Löhne noch vor Weihnachten

AK-Chef Heinzle: „Sorgen dafür, dass Bertsch-Mitarbeiter schnell Lohn bekommen.”
Bludenz, Feldkirch Nach der Insolvenz-Anmeldung durch den Bludenzer Kraftwerksbauer Bertsch Energy am Montag werden nun die wichtigsten nächsten Schritte in Angriff genommen. Der für die Mitarbeiter wichtigste Schritt erfolgte bereits am Dienstag. Da wurde in der Arbeiterkammer Feldkirch die Lage der betroffenen Mitarbeitern analysiert und nach Lösungen gesucht. Die Fachleute der AK rechnen derzeit aus, wer wie viel Geld bekommen wird – der Lohn für November ist ebenso ausständig wie das Weihnachtsgeld, das in der Metallindustrie üblicherweise Anfang Dezember ausgezahlt wird. Der Novemberlohn wird üblicherweise Ende des Monats ausbezahlt.
Antrag wird geprüft
Der Lohn- bzw. Gehaltsausfall, der für die Mitarbeiter insgesamt aber insbesondere bei den aktuellen Herausforderungen und der starken Inflation, besonders schmerzhaft und oft nicht verkraftbar wäre, wird vom Insolvenzentgeltsicherungsfonds übernommen – allerdings erst, sobald das Gericht den Antrag überprüft hat.
Das stellte der frischgebackene Arbeiterkammer-Präsident Bernhard Heinzle, der als langjähriger Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA große Erfahrung in der Vertretung der Arbeitnehmerrechte auch bei Insolvenzen hat, am Dienstag klar. „Die ausstehenden Gehälter der Mitarbeiter werden noch vor Weihnachten überwiesen“, sagte er. Über die Situation im Unternehmen aus Sicht der Arbeitnehmer wird noch diesen Freitag oder zu Wochenbeginn bei einer Betriebsversammlung informiert.
Das Unternehmen, das 156 Angestellte, fünf Arbeiter und vier Lehrlinge beschäftigt, setzt indes die Planung für das Reststoffkraftwerk der Rondo fort. Das Pre-Engineering, also die Vorplanung, sollte noch diese Woche abgeschlossen sein, gibt Rondo-Ganahl-Vorstandschef Hubert Marte Auskunft, bei Bertsch Energy wie bei Rondo Ganahl werde derzeit das Projekt wie vorgesehen weiterverfolgt. Nicht so glatt verlaufen ist eine andere Geschäftsverbindung: Ein deutsches Ingenieursbüro, das schon früher mit Bertsch zusammenarbeitete, wurde von der Insolvenz kalt erwischt. „Ich bin von diesem Verfahren sehr überrascht worden. Wir haben für einen möglichen neuen Kunden eine Präsentation mit Bertsch durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits im Hause Bertsch die Insolvenz bekanntgegeben. So stehen wir wie die Deppen da“, schimpft der Geschäftsführer des Unternehmens.
Eigene Tochterfirmen
Von der Insolvenz sind keine weiteren Unternehmen der Gruppe betroffen, wohl aber Tochterunternehmen oder Partnerschaften der Bertsch Energy, die zu 90 Prozent an der Produktionsanlagen Verpachtungsgesellschaft m.b.H beteiligt ist und jeweils 100 Prozent an der Bertsch Service GmbH, an der Bertsch Energy Deutschland GmbH, der Bertsch Polska SP. Zo.o sowie an der Bertsch Enerji Tesisleri Ticaret Limited Sirketi in der Türkei hält. Mit Passiva von 138,3 Millionen Euro dürfte es sich um die größte Insolvenz 2022 im Land handeln. Insolvenz-Fachleute gehen davon aus, dass das Unternehmen aufgrund der “Ermangelung finanzieller Mittel” geschlossen wird. Geschäftsführer Thomas Smetana berichtet, dass bereits an einer Auffanggesellschaft gearbeitet werde, die die Abwicklung von drei Projekten übernimmt. VN-sca

