Insolvenzen: Wie sich Vorarlberg vom Rest Österreichs abhebt

In Österreich steigen die Firmeninsolvenzen weiterhin. Der Standort Vorarlberg stemmt sich und zeigt sich stabiler. Bei Privatinsolvenzen bleibt die Lage zumindest stabil.
Feldkirch, Wien Entgegen dem Bundestrend sinken in Vorarlberg die Insolvenzen weiterhin. Laut aktueller Hochrechnung des KSV1870 sind die Pleiten von Unternehmen in unserem Bundesland in den ersten drei Quartalen 2025 um 16,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Jedoch fällt der Rückgang im dritten Quartal schwächer aus als noch im ersten Halbjahr. Österreichweit wird auch im dritten Quartal ein Plus von 5,3 Prozent verzeichnet. Im Zeitraum Jänner bis September wurden 105 Verfahren gezählt, nach 126 im Vergleichszeitraum 2024. Von den 105 Verfahren wurden 39 Verfahren mangels Vermögen gar nicht erst eröffnet, informiert Nathaniel Heinritz, Standortleiter des KSV1870 in Feldkirch.

Erfreulicherweise sind laut aktueller Hochrechnung des KSV1870 mit Stichtag 10. September 2025 die Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg in den ersten drei Quartalen 2025 deutlich zurückgegangen: Die Zahl der Insolvenzen liegt heuer bislang um 16,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. In Vorarlberg waren davon 217 Dienstnehmer sowie 538 Gläubiger betroffen. Im Detail zeigt sich: Der Rückgang fällt im dritten Quartal schwächer aus als noch im ersten Halbjahr. Bis Ende Juni lag die Veränderung bei einem Minus von 20,9 Prozent, mit Beginn September erhöhte sich die Insolvenzdynamik jedoch wieder leicht. Mit ein Grund, weshalb sich das Minus auf 16,7 Prozent reduzierte. “Die Zahl der Unternehmenspleiten liegt zwar nach wie vor deutlich unter Vorjahresniveau, allerdings hat sich der Rückgang zuletzt verlangsamt.”
Bekannte Insolvenztreiber
Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung sind drei “alte Bekannte” für etwa 45 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Österreich beziehungsweise 48 Prozent in Vorarlberg verantwortlich: Bau, Gastronomie und Handel. Bei Letzterem ist insbesondere der Einzelhandel betroffen. “Dieser steht schon seit geraumer Zeit durch die Online-Konkurrenz unter Druck. Hinzu kommt die steigende Inflation, welche den Preiskampf verschärft”, erklärt Heinritz.
Talsohle bei Rückgang erreicht
Wie vom KSV1870 bereits prognostiziert, hat die Dynamik bei den Vorarlberger Unternehmensinsolvenzen verglichen mit dem ersten Halbjahr 2025 im dritten Quartal leicht zugenommen. Denn einfach ist es für die Vorarlberger Unternehmen auf keinen Fall. “Vorarlberg als exportorientiertes Bundesland ist von den globalen wirtschaftlichen Verwerfungen besonders stark betroffen”, stellt Standortleiter Heinritz klar. Trotz breitem Branchenmix und vieler Nischen-Champions, die nach wie vor als stabilisierendes Element der Vorarlberger Wirtschaft gelten, können sich die Betriebe im Land nicht von der allgemein tristen Wirtschaftslage in Europa entkoppeln. Dazu hängt die Wirtschaftsleistung unter anderem zu stark an Deutschland. Beim großen Nachbarn stottert ebenfalls der Wirtschaftsmotor seit geraumer Zeit. “Mit Blick auf die geopolitische Lage ist zu befürchten, dass sich diese Situation nicht so rasch ändern wird”, blickt Heinritz nicht gerade optimistisch in die Zukunft.
Ebenfalls rückläufig sind erfreulicherweise die Schuldenregulierungsverfahren bei Privatpersonen. Laut aktueller Hochrechnung des KSV1870 suchten von Jänner bis September 331 Menschen in Vorarlberg gerichtliche Entschuldung – drei weniger als im gleichen Zeitraum 2024. Das entspricht einem Minus von 0,9 Prozent. Damit zeigt sich: Die Zahl der Privatinsolvenzen bewegt sich seit Monaten auf stabilem Niveau. “Die Verfahren spiegeln nicht eins zu eins die wirtschaftliche Situation der Haushalte wider”, erklärt Heinritz, erwartet aber, dass Familien zunehmend ihre finanziellen Reserven, die sie über Jahre hinweg angelegt haben, aufbrauchen werden.