Treibstoff für die Energiewende

Markt / 24.10.2021 • 18:24 Uhr
Bei der Produktion wird zwischen grauem und grünem Wasserstoff unterschieden, wobei die Studie auf die Produktion des grünen Wasserstoffs fokussiert. Weltweit nimmt die Produktion aber Fahrt auf, wie diese Anlage von Linde zeigt. FA/Linde
Bei der Produktion wird zwischen grauem und grünem Wasserstoff unterschieden, wobei die Studie auf die Produktion des grünen Wasserstoffs fokussiert. Weltweit nimmt die Produktion aber Fahrt auf, wie diese Anlage von Linde zeigt. FA/Linde

Studie zeigt Möglichkeiten des Einsatzes von Wasserstoff in der Vorarlberger Industrie auf.

Feldkirch, Bregenz Der Wettlauf um die Rettung des Weltklimas kommt in die entscheidende Phase. Nicht nur irgendwo, sondern auch in Vorarlberg. Um die von der Politik mehr oder weniger ehrgeizig formulierten Ziele zu erreichen, ist die Wahl der Mittel entscheidend. Eines dieser Mittel ist der Einsatz von Wasserstoff – so sieht es jedenfalls die Vorarlberger Industrie und sie ist damit nicht alleine. Auch wenn in den betroffenen Ressorts im Landhaus in Bregenz darüber unterschiedliche Ansichten herrschen, international wird daran nicht gezweifelt. Vorarlberger Speditionen wie Scheffknecht Transporte und Gebrüder Weiss sind bereits in Vorlage getreten und testen die Wasserstoff-Technologie im Nachbarland Schweiz.

Wasserstoff-Lehranlage

Und die Vorarlberger Industrie finanziert eine Wasserstoff-Lehranlage in der HTL Dornbirn, die im Frühjahr ihren Betrieb aufnehmen soll. „Uns ist es wichtig, dass die jungen Menschen mit der neuen Technologie in Berührung kommen und damit umgehen können“, begründet Hightech-Unternehmer Udo Filzmaier, der in der Vorarlberger Industriebranche sowohl das Thema Industrie wie auch Bildung „vorantreibt“, den Schritt.

Ein wichtiger Schritt ist auch die Beauftragung einer Studie zum „Wasserstoff in der Vorarlberger Industrie“, die von Experte Christof Drexel durchgeführt wurde. „Ich habe dafür fünf Unternehmen, nämlich die Firmen Getzner, Rondo, Collini, Ölz und Blum, analysiert. Sie bieten eine guten Querschnitt beim Energieverbrauch. Aufgrund er Analyse haben wir die Möglichkeiten des Einsatzes des sogenannten grünen Wasserstoffs im Land herausgearbeitet.“

Grüner Wasserstoff wird dort produziert, wo erneuerbare Energie günstig ist und zur Verfüung steht. Derzeit kostet die Produktion rund vier Euro pro Kilo. Möglichkeiten, damit wesentlich zur Energiewende beizutragen, sehen Filzmaier, Georg Müller (WKV) und Studienautor Drexel in der Industrie, die schließlich auch die Möglichkeit hat, für die Produktion mit großflächigen PV-Anlagen die notwendige CO2-freie Energie bereitzustellen, zahlreiche. Wirtschaftlich rechnen werde sich die Produktion, wenn die CO2-Steuer entsprechend erhöht werde. Die Forderung, etwa der deutschen Industrie, nach gesetzlich verbindlichen Rahmenbedingungen für die Energiewende und den Einsatz von Alternativenergien – und das nicht nur auf nationaler Ebene – begrüßen die Vorarlberger Wasserstoff-Pioniere, damit auch Wettbewerbsgleichheit herrsche.

Interesse in der Industrie

Wichtig sei es, am Ball zu bleiben. In der Industrie herrsche Bereitschaft und Interesse, mit Wasserstoff zu arbeiten und dafür den Einsatz von Erdgas zurückzufahren bzw. „komplett aus der Kette zu nehmen“. Wichtige weitere Erkenntnisse gebe es durch die Abbildung eines kompletten Netzes in einer Modellregion, wofür ebenfalls gerade eine Studie in Arbeit sei. Es gelte nun, am Ball zu bleiben und für den weiteren Einsatz in der Industrie Erfahrungen zu sammeln. VN-sca

Christof Drexel, Autor der Studie „Wasserstoff in der Vorarlberger Industrie“.VN
Christof Drexel, Autor der Studie „Wasserstoff in der Vorarlberger Industrie“.VN
Technologiesprecher der Industrie, Udo Filzmaier.VN/Steurer
Technologiesprecher der Industrie, Udo Filzmaier.VN/Steurer

Wasserstoff konkret

Anwendungen in Vorarlberg

Prozesswärme < 100°C wird am wirtschaftlichsten über Groß-Wärmepumpen unter Verwendung betrieblicher Abwärme bereitgestellt.

Prozesswärme < 500°C aus Biomasse wird zukünftig ökonomisch attraktiv, wenn der CO2-Preis auf oder über 50 Euro/to ansteigt.

Prozesswärme > 500°C erfordert in der Regel ein brennbares Gas. Neben dem sehr geringen Biogaspotenzial kommt noch die Vergasung von fester Biomasse infrage; doch auch das Biomasse-Potenzial ist begrenzt. Wasserstoff stellt deshalb eine interessante Option dar, deren praktische Anwendung bereits erprobt werden sollte.