck durch die unterschiedlichsten Vetriebsformen wie den Onlinehandel. Diesen und den technischen Herausforderungen wollen und müssen wir uns stellen. Da sind wir enorm weit, wir haben extrem viel in Technologie und Digitalisierung investiert. Wir sind kein Onlinehändler und werden das auch nie sein, aber wir können Online-Technologie ganz stark mit dem stationären Handel verbinden. Für uns bleibt der Mitarbeiter weiterhin das wichtigste Tool, aber dafür brauchen wir die richtigen Instrumente. Man kann heute nicht mehr mit Notizzettel und Bleistift den Krieg gewinnen. Wir haben heuer Investitionen für acht Millionen Euro geplant und wir geben das Geld in der Region aus.

 

Ökologie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind heute wichtige Parameter, wie reagieren Sie darauf?

Küng Das hat sich massiv verstärkt. Wir haben bereits 2005 Energiekon­ferenzen zu dem Thema gemacht für unsere Kunden. Vorarlberg ist in all diesen Technologien weit vor dem europäischen Markt gewesen. Wir haben diese Technologien bereits schon 2002 angeboten. Heizung ist fast 60 Prozent unseres Volumens, obwohl wir eher für Bäder bekannt sind. Kälte wird auch ein immer größeres Thema. Das ist was wir auf der Marktseite machen und intern im Haus war das von Anfang an ein Thema. Uns war nicht das grüne Mäntelchen wichtig, sondern das, was wir effektiv machen. Bei der Eröffnung der Erweiterung haben wir gesagt, trotz der Erweiterung muss der Energieverbrauch zurückgehen und das haben wir geschafft. Für heuer haben wir uns das Ziel gesetzt, die Energie, die wir verbrauchen, selbst herzustellen. Wir investieren in die Zukunft unseres Landes, glaube aber auch, dass das ein Wettbewerbsvorteil sein wird. Das betrifft auch die Mobilität, dass wir mit Gas und Strom fahren und nicht mit alten Diesel-Lkw.

 

Derzeit herrscht auch in Ihrer Branche Materialknappheit. Hat Inhaus sich darauf vorbereitet?

Küng Aktuell sind wir sehr gut vorbereitet, es gibt vereinzelt ein Problem. Aber wir haben sehr früh reagiert und ein Lager aufgebaut, fast 30 Prozent mehr als in einem normalen Jahr. Das kostet uns Platz und Liquidität und ist ein Risiko, was die Preisstabilität angeht. Ich denke, das wird noch ein bis zwei Jahre gehen, bis sich das wieder entspannt. Was wir schon spüren, dass die Lieferzeiten bei Produzenten massiv nach oben gehen.

 

Gibt es dadurch Mehrkosten für die Häuslebauer, gibt es Wartezeiten?

Küng Ja, leider. Wir sind auch mit massiven Preissteigerungen konfrontiert. Viele unserer Produkte sind aus Stahl. Es gibt eine Teuerung. Alle Kunden, die Aufträge aus dem letzten Jahr haben, können sich glücklich nennen und langfristig sehe ich keine Entspannung, keinen Grund, warum, die Preise zurückgehen sollten.

Im Durchschnitt richtet man sich nur zweimal im Leben ein Bad ein. Deshalb bleiben gute Beratung und gutes Handwerk wichtig, sagt Küng im Gespräch.VN/Steurer
Im Durchschnitt richtet man sich nur zweimal im Leben ein Bad ein. Deshalb bleiben gute Beratung und gutes Handwerk wichtig, sagt Küng im Gespräch.VN/Steurer
Ist heute noch so begeistert von seinem Job wie bei der Firmengründung: Geschäftsführer Robert Küng.

Ist heute noch so begeistert von seinem Job wie bei der Firmengründung: Geschäftsführer Robert Küng.

Zur Person

Robert Küng
Geschäftsführer Inhaus Handels GmbH

Geboren 22. Jänner 1963

Ausbildung HTL Maschinenausbau, Eidgenössisch diplomierter Verkaufsleiter, Topmanagement-Ausbildung (von der Firma nominiert), MBA International Management FH Vorarlberg, Doktor Strategische Unternehmensführung mit Schwerpunkt Marketing

Laufbahn mehrere Jahre im erlernten Besuch, danach SFS, seit 2001 Geschäftsführer Inhaus

Familie verheiratet, zwei Kinder, fünf Enkel

 

Inhaus Handels GmbH
Eigentümer
Huwa Finanz- und Beteiligungs AG (SFS), Josef Pircher BeteiligungsGmbH

Mitarbeiter 230

Umsatz 2020 68 Millionen Euro

Standorte 9 in Vorarlberg und Ostschweiz