Und wenn die Energiepreise fallen?

Markt / 04.11.2022 • 19:14 Uhr
Und wenn die Energiepreise fallen?

Bregenz Diesen Monat veröffentlichte die Statistik Austria die österreichische Inflationsrate mit 10,5 Prozent (Veränderung zum Vorjahresmonat). Die Inflationsentwicklung hängt vor allem an den Energiepreisen, die zuletzt jedoch wieder stark gefallen sind. Der durchschnittliche europäische Erdgaspreis sank zuletzt auf sein Niveau vor Krisen- und Kriegsbeginn.

Gründe für den starken Gaspreisverfall: Viele Gründe sprechen für eine nachhaltige Stabilisierung: Die Gasspeicher sind weitestgehend gefüllt. Die milden Temperaturen dämpfen den Verbrauch von Erdgas zu Heizzwecken. Vor den Küsten Europas und Asiens warten derzeit Tanker mit einer Gesamtfüllmenge von ca. 2,6 Millionen Tonnen verflüssigtem Erdgas auf ihre Entladung. In den vergangenen Monaten nahmen 70 Prozent aller US-LNG-Tanker Kurs auf Europa.

Fällt meine Gasrechnung nun doch nicht so happig aus? Die Versorger deckten sich für ihren Energiebedarf in der Regel größtenteils mit langfristigen Termingeschäften ein. Selbst wenn mancher Versorger vor Kurzem noch mit etwas höheren Einkaufspreisen gerechnet und jetzt etwas weniger zahlen muss, so fließen die hohen Einkaufspreise erstmal in seine allgemeine Kostenkalkulation ein. Direkte Preissenkungen an die Kunden sind somit nicht sofort möglich, zumal die Preisanpassungen üblicherweise nur einmal im Jahr durchgeführt werden.

Insgesamt ist der starke Rückgang bei Energiepreisen eine gute Nachricht. Bleiben die Preise auf einem niedrigen Niveau, könnte eine Rezession in Europa ausbleiben. Für die Finanzmärkte könnten dies jetzt schon gute Nachrichten darstellen.

karl-heinz.strube@hypovbg.at,
Karl-Heinz Strube, CEFA, CIIA, Leiter Asset Management bei der Hypo Vorarlberg Bank AG