Wieso die Pleiten wieder zunehmen

Markt / 22.03.2022 • 22:08 Uhr
Victoria Schuchlenz, KSV1870-Standortleiterin in Vorarlberg. ksv/mittelberger
Victoria Schuchlenz, KSV1870-Standortleiterin in Vorarlberg. ksv/mittelberger

Unternehmensinsolvenzen stark gestiegen, Privatkonkurse zurückgegangen.

Feldkirch In Vorarlberg ist die Zahl der Firmeninsolvenzen stark gestiegen. Im ersten Quartal 2022 schlitterten 31 Unternehmen in die Pleite, hiervon wurden 13 Verfahren mangels kostendeckendem Vermögen nicht eröffnet. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Plus von 287,5 Prozent. Gemessen an den Zahlen des Jahres 2019 -und damit dem letzten „Normaljahr“- errechnet sich noch ein Minus von rund 14 Prozent. „Österreichweit hat gegen Ende des Jahres 2021 im Bereich der Unternehmensinsolvenzen eine Trendumkehr eingesetzt, die nun auch in Vorarlberg angekommen ist. Die aktuellen Zahlen befinden sich annähernd auf Vorkrisenniveau“, erklärt Victoria Schuchlenz, KSV1870-Standortleiterin in Vorarlberg.

Die Entwicklungen bestätigen, dass die über fast eineinhalb Jahre auf sehr niedrigem Niveau befindlichen Unternehmensinsolvenzen vor allem auch den staatlichen Eingriffen geschuldet waren – diese sind größtenteils mit Ende September 2021 ausgelaufen. „Die kommenden Monate werden zeigen, wie stabil das wirtschaftliche Fundament zahlreicher Unternehmen tatsächlich ist. Ist dieses nicht gegeben und besteht keine reelle Chance auf einen positiven Fortbestand des Unternehmens, erachten wir es als zielführend, frühzeitig eine Sanierung anzustreben, um zu retten, was zu retten ist“, so Schuchlenz.

Alle Bundesländer mit Plus

Die aktuellen KSV1870-Ergebnisse liefern für das erste Quartal 2022 ein selten einheitliches Bild in ganz Österreich. So verzeichnen alle neun Bundesländer deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen.

Krisen als Unsicherheitsfaktor

In Anbetracht der derzeit vorherrschenden Krisensituationen, denen die Wirtschaft ausgesetzt ist, sei eine seriöse Einschätzung der Insolvenzsituation für die kommenden Monate nur schwer möglich. „Aus heutiger Sicht liegt es jedenfalls im Bereich des Möglichen, erstmals seit Ausbruch der Pandemie ein Jahresergebnis zu erzielen, das auf ‚Vor-Krisen-Niveau‘ liegt“, so Schuchlenz.

Weiterhin auf sehr niedrigem Niveau sind die Privatinsolvenzen in Vorarlberg, sie sind sogar entgegen dem Bundestrend um 10,2 Prozent zurückgegangen. So wurden im ersten Quartal 2022 hochgerechnet 79 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Verglichen mit dem ersten Quartal 2019 beträgt der Rückgang sogar 25 Prozent. Bei den Privatkonkursen könne eine langsamere Annäherung an das Vor-Krisen-Niveau beobachtet werden. Dies zeige auch einmal mehr, dass sich private Schulden meist über Jahre hinweg aufbauen, etwa durch übermäßigen Konsum, und selten von einem singulären Ereignis wie der Corona-Pandemie abhängen, erklärt Schuchlenz. VN-sca