Das „Comeback“ der Zinsen

Dornbirn Die Zinswende der Notenbanken zur Eindämmung der Inflation sorgt für geänderte Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten. Am Donnerstag hat die EZB die Zinssätze um 0,75 Prozentpunkte angehoben und damit die größte Erhöhung in ihrer Geschichte vorgenommen. Der Leitzins liegt nun bei 1,25 Prozent. Die Entscheidung der EZB folgt ähnlichen Maßnahmen der US-Notenbank, die in den letzten beiden Sitzungen die Zinssätze um 0,75 Prozentpunkte angehoben hat. Ziel der EZB ist es, die Inflation zu senken, auch wenn dies eine Verlangsamung der Wirtschaft in der Eurozone bedeutet. Für kommendes Jahr wird im Euroraum nur noch ein Wachstum von 0,9 Prozent erwartet nach 3,1 Prozent in diesem Jahr.
Während die höheren Geldmarktzinsen bei einigen Risikoklassen für Gegenwind sorgen, könnte es am Anleihenmarkt interessante Ertragschancen geben. Bei den Lieferketten ist mittelfristig mit einer Entspannung zu rechnen, was hinsichtlich der Inflationsthematik für Entlastung sorgen könnte. Bis Jahresende dürften noch weitere Leitzinsanhebungen der Fed in den USA folgen, allerdings mit abflachender Dynamik.
Die geänderte Zinspolitik der Notenbanken sorgt für eine „Normalisierung“ an den Anleihenmärkten. Die Zeiten von Negativrenditen bei festverzinslichen Wertpapieren scheinen vorerst vorbei. Im Schnitt befinden sich Renditen von Staatsanleihen wieder auf den Niveaus der Jahre 2015 und 2016, was für Anleger ein attraktiver Einstieg sein könnte. Auch Unternehmensanleihen bieten wieder Chancen: Das Rendite-Niveau liegt rein nominell, also vor Betrachtung der Inflation, bei Corporates zwischen 2-3 Prozent (Rating-Stufe Investmentgrade) und 6-8 Prozent (High Yield-Anleihen).
christoph.flatz@dornbirn.sparkasse.at, Christoph Flatz, Private Banking. www.erste-am.at