„Liechtensteiner Volksblatt“ eingestellt

Markt / 28.02.2023 • 20:25 Uhr
Die Generalversammlung der Volksblatt AG beschloss die Einstellung des Traditionsblattes nach 175 Jahren Landes- und Zeitungsgeschichte. VN
Die Generalversammlung der Volksblatt AG beschloss die Einstellung des Traditionsblattes nach 175 Jahren Landes- und Zeitungsgeschichte. VN

Das Fürstentum verliert seine älteste Tageszeitung.

Vaduz, Schaan Das seit 1878 erscheinende „Liechtensteiner Volksblatt“ wird mangels wirtschaftlicher Perspektiven eingestellt. Die Entscheidung pflügt die Medienlandschaft des Fürstentums um und hat Auswirkungen in der Politik. Die Einstellung der Zeitung und die Liquidation des Verlagshauses (Volksblatt AG) wurde am Dienstag von dessen Generalversammlung einstimmig beschlossen. Russmedia hält eine Minderheitsbeteiligung und hatte auch den Druck der 145 Jahre alten Liechtensteiner Zeitung innegehabt. Die Zeitung dürfte bereits in den ersten Märztagen von der Medienlandkarte Liechtensteins verschwinden, hieß es. 30 Beschäftigte sind betroffen. Für sie sei unter Einbezug der Belegschaft ein großzügiger Sozialplan erarbeitet worden.

Markt wurde immer kleiner

Das „Volksblatt“ kämpfte mit dem Abfluss von Werbegeldern an große Internetfirmen und mit stetig zurückgehenden Printabonnenten. In Liechtenstein mit seinen 39.000 Einwohnern kam erschwerend die Kleinheit des Marktes hinzu, den sich das „Volksblatt“ mit dem „Liechtensteiner Vaterland“ teilte. Zuletzt lag die normale Auflage der Zeitung bei nur 3800 Exemplaren. 2015 waren noch 9000 Exemplare gedruckt worden.

Das „Liechtensteiner Volksblatt“ stand der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) nahe. Die staatstragende Partei verliert mit der Einstellung ihr mediales Sprachrohr. Die FBP hatte zuletzt noch das Ende des „Volksblatts“ mit einer parlamentarischen Initiative zu verhindern versucht. Sie forderte, die staatliche Medienförderung befristet für drei Jahre zu erhöhen. Als sich Anfang Februar das Ende der Zeitung klar abzuzeichnen begann, zog die Partei ihr Begehren zurück.

Die zweite Tageszeitung im Fürstentum, das „Liechtensteiner Vaterland“, steht der anderen großen Partei nahe, der Vaterländischen Union (VU). Doch damit ist laut Chefredakteur Patrik Schädler wegen des Aus der Konkurrentin nun Schluss. Das Näheverhältnis zur VU gehöre ab sofort der Vergangenheit an, schrieb er kürzlich in einem Leitartikel. Das Redaktionsstatut des „Vaterlandes“ wurde bereits angepasst.

Mit der Einstellung des „Volksblatts“ geht eine über 100-jährige Mediengeschichte in Liechtenstein mit zwei parteinahen Tageszeitungen zu Ende.