„Wettbewerb um Ressourcen“

Markt / 16.09.2021 • 22:13 Uhr
Die Ressource Boden ist in Vorarlberg zum raren Gut geworden. Hier sei, so Sutterlüty, ein Wettbewerb entbrannt. sutterlüty
Die Ressource Boden ist in Vorarlberg zum raren Gut geworden. Hier sei, so Sutterlüty, ein Wettbewerb entbrannt. sutterlüty

Unternehmer Jürgen Sutterlüty sieht in Vorarlberg Ungleichgewicht zwischen Branchen.

Egg Das Kühl- und Lebensmittellogistikunternehmen Schluge will im Dornbirner Wallenmahd ein neues Logistikzentrum errichten. Dagegen laufen die Nachbarn Sturm. Nun hat der Verfassungsgerichtshof die Betriebsgebietswidmung fürs Erste gekippt.

Der Lebensmittelhändler Sutterlüty arbeitet seit über 20 Jahren mit Schluge zusammen. „Wir haben ein Netzwerk aufgebaut, bei dem regionale Lebensmittel von einem regionalen Logistiker in die regionalen Märkte kommen“, sagt Jürgen Sutterlüty.

Musterbeispiel für Entwicklung

Für ihn steht das Beispiel Schluge exemplarisch für eine Entwicklung in Vorarlberg, die immer mehr Gegensätze aufzeige. Die Kommunen rittern zwar um Unternehmen, aber um Logistiker nicht. „Das schafft ein Ungleichgewicht zwischen den Branchen. Die Industrie ist wichtig, aber mittlerweile gibt es einen Ressourcenkampf um Grundstücke und Mitarbeiter. Das ist nicht mehr gesund. Denn knappe Ressourcen, die einseitig verteilt sind, bedeuten Mangel in einem anderen Bereich“, betont Sutterlüty, der in seinen 26 Märkten mehr als ein Drittel des Umsatzes mit Produkten aus der Region macht.

Für einen mittelständischen Gewerbebetrieb beispielsweise sei Grund und Boden weder zu finden, noch zu finanzieren. Das bringe eine Wettbewerbsverzerrung mit sich. „Ohne, dass hier ein Ausgleich geschaffen wird, werden wir massive Probleme bekommen. Unsere Lebensqualität ist schließlich in der Vielfalt begründet. Was es heißt, von einem Bereich allzu abhängig zu sein, haben wir mit der Textilkrise schon einmal erlebt. Die Interessenvertreter sind also dringend aufgerufen, sich über die Ressourcenverteilung Gedanken zu machen.“

Jeder wolle regionale Lebensmittel, aber für einen regionalen Logistiker wie Schluge, der beispielsweise die komplette Milchlogistik für Vorarlberg Milch bewerkstelligt, sei kein Platz. Hier brauche es Unterstützung seitens der Politik. „Eine kleine funktionierende Volkswirtschaft wie Vorarlberg braucht alle Branchen. Handwerk, Handel, Landwirtschaft, Tourismus, Dienstleister und Industrie“, so Jürgen Sutterlüty.

Grundstück gesucht

Auch der Unternehmer selbst sucht seit Längerem ein Grundstück, auf dem er seine Produktionsbetriebe bündeln kann. „Dorthin würden wir auch gerne die Firma Schluge mitnehmen. Aber während wir über der Grenze in Deutschland Grundstücke angeboten bekommen, hagelt es in Vorarlberg bislang nur Absagen“, sagt Sutterlüty.

Was er an Platz für das Projekt bräuchte? Einen Hektar oder 1,6 Hektar, wenn Schluge mitkäme, gut angebunden ans Verkehrsnetz. An dem Standort will Sutterlüty seine Fleisch-, Brot- und Convenience-Produktion ansiedeln. „Man muss sich einfach bewusst werden, dass Vorarlberg nicht nur der Produktionsstandort für die Welt, sondern auch für die Region ist.“ Und letztlich sei es das Interesse aller – über alle Branchen hinweg – den Lebensraum und die Vielfalt zu erhalten. „Wir können das Thema nur gemeinsam lösen.“ VN-reh

„Knappe Ressourcen, die einseitig verteilt sind, bedeuten Mangel in einem anderen Bereich.“