Wirtschaftsbericht Vorarlberg 2022/23 sorgt für Schlagabtausch

Markt / 11.07.2023 • 17:44 Uhr
Am Dienstag wurde der Wirtschaftsbericht 2022/23 präsentiert. <span class="copyright">vlk/serra</span>
Am Dienstag wurde der Wirtschaftsbericht 2022/23 präsentiert. vlk/serra

Unternehmen weiter vor großen Herausforderungen. Plädoyer für mehr Leistung. Gewerkschaft hält dagegen.

Bregenz Der aktuelle Wirtschaftsbericht 2022/23 für Vorarlberg ist da und zeigt dabei verschiedene Stoßrichtungen. So lag Vorarlberg im vergangenen Jahr 2022 mit einem Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent knapp über dem Österreich-Durchschnitt von 5,0 Prozent. Sowohl der Tourismus als auch der Bau hätten von günstigen Rahmenbedingungen profitiert.

Bei der Sachgüterproduktion konnte Vorarlberg mit einem Wachstum von 6,0 Prozent nicht ganz an das Ergebnis aus dem Jahr davor (+13,1 Prozent) anschließen. Die Industrieproduktion stieg 2022 um 10,5 Prozent, blieb damit aber hinter den Erwartungen. Der Einzelhandel verzeichnete ein nominelles Wachstum um 5,9 Prozent, aufgrund der Inflation aber ein reales Ergebnis von -3,0 Prozent.

Landesrat Marco Tittler, Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und WKV-Präsident Wilfried Hopfner.<span class="copyright"> vlk/Serra</span>
Landesrat Marco Tittler, Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und WKV-Präsident Wilfried Hopfner. vlk/Serra

Denn die hohen Preise, sagt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler, hätten das Wachstum teilweise aufgezehrt.

Für heuer wird beim Wachstum jedenfalls ein leichter Dämpfer erwartet. Aufgrund einer relativ schwachen Industrie- und Baukonjunktur wird 2023 ein leichter Rückgang der Wirtschaftsleistung um -0,1 Prozent erwartet.

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Der Wohnbau sei in einer schwierigen Situation, so Tittler. Auch wegen der sogenannten KIM-Verordnung, die die Kreditvergabe bei Immobilienkrediten deutlich verschärft hat. Dazu kommen die hohe Inflation und hohe Energie- und Rohstoffpreise.

Nicht ausruhen, Leistung bringen!

Wirtschaftskammerpräsident Wilfried Hopfner hofft deshalb darauf, dass bei den kommenden Lohnverhandlungen im Herbst maßvoll vorgegangen wird. „Erneut so hohe Abschlüsse sind nur schwer vorstellbar.“ Bei der KIM-Verordnung plädiert er für ein Außer-Kraft-Setzen. „Sie passt nicht in die heutige Zeit.“ Ebenso müsse der Energiekostenzuschuss II endlich kommen. Zugleich appelliert Hopfner an den Willen zur Leistung. „Sich auf dem erarbeiteten Wohlstand auszuruhen, wird nicht funktionieren. Wenn wir alle weniger arbeiten, bricht das ganze System zusammen.“

Heuer schauen die Zahlen etwas gedämpfter aus als noch im Vorjahr. <span class="copyright">vlk/Serra</span>
Heuer schauen die Zahlen etwas gedämpfter aus als noch im Vorjahr. vlk/Serra

“Steinzeit-Unternehmertum”

Die Äußerung rief dann gleich die Gewerkschaft auf den Plan. ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer ist sich sicher: „Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bringt für alle nur Vorteile.“ Die Beschäftigten seien produktiver, gesünder und zufriedener. „Außerdem ermöglichen kürzere Arbeitszeiten vor allem Frauen, stärker ins Berufsleben einzusteigen.“ Demnach werde damit auch der aktuelle Arbeitskräftemangel bekämpft. „Mit Steinzeit-Unternehmertum und Forderungen nach mehr Arbeit ist heute auch im Kampf um Fachkräfte kein Blumentopf zu gewinnen.“

Außerdem kündigt Stemmer bereits an, dass sich die Gewerkschaften bei den anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen unbeirrt von Zwischenrufen für eine ordentliche Entlastung von der Teuerung für die Arbeitnehmer einsetzen werden.

ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer. <span class="copyright">ögb</span>
ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer. ögb