Das fordern Trafikanten: Hanf und Glücksspiel statt Tabak

Markt / 08.06.2022 • 20:00 Uhr
Verschwinden Trafiken aus dem Ortsbild und -leben? Die Tabakverkäufer schlagen Alarm.    <span class="copyright">APA/pfarrhofer</span>
Verschwinden Trafiken aus dem Ortsbild und -leben? Die Tabakverkäufer schlagen Alarm.    APA/pfarrhofer

Trafikanten fordern Maßnahmen, um ihre Branche langfristig zu sichern.

Wien, Hard Kaiser Josef II. hat 1784 das Tabakmonopol in der Habsburger-Monarchie eingeführt und seit damals gibt es auch die Tabaktrafik in Österreich. Von Anfang an wurden Kriegsinvaliden, Kriegerwitwen und schuldlos verarmten Beamten Trafikantenstellen zu ihrer Versorgung zugestanden. Heute werden mehr als die Hälfte (53,9 Prozent) der Tabakfachgeschäfte von Unternehmerinnen und Unternehmern mit schwerer Behinderung geführt.

Bei einer durchschnittlichen Betriebsleistung von 1.287.500 Euro bleibt am Ende des Jahres ein Ergebnis vor Steuern in durchschnittlicher Höhe von 25.320 Euro. „In Vorarlberg ist es etwas besser“, erklärt die Sprecherin der Branche in Vorarlberg, Ursula Steurer, im Gespräch mit den VN. Doch damit könnte in absehbarer Zeit Schluss sein: Die Europäische Kommission hat mit ihrem „Plan gegen den Krebs“ eine der wichtigsten gesundheitspolitischen Prioritäten der Union präsentiert, die Raucherquote soll von derzeit 25 auf fünf Prozent sinken. Parallel dazu hat das Gesundheitsministerium einen Beirat mit der Zielsetzung, den Konsum von Tabak- und neuartigen Produkten nachhaltig zu reduzieren, eingerichtet. Geplant ist, die nationale Strategie mit Oktober 2022 in Kraft zu setzen.

Die Sprecherin der Vorarlberger Trafikanten, Ursula Steurer,  fordert Perspektiven. <span class="copyright">VN/sca</span>
Die Sprecherin der Vorarlberger Trafikanten, Ursula Steurer, fordert Perspektiven. VN/sca

Ohne entsprechende Maßnahmen, schlagen Steurer und Kollegen im übrigen Bundesgebiet Alarm, bedeute das das Aus für eine Branche, die österreichweit knapp 7000 Arbeitsplätze bereitstellt und im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Euro Steuern ablieferte. Um ihre Existenz zu sichern, hat die Branche von der KMU-Forschung Österreich den Ist-Zustand erhoben und präsentiert Forderungen für die Zukunft: den Verkauf von rauchbaren Hanfprodukten unter 0,3 THC ausschließlich in Trafiken sowie den exklusiven Vertrieb von Tabakerzeugnissen wie z. B. Nikotinpouches. Weiters sollte es Lotterieprodukte nur in der Trafik geben und das Onlineglücksspiel solle wie im Tabakmonopolgesetz geregelt werden. Schließlich wird auf Bundesebene auch die Eindämmung des Tabaktourismus gefordert. Ein Thema, das die 74 Vorarlberger Trafikanten, so Steurer, nicht haben. „Bei uns sind Tabakwaren günstiger als in der Schweiz und Deutschland, deshalb kommen auch aus diesen Ländern Kunden zu uns.“ Doch ohne eine solche Perspektive und eine Reduzierung der Tabakverkaufsstellen (in Tankstellen, im Handel etc., momentan 149 im Land) geht die Zukunft der Branche in Rauch auf.