“Eine paradoxe Situation am Arbeitsmarkt”

WKÖ-General Kopf fordert mehr Flexibilität bei Arbeitssuche.
Schwarzach „Wir haben derzeit eine paradoxe Situation am Arbeitsmarkt“, sagt der Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, der Altacher Nationalratsabgeordnete Karlheinz Kopf, im Interview bei „Vorarlberg live“. Denn obwohl derzeit 368.397 Menschen in Österreich arbeitslos sind, können die Unternehmen über 100.000 Arbeitsplätze in allen Bereichen nicht besetzen. Ein Thema ist die Mobilität. „Wir haben ein West-Ost-Gefälle“, so der Wirtschaftskammer-General im Gespräch mit Pascal Pletsch, denn während im Westen händeringend nach Personal gesucht wird, seien die Arbeitslosenzahlen besonders in der Bundeshauptstadt Wien sehr hoch.
Flexibilität notwendig
Er fordert deshalb auch mehr geografische Flexibilität von den Arbeitssuchenden, die dann eben im Westen arbeiten sollen. Das gehe natürlich nicht in allen Fällen, so der Altacher, und er nennt als Beispiel familiäre Situationen, die oft dagegen stehen. Aber es gebe sehr viele Menschen, die auch an einem anderen Ort arbeiten können. Kopf selbst ist ein gutes Beispiel für die geografische Flexibilität: Er pendelt seit vielen Jahren Woche für Woche von seinem Heimatort Altach an seine Arbeitsplätze bei der Wirtschaftskammer und im Parlament in die Bundeshauptstadt.
Flexibilität sei auch bei den Qualifikationen notwendig. Gute Jobs gebe es etwa im Handwerk. Auch bei den sogenannten Green Jobs, etwa als Solaranlagenspezialist, gebe es eine große Nachfrage, auch der Bauboom rufe nach Mitarbeitern, die man nicht habe, so Karlheinz Kopf im Interview. „Wir müssen massiv investieren in die Umqualifizierung und in die Qualifizierung von gering qualifizierten Personen.“ Das AMS fördere etwa, dass auch Erwachsene einen Lehrabschluss nachholen können – bei einem Salär, das über die Lehrlingsentschädigung hinausgehe.
Die österreichischen Unternehmen, so der Vertreter der Wirtschaft, tun das Ihre, um attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Kopf nennt den Tourismus als Beispiel. „Im Tourismus wurden in den vergangenen zehn bis 15 Jahren neue Unterkünfte geschaffen, da ist viel geschehen.“ Da haben viele Unternehmer viel Geld in die Hand genommen, betont er. Dafür habe es auch steuerlich Unterstützung gegeben, auch die Investitionsprämie sei ein Beispiel dafür. „Das meint nicht: Der Staat soll alles zahlen. Aber er soll Anreize schaffen.“ Das seien Dinge, die dann zu Verbesserungen für die Arbeitnehmer führen, ist er überzeugt.