Neun Stockwerke mit 54 Wohnungen oder Lego für Fortgeschrittene

Fertighausbauer Gropyus eröffnet erstes Gebäude bei Koblenz. Projekte in Österreich folgen.
Koblenz Gropyus will die Baubranche revolutionieren. Mit Gebäuden, die günstiger, schneller gebaut und nachhaltiger sind als andere. 2019 gegründet setzt das Unternehmen, das auch einen Standort in Dornbirn hat, auf eine vollständige Digitalisierung der Prozesse, die industrielle Planung und die automatisierte und serielle Fertigung. Im deutschen Richen werden komplette Gebäudeteile mit Robotern produziert.
Prominente Gesellschafter
Der deutsch-österreichische Fertighausbauer hatte von Anfang an prominente Gesellschafter an Bord, darunter auch der Vorarlberger Bauunternehmer Hubert Rhomberg. Auch die Gründer sind nicht unbekannt. Markus Fuhrmann baute den Dax-Konzern Delivery Hero mit auf, Florian Fritsch war einer der Investoren des Essenslieferdienstes. Stellvertretender Aufsichtsratschef ist Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer.
Nun hat die Vision auch Boden bekommen. Denn diese Woche wurde in Weißenthurm bei Koblenz das erste Gropyus-Gebäude eröffnet. Neunstöckig in Holz-Hybrid-Bauweise mit 54 Wohnungen. „Es gibt viele Baufirmen. Wir denken ein Projekt aber vom Anfang bis zum Ende“, sagt CEO Markus Fuhrmann. Dabei soll Nachhaltigkeit kein Luxus sein. Durch in die Fassade integrierte Photovoltaikelemente sei das Gebäude im Betrieb klimapositiv. In Bau und Errichtung würden 22 Prozent der sogenannten grauen Emissionen vermieden.
Durch den Ansatz, den Gropyus wählt, reduzieren sich nicht nur der Materialeinsatz und die Planungskosten, sondern auch die Bauzeit. Für die Montage brauche es zudem keine Bauarbeiter. Das Gebäude in Weißenthurm wurde in elf Wochen errichtet. Mittelfristig wolle man ein Projekt in sechs bis neun Monaten ab Planung und inklusive Bauantragsphase fertigstellen.
Gropyus setzt auf höchstmögliche Skalierbarkeit und einen Konfigurator, mit dem jedes beliebige Gebäude individuell geplant werden kann. Dazu setzt man auf Dienstleistungen. Ladeinfrastruktur, Internet, Gebäudereinigung, Babysitter – diese Services sind für die Bewohner über ein Betriebssystem abrufbar. Das zweite Projekt wird in Immendingen (Baden-Württemberg) entstehen. Zehnmal so groß. Zehn Gebäude. „Die Baugenehmigung ist da, nächstes Jahr soll es fertig sein“, so Fuhrmann.
Gropyus beschäftigt 300 Mitarbeiter und hat sechs Standorte in Deutschland, Österreich und Liechtenstein. Konkrete Pläne in Vorarlberg gebe es derzeit nicht, man würde hier aber gerne ein Projekt realisieren. Auf jeden Fall werde demnächst in Österreich gebaut.
120 Millionen
Gerade hat Gropyus wieder eine Finanzierungsrunde über 30 Millionen Euro abgeschlossen. Insgesamt wurden bislang 120 Millionen an Kapital eingesammelt. Zu den Investoren zählen die Vienna Insurance Group, der schwedische Konzern FAM oder die Warema Group. VN-reh

