So wird in Vorarlberg Klimabeton hergestellt

Kohlenstoffbasierter Zuschlagstoff kann bis zu 15 Prozent Zement ersetzen. Dadurch entsteht ein klimapositiver Baustoff.
Dornbirn Klimaschutz ist das große Thema unserer Zeit. Die einen lassen das Auto stehen, die anderen kaufen Produkte ohne Verpackung. „Genauso braucht es aber Menschen, die den CO2-Müll wegräumen“, sagt Tobias Ilg (49) vom Energiewerk Ilg in Dornbirn.
In Island gibt es beispielsweise eine Anlage, die CO2 aus der Luft saugt und im Gestein unter der Erde sperrt. Aber auch Ilg hat zusammen mit Partnern ein Rezept entwickelt: den Klimabeton.

Basis dieser Technologie ist der technische Kohlenstoff. Er wird im Holzkraftwerk von Ilg erzeugt. Denn dort fällt bei der thermochemischen Umwandlung (Pyrolyse) von Restholz neben Strom und Wärme auch Pflanzenkohle an. Wird diese funktionalisiert, bleibt das im Holz gespeicherte CO2 gebunden und es entsteht ein Zusatzstoff, der dann in der Beton- und Asphaltherstellung zum Einsatz kommt. Dort ersetzt er bis zu 15 Prozent des Zements.

In Summe führe das dazu, dass Baustoffe nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv werden. „Mit dem Zusatzstoff wird Beton zu einer Kohlenstoffsenke. Baustoffe werden als Kohlenstoffspeicher genutzt und dadurch deren CO2-Fußabdruck signifikant minimiert“, betont Ilg.

Mit dem Betonwerk Kopf in Altach gibt es einen Partner in Vorarlberg, der den Beton herstellt. Die betontechnologische Beprobung wurde von der Bautechnischen Versuchsanstalt an der HTL Rankweil durchgeführt.

Aber das Projekt Klimabeton ist längst nicht nur theoretisch verortet. Denn es wurden in Vorarlberg bereits drei Projekte erfolgreich umgesetzt. Das Einfamilienhaus der Familie Mäser in Dornbirn, der Anbau im Bürogebäude des Energiewerk Ilg und zuletzt das Technikgebäude der ÖBB an der Hypounterführung in Bregenz. „Leuchttürme“, wie Ilg sagt. Jetzt gehe es darum, die Markteinführung zu schaffen und auch in anderen Ländern in Umsetzung zu kommen. Denn es sei wichtig, dass die Baubranche aktiv am Klimaschutz teilhabe.







Die Eigenschaften von Klimabeton im Vergleich zu herkömmlichem Beton sind die gleichen, sagt Franz Kopf (58) von Kopf Kies + Beton in Altach. Auch die Festigkeitswerte sind sehr gut. Theoretisch könnte man auch mehr Zement ersetzen, das Hindernis ist hier allerdings die Betonnorm.
Die Kosten
Und die Kosten? Diese sind prinzipiell um 30 Prozent höher als bei herkömmlichen Beton. Allerdings ist es möglich, im Gegenzug mit entsprechenden Kohlenstoffsenkenzertifikaten zu handeln. Allerdings müsse man auch nicht gleich ein komplettes Gebäude in Klimabeton bauen. Auch Teile wie eine Stiege, eine Wand oder der Boden sind sehr sinnvoll. „Wir brauchen Beton, er ist nicht wegzudiskutieren, aber wir können ihn verbessern“, sagt Kopf.

Die ÖBB haben für das Technikgebäude aus Klimabeton übrigens eine Klimabilanz erstellt. Das Ergebnis: Durch den Einsatz von Klimabeton konnten 41 Prozent CO₂-Äquivalente im Vergleich zum herkömmlichen Standardbeton eingespart werden. Für eine äquivalente Einsparung müsste für ca. 52.500 km auf den Pkw verzichtet werden.
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