So wird in Vorarlberg Klimabeton hergestellt

Markt / 26.02.2023 • 17:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Tobias Ilg vom Energiewerk Ilg in Dornbirn. <span class="copyright">vn/Rhomberg</span>
Tobias Ilg vom Energiewerk Ilg in Dornbirn. vn/Rhomberg

Kohlenstoffbasierter Zuschlagstoff kann bis zu 15 Prozent Zement ersetzen. Dadurch entsteht ein klimapositiver Baustoff.

Dornbirn Klimaschutz ist das große Thema unserer Zeit. Die einen lassen das Auto stehen, die anderen kaufen Produkte ohne Verpackung. „Genauso braucht es aber Menschen, die den CO2-Müll wegräumen“, sagt Tobias Ilg (49) vom Energiewerk Ilg in Dornbirn.

In Island gibt es beispielsweise eine Anlage, die CO2 aus der Luft saugt und im Gestein unter der Erde sperrt. Aber auch Ilg hat zusammen mit Partnern ein Rezept entwickelt: den Klimabeton.

Kohlenstoff fällt als drittes Produkt neben Strom und Wärme bei der thermochemischen Umwandlung (Pyrolyse) von Restholz an. <span class="copyright">vn/Rhomberg</span>
Kohlenstoff fällt als drittes Produkt neben Strom und Wärme bei der thermochemischen Umwandlung (Pyrolyse) von Restholz an. vn/Rhomberg

Basis dieser Technologie ist der technische Kohlenstoff. Er wird im Holzkraftwerk von Ilg erzeugt. Denn dort fällt bei der thermochemischen Umwandlung (Pyrolyse) von Restholz neben Strom und Wärme auch Pflanzenkohle an. Wird diese funktionalisiert, bleibt das im Holz gespeicherte CO2 gebunden und es entsteht ein Zusatzstoff, der dann in der Beton- und Asphaltherstellung zum Einsatz kommt. Dort ersetzt er bis zu 15 Prozent des Zements.

Pflanzenkohle kommt sonst in der Landwirtschaft zur Bodenaufbereitung zum Einsatz. <span class="copyright">vn/Rhomberg</span>
Pflanzenkohle kommt sonst in der Landwirtschaft zur Bodenaufbereitung zum Einsatz. vn/Rhomberg

In Summe führe das dazu, dass Baustoffe nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv werden. „Mit dem Zusatzstoff wird Beton zu einer Kohlenstoffsenke. Baustoffe werden als Kohlenstoffspeicher genutzt und dadurch deren CO2-Fußabdruck signifikant minimiert“, betont Ilg.

Franz Kopf und Tobias Ilg. <span class="copyright">vn/Rhomberg</span>
Franz Kopf und Tobias Ilg. vn/Rhomberg

Mit dem Betonwerk Kopf in Altach gibt es einen Partner in Vorarlberg, der den Beton herstellt. Die betontechnologische Beprobung wurde von der Bautechnischen Versuchsanstalt an der HTL Rankweil durchgeführt.

Der Anbau im Bürogebäude des Energiewerks Ilg wurde mit Klimabeton realisiert. <span class="copyright">vn/Rhomberg</span>
Der Anbau im Bürogebäude des Energiewerks Ilg wurde mit Klimabeton realisiert. vn/Rhomberg

Aber das Projekt Klimabeton ist längst nicht nur theoretisch verortet. Denn es wurden in Vorarlberg bereits drei Projekte erfolgreich umgesetzt. Das Einfamilienhaus der Familie Mäser in Dornbirn, der Anbau im Bürogebäude des Energiewerk Ilg und zuletzt das Technikgebäude der ÖBB an der Hypounterführung in Bregenz. „Leuchttürme“, wie Ilg sagt. Jetzt gehe es darum, die Markteinführung zu schaffen und auch in anderen Ländern in Umsetzung zu kommen. Denn es sei wichtig, dass die Baubranche aktiv am Klimaschutz teilhabe.

Klimabeton kam für das Technikgebäude der ÖBB zum Einsatz. <span class="copyright">Kopf</span>
Klimabeton kam für das Technikgebäude der ÖBB zum Einsatz. Kopf
Die ÖBB haben dafür auch eine Klimabilanz erstellt. <span class="copyright">kopf</span>
Die ÖBB haben dafür auch eine Klimabilanz erstellt. kopf
Einfamilienhaus Mäser: „Es braucht Leute, die einfach loslegen und ausprobieren, sonst macht es keiner” so Bauherr Adi Mäser. <span class="copyright">Kopf</span>
Einfamilienhaus Mäser: „Es braucht Leute, die einfach loslegen und ausprobieren, sonst macht es keiner” so Bauherr Adi Mäser. Kopf
Klimabeton für das Einfamilienhaus Mäser in Dornbirn. <span class="copyright">Kopf</span>
Klimabeton für das Einfamilienhaus Mäser in Dornbirn. Kopf
Klimabeton für das Bürogebäude des Energiewerks Ilg. <span class="copyright">kopf</span>
Klimabeton für das Bürogebäude des Energiewerks Ilg. kopf
Die Verarbeitung von Klimabeton ist gleich wie bei herkömmlichem Beton. <span class="copyright">kopf</span>
Die Verarbeitung von Klimabeton ist gleich wie bei herkömmlichem Beton. kopf
Auch die Festigkeitswerte sind sehr gut. <span class="copyright">kopf</span>
Auch die Festigkeitswerte sind sehr gut. kopf

Die Eigenschaften von Klimabeton im Vergleich zu herkömmlichem Beton sind die gleichen, sagt Franz Kopf (58) von Kopf Kies + Beton in Altach. Auch die Festigkeitswerte sind sehr gut. Theoretisch könnte man auch mehr Zement ersetzen, das Hindernis ist hier allerdings die Betonnorm.

Die Kosten

Und die Kosten? Diese sind prinzipiell um 30 Prozent höher als bei herkömmlichen Beton. Allerdings ist es möglich, im Gegenzug mit entsprechenden Kohlenstoffsenkenzertifikaten zu handeln. Allerdings müsse man auch nicht gleich ein komplettes Gebäude in Klimabeton bauen. Auch Teile wie eine Stiege, eine Wand oder der Boden sind sehr sinnvoll. „Wir brauchen Beton, er ist nicht wegzudiskutieren, aber wir können ihn verbessern“, sagt Kopf.

Klimabeton ist klimapositiv. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Klimabeton ist klimapositiv. VN/Rhomberg

Die ÖBB haben für das Technikgebäude aus Klimabeton übrigens eine Klimabilanz erstellt. Das Ergebnis: Durch den Einsatz von Klimabeton konnten 41 Prozent CO₂-Äquivalente im Vergleich zum herkömmlichen Standardbeton eingespart werden.  Für eine äquivalente Einsparung müsste für ca. 52.500 km auf den Pkw verzichtet werden.

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